Herfried Münkler

Macht in der Mitte

Die neuen Aufgaben Deutschlands in Europa
Cover: Macht in der Mitte
Edition Körber-Stiftung, Hamburg 2015
ISBN 9783896841650
Gebunden, 208 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Liegt die Zukunft Europas in deutscher Hand? Angesichts zahlreicher Krisen und schwindender Akzeptanz der Europäer für das gemeinsame Projekt ist die Frage nach der Rolle Deutschlands aktueller denn je. Einige Staaten fürchten dessen erneutes Erstarken; andere erwarten von ihm, seine Zurückhaltung endlich zugunsten einer klaren, furcht losen Haltung aufzugeben. Muss Deutschland mehr Führung wagen, um ein Auseinanderdriften Europas zu verhindern? Herfried Münkler kreist die neuralgischen Punkte der deutschen Politik ein, legt historische Bezüge offen und entwirft eine Strategie für das größte Land inmitten des Kontinents.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.05.2015

Vor einigen Jahren wäre Herfried Münklers Ruf nach einer Vormacht Deutschlands in Europa als Affront aufgefasst worden, vermutet Adam Soboczynski, inzwischen taugt die These des Politikwissenschaftlers als ernstzunehmender, wenn auch provokanter Vorschlag. Es habe in Europa schon immer "das mentale Bedürfnis nach zentrierten Räumen" gegeben, argumentiert Münkler, und durch Osterweiterung, Wirtschaftskrise und Rückzug der USA finde sich Deutschland als geografisches, wirtschaftliches und militärisches Zentrum wieder, fasst Soboczynski zusammen. Nun müsse Deutschland, schon im eigenen nationalen Interesse, seine Verantwortung als Zahl- und Zuchtmeister anerkennen, um die EU im internationalen wirtschaftlichen wie kulturellen Wettbewerb zu halten, referiert der Rezensent. So ließe sich argumentieren, findet Soboczynski, allerdings nur, wenn man das Projekt einer wertbasierten europäischen Gemeinschaft für unmöglich oder gescheitert erachte, wozu der Rezensent nicht bereit ist.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.04.2015

In einem kleinen Essay über die Charakteristika und Schwierigkeiten der deutschen Vormachtstellung in Europa kommt Rezensent Gustav Seibt auch auf Münklers Büchlein "Macht in der Mitte" zu sprechen, in dem der Politologe einen neuartigen Blick auf die Lage wirft. Die hegemoniale Stellung lässt sich kaum mehr bestreiten, eine Lage, die für Deutschland auch ihre Misslichkeiten hat und politische Klugheit verlangt, so Seibt. Denn Deutschlands Macht wird in vielen Krisenländern Europas durchaus mit Polemik und Missgunst beobachtet - Merkel mit Hitler-Bärtchen auf manchen Karikaturen ist nur ein drastischer Ausdruck dieser Missgunst. Als größter Clou von Münklers Argumentation stellt sich dabei heraus, dass Deutschlands problematische Geschichte heute zu einem paradoxen Vorteil wird: Für Deutschlands Kritiker ist sie ein steter Zaunpfahl, der den Riesen in der Mitte zu Bescheidenheit gemahnt.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de