Heinz Ludwig Arnold

Wilflinger Erinnerungen

Mit Briefen von Ernst Jünger
Cover: Wilflinger Erinnerungen
Wallstein Verlag, Göttingen 2012
ISBN 9783835310704
Gebunden, 143 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Die Erinnerungen von Ernst Jüngers letztem Sekretär und 35 unveröffentlichte Briefe Jüngers. Schon als Gymnasiast hat sich Heinz Ludwig Arnold brieflich an Ernst Jünger gewandt. Wenig später fragt er in Wilflingen um Rat, ob er den Wehrdienst in der damals noch jungen Bundeswehr leisten soll. Der Antwortbrief, den Greta Jünger im Auftrag ihres Mannes schreibt, ist in der Tendenz nicht überraschend. Es beginnt eine Korrespondenz, die bald in Arnolds Beschäftigung als "Secretarius" mündet. Diese Stellung gewährt Einblicke in Jüngers Position im Literaturbetrieb der Bundesrepublik, seine Haltung gegenüber den Emigranten und seine Sicht auf die Politik in Deutschland, Europa und der Welt. Im Verlauf der Jahre wandelt sich der Blick des Literaturkritikers und Zeitschriftenherausgebers, wird auch kritisch gegenüber dem "Krieger, Waldgänger und Anarchen" um sich in Jüngers letzten Lebensjahren schließlich wieder anzunähern.
Neben dem großen Erinnerungsessay des am 1. November 2011 verstorbenen Kritikers Heinz Ludwig Arnold enthält der Band 35 überaus aufschlussreiche Briefe von Ernst Jünger, die hier erstmals gedruckt werden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.02.2013

Ach ja, die Altersmilde. Ergriffen hat sie offenbar auch Heinz Ludwig Arnold, der in seinen Erinnerungen an seine Zeit als "Secretarius" Ernst Jüngers, kreideweich über den einstigen Chef schreibt, mit dem er zeitlebens doch manches Hühnchen zu rupfen hatte und er mit ihm. Martin Thoemmes scheint das nicht zu stören. Er lässt sich vom Autor mitnehmen ins Wilflinger Jagdhäuschen der frühen 60er, als Jünger an einem lebensgeschichtlichen Umbruch laboriert. Thoemmes staunt über die fast zartfühlende Art, mit der Arnold per diskreter Innensicht den Alltag des Schriftstellers beschreibt, über dessen Verachtung für seine Kritiker informiert oder Jüngers Ader für Albernes und Ironie offenlegt.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.05.2012

Nein, aussparen müsse er seine Kriegserlebnisse wahrlich nicht, erklärt der rezensierende Hans-Peter Kunisch zu Jüngers eigener Verteidigung seiner "Stahlgewitter" im vorliegenden Band. Aber stilistisch vom Kitsch hätte er sie freihalten sollen müssen, legt Kunisch nach. Stoff zum Disputieren also bietet der jetzt von des Wilflingers "Secretarius" Heinz Ludwig Arnold vorgelegte Band mit Gesprächen und Briefen genug. Arnold selbst erinnert sich an seine zunehmende kritische Distanz zum Chef. Laut Kunisch seziert er ihn ruhig aber bestimmt. Zunächst allerdings, und Kunisch vermutet hier den eigentlichen Anlass der Publikation, geht es dem Autor um die "Herleitung des Verhältnisses", die Frage nach der Faszination also, die so viele befiel.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.04.2012

Heinz Ludwig Arnolds Erinnerungen an Ernst Jünger haben den Rezensenten Michael Braun beeindruckt. Wie er berichtet, war der leidenschaftliche Literaturvermittler und Herausgeber der Zeitschrift "Text und Kritik" Anfang der 1960er Jahre als junger Mann für einige Zeit Ernst Jüngers Sekretär. Die Beziehung zu Jünger, der für Arnold eine Art Vaterfigur war, spielt für Braun in dem Buch eine zentrale Rolle: trotz wachsender Distanz blieben sich die beiden lange verbunden, bis es 1990 zum Bruch kam. Dass Arnold dem umstrittenen Schriftsteller in diesem Buch Gerechtigkeit widerfahren lässt und darauf verzichtet, seine Jünger-Kritik noch einmal aufzukochen, weiß Braun zu schätzen. Er hebt hervor, dass die "Wilfinger Erinnerungen" nicht nur Erinnerungen an Jünger sind, sondern auch eine versteckte Autobiografie Arnolds enthalten. Aufschlussreich scheint ihm auch die dem Band beigegebene Korrespondenz, die einen "streitlustigen Jünger" zeigen.