Hans-Peter Schwarz

Anmerkungen zu Adenauer

Cover: Anmerkungen zu Adenauer
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2004
ISBN 9783421058386
Gebunden, 218 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Mehr als drei Jahrzehnte nach seinem Tod wählen deutsche Fernsehzuschauer Konrad Adenauer zur bedeutendsten Persönlichkeit der deutschen Geschichte. Hans-Peter Schwarz ergründet in einem biografischen Essay Persönlichkeit und politische Leistung dieses vielschichtigen Gründungsvaters der zweiten deutschen Demokratie. Ein verblüffender Vorgang: Das "neue" Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg wird von einem Staatsmann gestaltet, der schon im preußischen Köln zur Schule ging, als Bismarck noch Reichskanzler war. 1917 Oberbürgermeister seiner Heimatstadt, wird er von den Nazis entlassen. 1949 - mit 73 Jahren - wird Adenauer Bundeskanzler und bleibt es 14 Jahre lang. In sieben Kapiteln fragt Hans-Peter Schwarz, wie es diesem damals so umstrittenen Mann mit seiner ganz ungewöhnlichen politischen Vitalität gelingen konnte, die Bundesrepublik in die Gemeinschaft der westlichen Demokratien zu führen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.01.2005

Recht angetan zeigt sich Christian Kind von dieser "knappen Würdigung" Konrad Adenauers, die Hans Peter Schwarz, Autor einer der maßgebenden Biografien des ersten deutschen Kanzlers, vorgelegt hat. Darin nehme Schwarz, ähnlich wie Sebastian Haffner in seinen "Anmerkungen zu Hitler", eine thematisch gegliederte Rückschau auf Adenauer vor. So ermesse er im ersten Kapitel die außerordentliche Lebensspanne Adenauers, die bis in die wilhelminische Zeit zurückreichte. Zu Adenauers größten Leistungen zähle Schwarz, die aus unterschiedlichen Kräften zusammengewürfelte CDU der frühen Jahre zu einer schlagkräftigen Volkspartei zusammengeschweißt zu haben. Auch stelle Schwarz jede Menge Fragen: War das Wirtschaftswunder Adenauers Verdienst? Inwiefern war sein konsequenter Antikommunismus und Antisozialismus Grundlage seiner politischen Erfolge? Worin wurzelte das ständig wiederholte Eintreten für ein vereinigtes Europa? Überzeugend findet der Rezensent Schwarz' differenzierte Urteile, die er auf Grund "gründlicher Kenntnis" der Quellen treffe. Pauschalen Wertungen über Adenauer halte der Autor die Warnung entgegen, Adenauer nicht in ein einfaches Schema pressen zu wollen, das den inneren Widersprüchen des Staatsmanns und seiner politischen Einstellungen nicht gerecht würde. "Das gehaltreiche kleine Buch", resümiert Kind, "ermuntert zum Nachdenken über das komplexe Wesen einer bedeutenden historischen Gestalt".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.11.2004

Auch "Spätgeborenen" kann Rezensent Claus Heinrich Meyer diese "Anmerkungen zu Adenauer" des Historikers und Biografen Hans-Peter Schwarz wärmstens empfehlen. Obwohl Adenauer mittlerweile "durch und durch erklärt" sei - nicht zuletzt durch die Arbeiten von Schwarz selbst -, habe sich der Historiker gedrängt gefühlt, "nach dem Umbruch 89/90" seinen Adenauer noch einmal zu entschlüsseln. Dabei gehe es ihm auch darum, die Umstrittenheit des "rheinischen Alpha-Tiers" Adenauer, der im heutigen mediokren und uninspirierten Politikbetrieb als positive Leitfigur erscheine, in Erinnerung zu rufen. Verdienstvoll an Schwarz' "Anmerkungen" findet Meyer vor allem, dass sie die tiefenpsychologischen Komponenten der westdeutschen Staatsgründungsjahre klar ausdrücken. Ausgebreitet werde auch jenes "fabelhafte adenauertypische Gespinst" aus Charakter und Eigensinn, bürgerlicher Familien-Monarchie (öffentliche Geburtstage), festen Welt-Bildern (Russland = Dampfwalze / Sowjetunion = Weltrevolution / jenseits der Elbe = Asien); zuzüglich seiner Traumata einer wieder "abgehängten" und eingekreisten BRD. Auch Adenauer-Novizen, verspricht der Rezensent, werden Schwarz? Schilderung der Beweggründe von Adenauers Handeln und seiner mitunter kräftigen Aversionen, etwa gegen Ludwig Erhard, gespannt folgen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.10.2004

Hans-Peter Schwarz, der bereits eine zweibändige Adenauer-Biografie vorgelegt hat und diesem Politiker viele seiner Forschungs- Jahre gewidmet hat, tritt nun mit "Anmerkungen zu Adenauer" in Erscheinung, die noch einmal das "Erfolgsgeheimnis" Konrad Adenauers, aber auch seine "Abgründe" durchleuchten sollen, erklärt Rezensent Daniel Koerfer. Nicht zufällig erinnere der Titel an Sebastian Haffners "Anmerkungen zu Hitler", informiert Koerfer, der Schwarz allerdings eine größere Neigung zu "Differenzierung und Nuancierung" bescheinigt als Haffner. Ganz kann er dem Autor nicht zustimmen, wenn der den "großen Anteil" Adenauers am Wirtschaftswunder und an der Rückkehr Deutschlands "in den Kreis der europäischen Mächte" hervorhebt. "Seltsam weit hergeholt" und viel zu ausführlich abgehandelt findet er auch das Kapitel über den "Separatismusvorwurf", der Adenauer von Augstein gemacht wurde. Augstein hatte damals behauptet, Adenauer habe die Wiedervereinigung gar nicht "ernsthaft angestrebt" und damit die Menschen in der DDR "verraten". Dagegen scheinen Koerfer die "Abgründe" der Kanzlerpersönlichkeit etwas zu kurz gekommen in diesem Buch, und auch Anekdoten über Adenauer "meidet" Schwarz fast gänzlich, wie der Rezensent bedauernd bemerkt. So bleiben ihm die Schilderungen der Persönlichkeit und des Wirkens des Politikers zu "wenig konkret", um zu befriedigen.