Hans Keilson

Tagebuch 1944

Und 46 Sonette
Cover: Tagebuch 1944
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2014
ISBN 9783100022387
Gebunden, 256 Seiten, 18,99 EUR

Klappentext

Aus dem Nachlass herausgegeben und kommentiert von Marita Keilson-Lauritz. Mit einem Nachwort von Heinrich Detering. Der Arzt und Schriftsteller Hans Keilson musste 1936 Deutschland verlassen und überlebte den Krieg in Holland, mit gefälschtem Pass und teilweise im Versteck. 1944 schrieb Hans Keilson Tagebuch. Er schildert die Erfahrung des Untertauchens und berichtet von der beängstigenden Entfremdung gegenüber Frau und Kind, einer heimlichen Liebe, von Gedichten und Lektüre, der Angst vor der Zukunft und der täglichen Bedrohung. Dieses Buch, das auch die 46 Sonette enthält, die Hans Keilson wähernd der Niederschrift des Tagebuchs verfasst hat, ist ein persönliches Dokument ersten Ranges, aber auch ein außergewöhnliches historisches Zeugnis darüber, mit welcher Macht und Konsequenz das Klima von Verfolgung und Willkür auch die intimsten Bereiche der Existenz durchdringt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.11.2014

Hymnisch bespricht Rezensentin Ina Hartwig das erst jetzt erschienene "Tagebuch 1944" des erst im Alter von hundert Jahren zu Ruhm gekommenen Schriftstellers Hans Keilson. Die Kritikerin liest hier die intensiv und radikal offenherzig erzählte Geschichte Keilsons, der zwischen März und Oktober 1944 getrennt von Frau und Tochter von einer Familie in Delft versteckt wird und eine Liebesaffäre mit der ebenfalls untergetauchten jüngeren Jüdin Hanna beginnt. Gebannt folgt Hartwig den Ausführungen des Autors über die brennende Leidenschaft und den neu entfesselten Liebes- und Lebenstrieb, aber auch den Innenansichten über Skrupel gegenüber Frau und Tochter und vor allem gegenüber der hingebungsvollen Geliebten, welche bei Keilson einen bisher ungekannten Sadismus entfacht. Dieses Werk ist nicht nur ein beeindruckendes historisches Zeugnis, so Hartwig, sondern ein tief bewegendes, emotionales Werk, in dem der Autor sich einer nahezu "Rousseauschen Selbstentblößung" hingibt.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 04.10.2014

Großes Glück empfindet Rezensent Tilman Krause angesichts dieses aus dem Nachlass des Autors herausgegebenen Tagebuchs aus dem Jahr 1944. Die von Hans Keilsons Frau betreute Ausgabe liest der Rezensent als Document humaine der besonderen Art, als Auseinandersetzung eines Schriftstellers und Psychoanalytikers mit seinen Themen, seinem Selbstverständnis, seiner Kunst unter den Bedingungen des Nationalsozialismus und der Verfolgung, der permanenten Lebensbedrohung. Dass Keilson in Anbetracht der Todesnähe seine Vorstellungskraft mobilisiert, Alltag beschreibt, Gewissensforschung betreibt und Widerstand leistet, ist für den Rezensenten nur schwer fassbar. Das Buch bewertet er als einzigartiges Dokument - am Ende auch eines Wunders. Denn Keilson überlebte.