Gian Enrico Rusconi (Hg.), Hans Woller (Hg.)

Parallele Geschichte?

Italien und Deutschland 1945-2000
Cover: Parallele Geschichte?
Duncker und Humblot Verlag, Berlin 2006
ISBN 9783428123001
Gebunden, 574 Seiten, 118,00 EUR

Klappentext

Italien und Deutschland stehen sich seit jeher besonders nahe, sie begegnen sich aber auch seit jeher mit gewissen Vorbehalten, die tief in der Geschichte zu wurzeln scheinen. Nach 1945 wurde ein neues Kapitel im Verhältnis der beiden Staaten und Völker aufgeschlagen: In welchem Zeichen stand es? Wie entwickelten sich die beiden Staaten, wie gestalteten sich die bilateralen Beziehungen, und welchen Beitrag leisteten Italien und Deutschland für die Integration Europas?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.04.2007

Überwiegend positiv beurteilt Christiane Liermann diesen von Gian Enrico Rusconi und Hans Woller herausgegebenen Band, der die Geschichten Deutschlands und Italiens nach 1945 vergleicht. Sie attestiert dem Werk einen "eindrucksvollen Rückblick" auf diese zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts aus der Sicht der beiden Länder. Dabei unterstreicht sie, dass die Autoren des Bands die lange herrschende Auffassung von den vielen Ähnlichkeiten und Parallelen in der politischen Geschichte Deutschlands und Italiens kritisch differenzieren. Lobend äußert sie sich über die Beiträge von Norbert Frei, Lutz Klinkhammer und Filippo Focardi, die sich dem Thema Geschichtspolitik, Erinnerungskultur und Umgang mit der Vergangenheit in Italien und Deutschland widmen, und hebt Focardis Fazit hervor, der Vergleich mit Deutschland stelle bis heute in der italienischen Öffentlichkeit einen beliebten, weil entlastenden Topos dar. Auch die weiteren Beiträge, die sich mit Themen wie Nachkriegssituation, Wirtschaftswunder, "Westernisierung", Christdemokratie, Kommunismus oder das Verhältnis zur DDR befassen, führen für Liermann eindrücklich die diversen Unterschiede vor Augen. Etwas bedauerlich findet sie allerdings, dass die sechziger und siebziger Jahre und damit die 68er Kulturrevolution und der Terrorismus in dem Band so gut wie gar nicht vorkommen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.10.2006

Aufschlussreich erscheint Henning Klüver dieser aus einer Tagung in Trient hervorgegangene Band über die Entwicklung Deutschlands und Italiens nach 1945, den Gian E. Rusconi und Hans Woller herausgegeben haben. Die Beiträge von Historikern wie Lutz Klinkhammer, Filippo Focardi und Martin Sabrow verdeutlichen für ihn insbesondere die unterschiedliche Auseinandersetzung beider Länder mit ihrer Vergangenheit. Deutlich wird für ihn aber auch, dass die Aufarbeitung der Vergangenheit in Deutschland und Italien trotz asymmetrischer Abläufe zu einem gemeinsamen Versöhnungsprozess führte. Dabei verweist er auch auf den Befund der Historiker, dass unter der Oberfläche zahlreiche Stereotypen überlebt hätten, um schließlich einen Widerspruch zwischen dem positiven kulturellen Prozess der Aufarbeitung und Versöhnung und seiner Vermittlung zum großen Publikum festzustellen.
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