Frank Schirrmacher

Ego

Das Spiel des Lebens
Cover: Ego
Karl Blessing Verlag, München 2013
ISBN 9783896674272
Gebunden, 325 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Dies ist die Geschichte einer Manipulation: Vor sechzig Jahren wurde von Militärs und Ökonomen das theoretische Modell eines Menschen entwickelt. Ein egoistisches Wesen, das nur auf das Erreichen seiner Ziele, auf seinen Vorteil und das Austricksen der anderen bedacht war: ein moderner Homo oeconomicus. Nach seiner Karriere im Kalten Krieg wurde er nicht ausgemustert, sondern eroberte den Alltag des 21. Jahrhunderts. Aktienmärkte werden heute durch ihn gesteuert, Menschen ebenso. Er will in die Köpfe der Menschen eindringen, um Waren und Politik zu verkaufen.
Das Modell ist zur selbsterfüllenden Prophezeiung geworden. Es wächst ein neues soziales Monster heran, das aus Egoismus, Misstrauen und Angst zusammengesetzt ist und gar nicht anders kann, als im anderen immer nur das Schlechteste zu vermuten. Und nichts, was man sagt, bedeutet noch, was es heißt. Der Mensch ist als Träger seiner Entscheidungen abgelöst, das große Spiel des Lebens läuft ohne uns. Frank Schirrmacher zeichnet die Spur dieses Monsters nach und macht klar, dass die unbeabsichtigte Konsequenz seines Spiels das Ende der Demokratie sein könnte, wie wir sie heute kennen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.03.2013

Grandios einseitig nennt Martin Meyer das Buch von Frank Schirrmacher, dem er unter anderem vorwirft, mit dem Homo oeconomicus einer Kunstfigur nachzustellen und die Verantwortung der Politik außer Acht zu lassen. Dass er das Buch dennoch mit einigem Vergnügen gelesen hat, liegt zum einen daran, dass der Autor seinem Befund nicht nur in der Gegenwart nachspürt, sondern auch tief in die Geschichte (bis zur Aufklärung) hinabsteigt, um den unaufhaltsamen Aufstieg des eigennützigen Menschen zu verfolgen. Zum anderen lässt sich Schirrmacher laut Meyer eben auch als Satiriker lesen, der die literarische Pointe und den Unterhaltungswert der Apokalypse nicht verachtet.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.02.2013

Soll er besser den Mund halten? Ganz sicher scheint Jörg Sundermeier sich nicht zu sein, ob er das Buch überhaupt besprechen soll. Schließlich macht er sich so zum Erfüllungsgehilfen der Schirrmacherei, eines Autors, der laut Sundermeier nichts als Aufmerksamkeit sucht. Um Schirrmachers Strategie zu verstehen, nutzt Sundermeier die bereits erschienene Presse zum Buch. Und da stehts für alle zu lesen: Das System Schirrmacher basiert auf nichts als Rechtschreibschwäche, falschem Zitieren, dem Aufblasen von Themen und einer bewusst ungenau gehaltenen Sprache. Keine Lektüreempfehlung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.02.2013

Mit etwas spitzen Fingern nimmt Christian Schlüter Frank Schirrmachers Kapitalismus-Warnung "Ego" zur Hand, kann dem Buch dann aber doch so manches abgewinnen. Der werbewirksame Rummel im Vorfeld der Veröffentlichung ging ihm zwar mächtig auf die Nerven und das Buch leiste auch nicht wirklich, was es sich vornehme - nämlich zu erklären, warum wir eigentlich alle so verdammt egoistisch sind -, aber die Beschreibung, dass und wie wir egoistisch sind, die gelingt Schirrmacher ganz gut, findet der Rezensent. Der Autor trage "anekdotenreich ausformulierte, eher locker assoziierte Facetten" wie die Spieltheorie John von Neumanns oder Milton Friedmans einflussreiche Wirtschaftstheorien zusammen und konstatiere eine "Veränderung unserer 'sozialen DNA'". Deswegen, meint Schlüter, müsse man Schirrmacher zwar nicht gleich als "links" bezeichnen, aber es lohne sich durchaus, das Buch zu lesen, beziehungsweise: es "doch zu lesen".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.02.2013

Für Rezensent Andreas Zielcke tritt Frank Schirrmacher mit seinem neuesn Buch "Ego - Das Spiel des Lebens" den Beweis an, dass auch Literaturwissenschaftler und Feuilletonisten nicht nur gute Buch-, sondern auch besonders scharfe Kapitalismuskritiken schreiben können. Offenbar, so Zielcke, hätten sie die besondere Begabung, etwas Wirkliches wie den Kapitalismus als Narration zu durchschauen. Zielcke liest denn hier auch kein wissenschaftliches oder gar finanzmathematisches Werk, sondern eine mit "feuilletonistischer Bravour" verfasste, eindrucksvolle, gelegentlich ein wenig zu stürmische Schrift über den "Homo oeconomicus", sein Lebensumfeld und seine Gesellschaft. Hier gehe es nicht um den Fetisch der Ware oder die Ausbeutung der Arbeiter, informiert Zielcke. Vielmehr betrachte Schirrmacher die den Markt beherrschenden Maximen der Spieltheorie und ihre historische Herleitung, den Egoismus des ökonomischen Menschen, der ohne "individuelle Realitäten, menschliche Besonderheiten und Altruismen" nur effizienzorientiert kalkuliert und vor allem die Digitalisierung der Ökonomie. Wie auch immer: Zielcke kann dieses Buch des Kollegen aus der FAZ dringend empfehlen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.02.2013

"Jetzt bekommt es das konservative Bürgertum mit sich selbst zu tun", freut sich Rezensent Thomas Assheuer. Mit Frank Schirrmacher hat einer seiner prominentesten Vertreter jetzt erkannt, dass der Kapitalismus das wahre Böse ist - zumindest in der Form des ungehemmten Spekulantentums und des "Informationskapitalismus". Vor dem fürchtet sich Schirrmacher am meisten, erfahren wir. Nachdem amerikanische Spieltheoretiker den Zweiten Weltkrieg gewannen, wollen sie uns jetzt mit der Computertechnologie in einfach zu zerlegende Konsumenten verwandeln. Adam ist tot, an seiner Stelle gibt es nur noch ein Byte, dessen Kosten sich berechnen lassen oder an dem man verdienen kann. So weit so alarmierend, typisch Schirrmacher eben, meint der Rezensent, der auch etwas pikiert darauf reagiert, dass jetzt sogar die FAZ in Kapitalismuskritik macht.