Francis Fukuyama

Der Liberalismus und seine Feinde

Cover: Der Liberalismus und seine Feinde
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2022
ISBN 9783455014938
Gebunden, 224 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Karlheinz Dürr. Hat der Liberalismus noch eine Zukunft?Die Demokratien stecken weltweit in der Krise. Militärischen Drohgebärden und der Spaltung der Gesellschaft haben sie scheinbar nichts entgegenzusetzen. Francis Fukuyama unterzieht unser System einem Stresstest: Sind die Prinzipien des Liberalismus als Grundlage unseres Handelns noch zeitgemäß? Corona-Einschränkungen, Hetze und Falschinformationen in den sozialen Medien, die aggressive Politik von Russland und China, populistische Führer im Westen: Der westliche Liberalismus erscheint heutzutage schwach und nicht in der Lage, unsere drängenden Probleme zu lösen. Dass er Menschen- und Bürgerrechte nicht ohne langwierige Prozesse einschränken mag, scheint heutzutage ein Nachteil zu sein.Man könne nicht alle Menschen gleich behandeln, heißt es dieser Tage von links wie von rechts, allerdings mit unterschiedichen Vorzeichen. Francis Fukuyama untersucht in seinem Buch, welche Werte ein echter Liberalismus vertreten muss, inwiefern der Neoliberalismus seinem Ansehen geschadet hat, und wie wir auf die Herausforderungen der Gegenwart antworten müssen, wenn wir unsere Freiheit nicht verlieren wollen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.10.2022

Den deutschen Titel von Francis Fukuyamas neuem Werk hält Rezensent Georg Simmerl nicht nur für reißerisch, sondern für irreführend. Denn der Clou von Fukuyamas Liberalismus-Deutung bestehe gerade darin, dass sich sowohl die linken wie die rechten Kritiker des Liberalismus Fukuyama zufolge nicht an dessen Prinzipien an sich störten, sondern an seinen Extremformen, erklärt Simmerl: am Neoliberalismus mit seinen fatalen sozialen Folgen und an der Identitätspolitik mit ihren destruktiven Kulturkämpfen. Aber so richtig mag es für den Rezensenten nicht aufgehen, den Liberalismus einfach als ein Bündel von rechtsstaatlichen Prinzipien zu begreifen, auf die sich die gesamte Welt einigen könnte. Ob Rassismus und Kolonialismus dem Liberalismus zuwider laufen oder ihm nicht doch inhärent sind, ist für Simmerl nicht entschieden. Auch dass Fukuyama nicht auf Distanz zur Kritik an der Cancel Culture geht, sondern sie sich zu eigen macht, verübelt ihm der Rezensent. 
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 19.10.2022

Francis Fukuyama würde heute den Teufel tun und noch einmal eine Prophezeiung wagen, versichert Rezensent Marko Martin: Der amerikanische Politikwissenschaftler belässt es in seinem neuen Buch ganz bei Analysen. Fukuyama blickt auf den liberalen Irrweg, der mit der Unterschätzung einer funktionierenden Staatlichkeit den Weg geebnet hätte für die neurechte Staatsverachtung, die heute die Fundamente der amerikanischen Demokratie untergräbt. Der Rezensent findet das durchaus überzeugend, zumal Fukuyama auch linke Theoretiker wie Foucault und Marcuse für ihr Denken des Verdachts in die Pflicht nimmt. Das ist dem Rezensenten wichtig.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 18.10.2022

Die Zahl der Menschen, die in einer Demokratie leben, sinkt. Umso drängender tritt Francis Fukuyama in seinem Plädoyer für den Liberalismus auf, schreibt Rezensentin Nina Apin, die dies allerdings überhaupt nicht überzeugt: Dass nur freier Handel Wohlstand hervorbringe, sieht die Kritikern unter Verweis auf Chinas Aufstieg schon widerlegt. Im wesentlichen wiederhole Fukuyama lediglich seine nach dem Ende des Ostblocks verfasste und seitdem schwer gescholtene These vom "Ende der Geschichte". Immerhin ist auch Fukuyama nicht immer ganz begeistert: Den Neoliberalismus hält auch er für eine Fehlentwicklung, die dem nach seiner Ansicht mit dem Sozialstaatswesen problemlos vereinbaren Liberalismus viele Sympathien gekostet habe. Für Apin geht diese Kritik allerdings nicht weit genug. Für sie scheitert der Autor an einer Erklärung dafür, warum selbst mustergültige liberale Demokratien wie Schweden zuletzt vom Gespenst des Rechtspopulismus heimgesucht wurden. Auch dass Fukuyama progressiven gesellschaftspolitischen Bewegungen eine Absage erteilt und am Ende den Liberalismus nur durch die Flucht in "abstrakte Prinzpien" verteidigen kann, enttäuscht die Kritikerin.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.10.2022

Rezensent Christoph Möllers ist mächtig enttäuscht von Francis Fukuyamas neuem Buch. Dass der Autor sich mit keinem Wort mit seinem weltbekannten Bestseller auseinandersetzt, macht Möllers stutzig. Bald merkt er: Fukuyama hält die liberale Weltordnung immer noch für das Nonplusultra, und er bringt einiges durcheinander, wenn er den "klassischen Liberalismus" verteidigt und den Neoliberalismus verurteilt, meint Möllers. Allzu simpel und "lustlos" verfährt der Autor laut Rezensent bei seiner Apologie, die auf "liberale Mäßigung" setzt. Dass Fukuyama die soziale Ungleichheit nicht behandelt und seine strittigen Theorien und Thesen nicht weiterentwickelt, empfindet Möllers als verpasste Chance.
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