Eveline Hasler

Tells Tochter

Julie Bondeli und die Zeit der Freiheit. Roman
Cover: Tells Tochter
Nagel und Kimche Verlag, Zürich 2004
ISBN 9783312003426
Gebunden, 253 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Im 18. Jahrhundert macht in Bern eine mutige junge Frau von sich reden: Julie Bondeli mischt sich ein in die politischen Debatten der Männer, sie ignoriert deren Regeln für das weibliche Geschlecht, sie korrespondiert mit den führenden Köpfen der Aufklärung und erringt Bewunderung auch bei ihren Gegnern. Als Julies Lehrer und Vertrauter Samuel Henzi öffentlich hingerichtet wird, kämpft sie unbeirrt für seine Ziele weiter: Demokratie und Freiheit.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.11.2004

Die Rezensentin Angelika Overath ist recht angetan von diesem zeitgeschichtlichen Ausflug ins vorrevolutionären Bern, der "Bildungsgut angenehm vermittelt". Im Zentrum steht die in Vergessenheit geratenen Julie Bondeli, die mit verschiedenen Dichtern und Denkern ihrer Zeit befreundet war und möglicherweise Modell für das erste Tell-Drama. Dieses hatte ihr Hauslehrer Samuel Henzi verfasst und eine Tochter den Apfel auf dem Kopf tragen lassen. Overrath ist beeindruckt von der Ruhe und Ausdauer, mit der die Autorin Eveline Hasler das komplexe Zeittableau entfaltet: "Sie setzt alle Geduld daran, noch die am weitesten verzweigten Verwandtschaftsbeziehungen, politischen Animositäten, philosophisch-dichterischen Neidereien und modischen Salon-Divergenzen zu dokumentieren". Die Rezensentin nennt Hasler eine "Meisterin des Zeitkolorits". Ein leiser Einwand ist, dass die Autorin trotz alledem sich "mit der freien Energie einer eigenen Imagination" zurückhält. Doch ob diese Zurückhaltung eine kluge, angemessenen Herangehensweise ist, oder ein Mangel - darüber ist sich die Rezensentin selbst nicht so ganz im klaren.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2004

Rezensentin Klara Obermüller bewundert das Geschick von Eveline Hasler, der es immer wieder gelingt, fast vergessene Personen auszugraben und zu neuem Leben zu erwecken, die sich dann auch noch als höchst interessant herausstellen. So auch Julie Bondeli, eine "femme de lettre", eine von ihren - intelligenteren - Zeitgenossen hoch geachtete Berner Patriziertochter, die in Mathematik und Philosophie unterrichtet war. Wie schon so oft, schreibt Obermüller, hat die Autorin historisches Quellenmaterial mit Erfundenem zu einem Roman zusammengefügt. Interessant findet die Rezensentin diesen Roman deshalb nicht nur, weil er eine ungewöhnliche Frau in Erinnerung ruft, sondern auch weil er ein "Zeitgemälde" des vorrevolutionären Bern bietet, das selbst "für Kenner der gesellschaftlichen und literarischen Gegebenheiten des 18. Jahrhunderts manch Überraschendes" bereit hält. Einzige Schwäche dieses Buchs ist "die Sprache", so unsere Rezensentin, sie sei ihrem Gegenstand "nicht immer gewachsen". Doch immerhin, Julie Bondeli ist eine echte "Entdeckung", versichert unsere Rezensentin.
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