Emmanuelle Loyer

Lévi-Strauss

Eine Biografie
Cover: Lévi-Strauss
Suhrkamp Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783518427705
Gebunden, 1088 Seiten, 58,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer. Wissenschaftler, Schriftsteller, Melancholiker, Ästhet - Claude Lévi-Strauss (1908-2009) hat nicht nur Wissenschaftsgeschichte geschrieben, sondern auch unseren Blick auf uns selbst und auf die Welt verändert. In ihrer preisgekrönten Biografie durchmisst die Historikerin Emmanuelle Loyer das Leben und den intellektuellen Werdegang des weltberühmten Anthropologen. Auf Basis bisher unveröffentlichter Quellen schildert sie die Persönlichkeit und die Entwicklung von Lévi-Strauss: seine Kindheit im jüdisch assimilierten Elternhaus, seine vielversprechende Jugend- und Studienzeit sowie seine ersten politischen und intellektuellen Suchbewegungen. Es folgen die inzwischen legendäre Expedition ins Innerste Brasiliens, das Exil in Amerika, die Begründung des Strukturalismus. Nach dem Krieg und der Rückkehr nach Frankreich beginnt die Zeit des Schreibens, des Ruhms und der Ehrungen. "Die Traurigen Tropen" erscheinen und werden ein Welterfolg. Lévi-Strauss avanciert zu einem französischen Nationalhelden. Doch in seinen vielfältigen öffentlichen und politischen Interventionen bewahrt er sich stets den "Blick aus der Ferne".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.04.2018

Jens Uthoff ist sehr beeindruckt von dieser ersten Biografie, die Emanuelle Loyer der intellektuellen Ikone Claude Lévi-Strauss widmet. Äußerst detailreich zeichne die Pariser Historikerin das Leben des Ethnologen nach, bemerkt Uthoff, seine Forschung in Brasilien in den dreißiger Jahren, seinen Strukturalismus und seine Positionen zur Moderne, zum dualistischen Denken, zum Anthropozentrismus. Aber auch Privates, Persönliches und Menschliches habe die Autorin eifrig recherchiert. Uthoff referiert die Fülle des Stoffe und bemerkt, dass der einst glühend linke Lévi-Strauss am Ende als Mitglied der Academie francaise nichts mit der Studentenbewegung am Hut hatte. Die Auseinandersetzung mit Roland Barthes, Jacques Derrida und Jacques Lacan nennt er nur eine Überführung des Strukturalismus in die Postmoderne. Steckt denn gar keine Brisanz, kein Debattenstoff in diesem Buch?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.11.2017

Michael Oppitz zeigt sich hoch beglückt von Emmanuelle Loyers Biografie über Claude Lévi-Strauss. Überfällig sei das Buch und gelungen dazu, meint Oppitz. Loyer schafft es seiner Meinung nach, das Werk und dessen Entwicklung und Wirken mit der Person Levi-Strauss und seinem Werdegang zu einem einheitlichen Bild zu vereinen. Geschichtliche Distanz und gedankliche Nähe sind laut Rezensent die beiden Leitlinien der Arbeit, die sowohl die Ruhe der kulturgeschichtlichen Betrachtung als auch Lebendigkeit ermöglichen. Wie die Autorin aus den Quellen (aus den Briefen vor allem) die akademische Welt von Paris und letztlich ein ganzes Jahrhundert aufruft, findet Oppitz bemerkenswert. Die Sorgfalt und die sprachliche Eleganz, mit der Loyer auch die kleineren Arbeiten des Ethnologen behandelt, erstaunt den Rezensenten.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 07.10.2017

Rezensent Karl-Heinz Kohl referiert großzügig aus Emmanuelle Loyers Biografie. So gut ist das Buch! Auch scheint es Kohl prima in die Levi-Strauss-Renaissance zu passen. Dass die Autorin sich dem Werk über die äußeren Umstände nähert, scheint ihm durchaus vielverspechend. So wird die weitverzweigte Familie des Anthropologen zum Ausgangspunkt für die Forschungen über verwandtschaftliche Beziehungen. Auch über die Reintegration von Exilanten wie Levi-Strauss in die französische Gesellschaft erfährt Kohl bei Loyer viel Wissenswertes. Ein so umfangreiches wie fesselndes Buch, meint der Rezensent, der in der ausgebreiteten Lebensgeschichte die Geschichte des 20. Jahrhunderts gespiegelt sieht.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.09.2017

Rezensentin Andrea Roedig freut sich über die Lektüre von Emmanuelle Loyers Levi-Strauss-Biografie. Weil die Autorin vieles richtig macht, wie sie schreibt, fällt die prinzipielle Ereignislosigkeit des hier geschilderten Lebens (keine Skandale, keine Enthüllungen!) für sie nicht weiter ins Gewicht. Statt mit intimen Details befasst sich Roedig ohnehin lieber mit den minimalen Abweichungen, die diese Karriere von der klassischen akademischen Vita unterscheidet und die Loyer verfolgt. Dass die Autorin sich dabei mitunter etwas zu sehr auf die Beschreibung von wissenschaftlichen Instituten und ihren Strukturen konzentriert, kann Roedig verkraften. Immerhin umfasst Loyers Buch auch ein Jahrhundert französischer Geistes- und Institutionsgeschichte, meint sie.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 23.09.2017

Hymnisch bespricht Rezensent Wolf Lepenies diese Levi-Strauss-Biografie der französischen Historikerin Emmanuelle Loyer. Der Kritiker bewundert nicht nur die enorme Recherche, die Loyer betrieben hat, um dem großen Anthropologen gerecht zu werden, sondern auch die Diskretion der Autorin, die trotz des Zugangs zu den privaten Archiven und des engen Kontakts mit Levi-Strauss' dritter Frau keine Intimitäten entblößt, sondern persönliche Anekdoten mit dem Werk des Autors gekonnt in Verbindung setzt. Und so folgt er dem Ethnologen von Sao Paolo über die Savannen nach New York, fühlt sich dank der Erzählkunst der Autorin bestens unterhalten und ist dankbar, dass Loyer bei aller Zuneigung für Levi-Strauss kritische Töne nicht vermissen lässt. Nicht zuletzt lobt Lepenies die gelungene Übersetzung von Eva Moldenauer.