Emmanuel Todd

Weltmacht USA

Ein Nachruf
Cover: Weltmacht USA
Piper Verlag, München 2003
ISBN 9783492045353
Kartoniert, 188 Seiten, 13,00 EUR

Klappentext

Die Zeit der imperialen Herrschaft Amerikas ist vorbei. Die Welt ist zu groß, zu vielgestaltig, zu dynamisch, sie nimmt die Vorherrschaft einer einzigen Macht nicht mehr hin. Und die USA haben nicht mehr das Ziel, die Demokratie zu verbreiten, obwohl Präsident George W. Bush nicht müde wird, ebendies zu behaupten. In Wirklichkeit geht es darum, die politische Kontrolle über die weltweiten Ressourcen zu sichern. Denn die USA sind mittlerweile vom "Rest der Welt" viel abhängiger als umgekehrt. Amerika versucht seinen Niedergang zu kaschieren durch einen theatralischen militärischen Aktionismus, der sich gegen relativ unbedeutende Staaten richtet. Der Kampf gegen den Terrorismus, gegen den Irak und die "Achse des Bösen" ist nur ein Vorwand. Die wichtigsten strategischen Akteure sind heute Europa und Russland, Japan und China. Amerika hat nicht mehr die Kraft, sie zu kontrollieren, und wird noch den letzten verbliebenen Teil seiner Weltherrschaft verlieren.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.04.2003

Mit seinem Buch "Weltmacht USA. Ein Nachruf" legt Emmanuel Todd nach Ansicht von Warnfried Dettling einen "großen politischen Essay" vor. Wie Dettling berichtet, sucht Todd zu zeigen, dass die Zeit der imperialen Herrschaft Amerikas vorbei ist. Die Welt sei zu groß, zu vielgestaltig und zu dynamisch, referiert Dettling Todds Argumentation, um die Vorherrschaft einer einzigen Macht auf Dauer zu ertragen. Die USA, mittlerweile vom Rest der Welt viel abhängiger als umgekehrt, so Dettling weiter, versuchten ihren Niedergang durch einen "theatralischen militärischen Aktionismus" (Todd) zu kaschieren, der sich gegen relativ unbedeutende Staaten richte. Dahinter stehe nicht Stärke, sondern Schwäche, die aus der ungelösten Aufgabe resultiere, "mit dem unvermeidlichen Machtverlust in einer immer stärker bevölkerten und immer mehr entwickelten Welt fertig zu werden", zitiert Dettling den Autor. Bei aller Zustimmung im Detail glaubt Dettling, dass Todd die "große Dynamik der amerikanischen Gesellschaft und ihre Fähigkeit zur Selbstkorrektur" unterschätzt. Dennoch hält er Todds "Nachruf" für ein wichtiges Buch zur rechten Zeit, nicht zuletzt weil es die zentralen Themen für Europa und für Deutschland unter dem Leitgedanken einer "Emanzipation Europas" neu auf die Tagesordnung setze.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.03.2003

Emmanuel Todds gewagte haben bei Rezensent Patrick Horst allenfalls Stirnrunzeln hervorrufen können. Die Annahme, die USA hätten ihre wirtschaftliche und kulturelle Macht eingebüßt und würden nun als "räuberischer Staat" versuchen, diesen Machtverlust zu kompensieren, hält der Rezensent für reines Wunschdenken, das sich allein auf die eigenwillige Interpretation von ökonomischen und historischen Fakten stützen könne. Regelrecht aberwitzig findet Patrick Horst das von Todd aufgestellte Szenario: Europa und Russland werden als Mächte des Friedens, die islamische Welt und China als Horte der Demokratie etabliert, während die USA und Israel im Innern an Demokratie einbüßen und sich zu internationalen Unruhestiftern verwandeln. Da hört der Rezensent aus der antiamerikanische Grundmelodie des Buches sogar antiisraelischen Obertöne heraus.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.02.2003

Cathrin Kahlweit geht ausgesprochen kritisch mit diesem Buch um, das "in Frankreich monatelang auf der Bestsellerliste stand". Todds "Ausgangsthesen" seien zwar "auf den ersten Blick" originell. Kahlweit gibt sie so wieder: Die USA sind schon längst keine Weltmacht mehr, weil sie "weit mehr von der restlichen Welt abhängig sind als diese von ihr." Daraus folge unter anderem ein "theatralischer Militarismus" der USA: Sie suchen sich nun "vor allem schwache Gegner wie den Irak oder Nordkorea", um sich "den Anschein der Stärke zu geben". Wenn es darum gehe, seine Thesen zu belegen, versteige der "französische Anthropologe" sich dann aber "bisweilen zu einer Art Mentalitäts-Soziologie", die "schwer verdaulich" sei, findet Kahlweit. Die niedrigen Geburtenraten in Deutschland etwa erkläre er mit einer "eher passiven Haltung zum Leben", und diese wiederum aus der "autoritären Vergangenheit" der Deutschen. Todd zimmere so Kahlweit, Beobachtungen, Statistiken und Grundsätzliches "auf bisweilen kuriose Weise zu einer Theorie zusammen". Immerhin konzediert die Rezensentin Todd, sein Buch stelle "viele kluge Fragen" und überrasche gelegentlich gar "mit nachgerade weisen Erkenntnissen". Zum Schluss sagt sie dem Buch voraus, es werde sich "sicher gut verkaufen". Und vielleicht erweise es sich ja "in zwanzig Jahren als seherisches Werk" - wie zuvor schon Todds Vorhersage des Untergangs der Weltmacht UdSSR, die er bereits in den 70er Jahren traf.
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