Dirk van Laak

Imperiale Infrastruktur

Deutsche Planungen für eine Erschließung Afrikas 1880-1960. Habil.
Cover: Imperiale Infrastruktur
Ferdinand Schöningh Verlag, Paderborn 2004
ISBN 9783506717450
Gebunden, 480 Seiten, 72,00 EUR

Klappentext

Infrastrukturen wie Eisenbahn, Straßen, das Telefon oder die Elektrizität haben die neuere Geschichte nachhaltig mitgestaltet. "Imperiale Infrastruktur" untersucht diese Phänomene der Versorgung und Entsorgung, des Verkehrs und der Kommunikation. Sie lenkt den Blick auf die Pläne und Praxen, mit denen zwischen 1880 und 1960 Afrika erschlossen werden sollte. Für drei Generationen von Deutschen war Afrika eine Projektionsfläche, die auf Europa selbst zurückwirkte. Die technokratische Integration über Infrastruktur bewährte sich als außenpolitische Strategie und trug zur weltweiten Vernetzung bei. Der Wandel von Kolonialpolitik zur Entwicklungshilfe, aber auch wichtige Prozesse der Globalisierung, werden an einem konkreten Beispiel nachvollziehbar. Die Arbeit zeichnet den deutschen Diskurs über Afrika im Überschneidungsbereich von Politik, Wirtschaft, Raum und Technik nach.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.06.2005

Beeindruckt zeigt sich Rezensentin Ute Frevert von Dirk van Laaks umfangreicher Studie über "Deutsche Planungen für eine Erschließung Afrikas 1880 bis 1960". Wie sie berichtet, untersucht der Autor vornehmlich "Diskurse", "Fantasien" und "Projektionen" deutscher Eliten, die in Afrika eine "Option zur Selbstverwirklichung und zum nationalen Engagement" sahen. Vor allem interessiere er sich für die Gruppe der Techniker, Ökonomen und Geographen, die zwar nur selten mit konkreten Projekten befasst waren, sich aber akademisch und planerisch intensiv am Design einer imperialen Politik beteiligten. Mit "feinen Strichen" zeichne van Laak nach, dass Letztere hinter den kühnen Visionen stets meilenweit zurückblieb. Er zeige aber auch, wie der koloniale Erschließungsenthusiasmus bis in die 1960er Jahre hinein fortdauerte. Eine "faszinierende These" nennt Frevert van Laaks Ansicht, die Zeitspanne zwischen 1880 und 1960 habe eine "einheitliche Epoche" dargestellt, die trotz politischen Zäsuren gemeinsame Signaturen und Rhythmen aufweise: allem voran das Denken in territorialen Großräumen, die durch entsprechende Infrastrukturmaßnahmen zu integrieren und vernetzen seien. Als Minus-Punkt wertet Frevert, dass die Verbindungen zwischen Praxis und Theorie, zwischen Politik und Politikentwürfen bei van Laak unklar bleiben. Auch springe die Darstellung teilweise und die Argumentation franse aus. "Erst das meisterhafte Resume am Schluss lichtet den Dschungel."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 30.12.2004

Ulrich Teusch gibt zu Dirk van Laaks Darstellung der Rolle der Infrastruktur in der deutschen Imperialpolitik in Afrika eine Leseanleitung mit. Wer den "roten Faden" behalten möchte, sollte zuerst die "instruktive und orientierende" Zusammenfassung am Ende des Buches studieren und dann erst mit der Lektüre der Untersuchung selbst beginnen, empfiehlt der Rezensent. Laaks Buch findet er "akribisch recherchiert" und "anschaulich geschrieben", allerdings führten die vielen angeführten historischen Einzelheiten dazu, dass am Ende kein klar strukturiertes Bild entstehe, sondern eher ein "kunstvoll zusammengesetztes Mosaik". Laak nähert sich der Rolle der Infrastruktur im Imperialismus über einen "Umweg", stellt der Rezensent fest. Er untersuche die Motive der imperialistischen Ausdehnung und rekonstruiere die Perspektiven derjenigen Persönlichkeiten, die den Erschließungsprozess über drei Generationen hinweg angetrieben haben. Damit gelingt es ihm, eine "Fülle interessanter Erkenntnisse, kluger Interpretationen und origineller Perspektiven" zu bieten, lobt der Rezensent. Nur die Übersichtlichkeit im Hauptteil der Untersuchung leide eben ein wenig.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.08.2004

Man sollte meinen, dass das Kapitel "Kolonien" nicht sehr folgenreich gewesen ist für die deutsche Geschichte. Nun, stellt Andreas Eckert in seiner Rezension von Dirk van Laaks "Imperiale Infrastruktur" fest, natürlich spielten die Kolonien in Afrika, der Südsee und in Kiautschou für die deutschen Staatsgebilde von 1880 bis 1960 eine untergeordnete Rolle, verglichen mit Kolonialmächten wie Belgien oder England. Gleichwohl zeigt Laaks Studie, die vom Rezensenten als "originell" bewertet wird, dass das Thema auch aus deutscher Perspektive facettenreicher ist, als angenommen. Denn die Bedeutung Afrikas lag für die Deutschen keineswegs im Finanziellen; die Kolonien waren im Wesentlichen ein "Zuschussgeschäft". Doch als "Testgebiet" wurden die Kolonien bedeutsam, als "Experimentierfeld für zahlreiche Techniken und Verfahren". Wissenschaften wie Geografie, Medizin oder Botanik (und, in aller Zweideutigkeit, Eugenik und Anthropologie) erfuhren einen Entwicklungsschub durch die "spezifischen Herausforderungen" der Fremde. Die Wissenschaftler zeigten sich so beflügelt, dass einer von ihnen, ein Münchner Baumeister, sogar einen Vorschlag vorlegte, wie man einen Großkontinent namens "Altantropa" schaffen könnte -indem man das Mittelmeer partiell trocken legte. So verwundert es nicht, dass die Deutschen nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg besonders von der Behauptung der Alliierten verletzt waren, sie hätten sich "kolonisatorisch als unfähig erwiesen".
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