David Albahari

Die Kuh ist ein einsames Tier

Kurze Geschichten und dauerhafte Wahrheiten über Liebe, Traurigkeit und den ganzen Rest
Cover: Die Kuh ist ein einsames Tier
Eichborn Verlag, Frankfurt am Main 2011
ISBN 9783821861531
Gebunden, 144 Seiten, 16,95 EUR

Klappentext

Übersetzt von Klaus Wittmann und Mirjana Wittmann. Eine Geschichte auf kürzeste Weise erzählen, mit so wenig Worten wie möglich, nicht als Tribut an das Schweigen, sondern als Beispiel für die Kraft der Sprache: das ist die Absicht hinter diesen Texten, die David Albaharis ganze Bandbreite und sprachliche Eleganz zeigen. Ob sie geprägt sind von Absurdität oder bitterer Komik, Melancholie oder Schalk. Reduziert auf ein oder zwei zentrale Bilder, entfalten sich die Geschichten in der Phantasie des Lesers zu voll ausgearbeiteten Panoramen seiner Wahl: rätselhaft und taghell zugleich. Geschrieben in der Tradition eines Franz Kafka, Thomas Bernhard oder Daniil Charms, können diese Geschichten in Minuten gelesen werden und bleiben doch lange im Gedächtnis.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 16.03.2011

Fasziniert hat sich Ilma Rakusa angesichts der schillernden Kurz- und Kürzestprosa des bereits international mit Romanen in Erscheinung getretenen Serben David Albahari die Augen gerieben. Nacherzählbar sind die absurden und doppelbödigen, an Kafka, Charms und Herrn Keuner gemahnenden, lakonischen Szenen und Reflexionen nicht. Fest steht für Rakusa, dass der begnadete Erzähler aus einem großen Repertoire literarischer Formen und Gattungen schöpft (Drama, Sentenz, Parabel, Dramolett, Bizzarerien), in schnörkelloser Sprache erzielt er Verfremdungseffekte und unterläuft Leseerwartungen: "Man kann ihm dabei zusehen, wie er die Wörter aus der Stille holt und seltsamen Zusammenhängen zuführt", staunt die Rezensentin.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.03.2011

Rezensent Karl-Markus Gauß staunt, dass die aus dreißigjähriger Schaffenszeit stammenden Prosaminiaturen von David Albahari, die nun in einer Auswahl nebst bislang noch unveröffentlichten Texten auf Deutsch erscheinen, so homogen wirken. Dass man seinen Geschichten die biografischen und historischen Verwerfungen so gar nicht anmerkt - der 1948 in Belgrad geborene Autor war so etwas wie der "Popstar" der serbischen Literaturszene, ging aber 1994 nach Kanada, um der politischen Vereinnahmung zu entfliehen, lässt der Rezensent wissen - erstaunt Gauß zutiefst. Er zeigt sich ganz hingerissen von den kurzen Texten, deren Witz, verstörende Kraft und Doppelbödigkeit ihn begeistern. Und er beschreibt sie beeindruckt als derart konzentriert, dass jeder Versuch einer Zusammenfassung oder Erklärung ausufern würde, wie er feststellen muss.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.03.2011

Ganz hin und weg ist der Rezensent Andreas Breitenstein von diesen kurzen Prosatexten des in Calgary lebenden serbischen Autors David Albahari. Recht schwer zu beschreiben findet er, was die Faszination dieser 118 Texte ausmacht, deren Gegenstände ("die großen Themen des Menschseins") und Tonlagen (von tragisch bis ironisch) und Formen (offen, aphorismusähnlich, aber auch einmal Short-Story-nah) sehr vielfältig sind. Von Samuel Beckett bis Danilo Kis reichen die herangezogenen Vergleichsgrößen, die Poetologie Albaharis schildert Breitenstein als eine, in der der Erzähler eher "Medium" als souveräner Kontrolleur seines eigenen Schreibens ist. Allen so verschiedenen Texten gemein sei, dass in ihnen sich Menschen selbst rätselhaft werden. Der Effekt, so der begeisterte Rezensent: "Als Leser steht man am Ende erleuchtet und ziemlich abgebrannt da".