Goran Petrovic

Die Villa am Rande der Zeit

Roman
Cover: Die Villa am Rande der Zeit
dtv, München 2010
ISBN 9783423248242
Broschiert, 400 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Aus dem Serbischen von Susanne Böhm-Milosavljevic. Der Belgrader Student Adam erhält ein ungewöhnliches Angebot: Er soll ein Jahrzehnte zuvor erschienenes Buch umarbeiten. Ein scheinbar harmloser Auftrag. Doch bei der Lektüre macht Adam eine sonderbare Erfahrung: Unversehens findet er sich mitten in dem Roman wieder und begegnet anderen Lesern, die über dieselbe Gabe verfügen. Nicht alle haben ein unschuldiges Interesse an dem Buch. Als ein Mord geschieht, muss Adam sich entscheiden: Will er seinen Auftrag erfüllen oder verhindern, dass dieser imaginäre Zufluchtsort unwiederbringlich verloren geht?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.03.2011

Dieses Buch hat Rezensent Uwe Stolzmann eine Lehrstunde in kontemplativer Lektüre erteilt - er ist begeistert. Wie durch ein "Gründerzeithaus" sei er durch Goran Petrovics "Die Villa am Rande der Zeit" geschritten und habe ein Märchen und zugleich ein blutiges Jahrhundert vor der Kulisse Belgrads erlebt. Der Rezensent bewegt sich durch die Räume der Erzählung, begegnet dort der zentralen Figur, dem 1894 geborenen Anastas Branica, der einer unerreichten Angebeteten ein Buch mit dem Titel "Mein Vermächtnis" widmet und dort die Idylle einer Villa in arkadischer Gegend beschreibt. Im Belgrad der 1930er Jahre fällt dieses Buch der Buchhändlerin Natalija in die Hände, und auch sie begibt sich mittels Lektüre auf die Reise in das "Leser-Jenseits", so Stolzmann. Während Natalija altert, zieht das serbische Jahrhundert außerhalb der Villa vorbei und der Kritiker erlebt die Herrschaft der Könige, ihre Mörder, jugoslawische Ideologien, Bomben- und KZ-Opfer und die Herrschaft unter Tito. Nach dieser "üppig" gestalteten Zeitreise bedauert Stolzmann, dass Petrovic seinen Roman 1989 enden lässt und somit die Regierung unter Milosevic ausspart.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.11.2010

Ein "im Wortsinn bezauberndes Buch" annonciert Doris Akrap mit diesem Roman des serbischen Schriftstellers Goran Petrovic. Bereits die erzählte Geschichte begeistert sie sehr. Dort nämlich erzählt, wie man liest, ein Lektor, wie ein alter Roman, den er zwecks Neuauflage zu überarbeiten hat, plötzlich zu leben beginnt und ihm im wirklichen Leben plötzlich lauter Leser dieses Romans begegnen, deren Schicksale seltsam miteinander verbunden sind. Petrovic gelinge es, so Akrap, die Leidenschaft der fiktiven Leser des Romans auch auf sie als Leserin seines realen Romans zu übertragen.