Colin Jones

Die Revolution des Lächelns

Ein Lebensgefühl im 18. Jahrhundert
Cover: Die Revolution des Lächelns
Reclam Verlag, Ditzingen 2017
ISBN 9783150110591
Gebunden, 325 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Ursula Blank-Sangmeister unter Mitarbeit von Anna raupach. Kurz vor der großen, die Weltgeschichte prägenden Französischen Revolution vollzieht sich im 18. Jahrhundert eine kleine, unauffällige und kurzlebige Revolution, die gleichwohl tiefe Einblicke in Mentalität und Denken der Zeit erlaubt: Allenthalben in der zivilisierten Welt, in den besseren Kreisen und vornehmen Gesellschaften wird plötzlich gelächelt, und zwar freundlich und empfindsam. Uns kommt das heute natürlich vor, es war aber nichts weniger als das. Warum das ehemals nur sardonische, ironische oder überhebliche Lächeln des Absolutismus im Zeitalter von Vernunft und Aufklärung seine Bedeutung änderte, was genau das mit der Verbreitung des Zuckers und den Fortschritten der Zahnheilkunde zu tun hatte, wie es damit traurig endete im grimmen Ernst der politischen Revolution und was uns dieses Detail über den Wandel im Körper- und Lebensgefühl der Zeit offenbart, das erzählt der britische Historiker Colin Jones in diesem Buch.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 08.05.2017

Steffen Martus lernt bei Colin Jones, wie die Aufklärung uns ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Allerdings scheint dem Rezensenten die Argumentationslinie des britischen Historikers nicht zwingend genug, um auch noch die Französische Revolution als Grund des Lachens auszuweisen, wie es der Autor macht. Die von Jones herangezogenen Quellen rechtfertigen diese Pointe laut Martus jedenfalls nicht unbedingt, nicht mal vor dem Hintergrund der recht konventionellen Epochendramaturgie im Text, findet Martus. Bei genauerem Hinsehen war das Lächeln "stets eine Option", meint er, und nicht erst verpönt und dann befreit. Ein sehr erhellendes Kapitel der Kulturgeschichte kann ihm der Autor dennoch rekonstruieren, indem er auf den Schulterschluss zwischen einer zum Lachen anregenden Empfindsamkeit und den Errungenschaften der Zahnmedizin hinweist.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.04.2017

Rezensent Ernst Osterkamp vergeht das Lächeln nicht mit Colin Jones' medizin-, kunst- und kulturhistorischer Studie, die dem Rezensenten so amüsant wie lehrreich erläutert, wie das Lächeln im 18. Jahrhundert auf die Gesichter kam. Den Gegensatz von Hof und Stadt diesbezüglich vermag Jones ihm auseinanderzusetzen, und nun vergeht Osterkamp doch zeitweise das Lächeln, wenn der Autor vom sardonischen Grinsen zu Hofe berichtet (das die schlechten Zähne verbarg) und vom Lächeln auf dem Weg zum Schafott. Beim Stichwort Gefühlskultur indes wird dem Rezensenten wieder warm ums Herz. Und wenn Jones die Erfindung der Zahnbürste mit der Revolution des Lächelns verbindet, lobt Osterkamp die Quellennähe der Arbeit und ihre Überzeugungskraft, die für ihn auch mit dem Fokus Paris zusammenhängt. Dass die gesamte Geschichte des Lächelns im Europa des 18. Jahrhunderts noch einmal komplexer aussieht als der Autor das zeigen kann, räumt Osterkamp allerdings auch ein.
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