Colin Crouch

Postdemokratie

Cover: Postdemokratie
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783518125403
Kartoniert, 159 Seiten, 10,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Nikolaus Gramm. "Postdemokratie": Dieser Begriff des Politikwissenschaftlers Colin Crouch wurde nach dem Erscheinen der Originalausgabe seines Buches zum Kristallisationspunkt der Debatte um Politikverdrossenheit, Sozialabbau und Privatisierung. Crouch hat dabei ein politisches System im Auge, dessen demokratische Institutionen zwar weiterhin formal existieren, das von Bürgern und Politikern aber nicht länger mit Leben gefüllt wird. Der polemische Essay, der in Italien und Großbritannien bereits als Klassiker der Gegenwartsdiagnose gilt, liegt nun auch in deutscher Übersetzung vor.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 04.10.2008

Aus Sicht von Rezensent Kai Schlieter gelingt es dem britischen Politikwissenschaftler in dieser 2004 im Original erschienenen Studie recht gut, den augenblicklichen Schwebezustand der Demokratie zu beschreiben und die grassierende latente "Demokratieskepsis" samt ihrer "Mechanismen des Unterschwelligen" sensibel zu erfassen und in den Begriff der "Postdemokratie" zu überführen. Auch die Emphase, mit der Colin Crouch die Unterschiede zwischen Demokratie- und Politikverdrossenheit zu revanchistischer Demokratieverachtung herausarbeitet, gefällt dem Rezensenten gut. Da verzeiht er auch, dass Crouchs These aus seiner Sicht im Grunde weder neu noch besonders gut begründet ist. Es ist der Sinn dieses Autors für die Nuancen des Zeitgeists, das Sensorium für die Symptome des von ihm beschriebenen Phänomens, die das Buch für Schlieter zur wertvollen Lektüre machten.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.09.2008

Ohne großen theoretischen Aufwand liest der britische Autor Colin Crouch der neoliberalen Gegenwart die Leviten. Und zwar überzeugend, meint der Rezensent Claus Offe, was, wie er glaubt, dafür spricht, dass die Dinge längst klar "auf der Hand liegen". Die Tatsache etwa, dass sich die Politik mehr und mehr - und geradezu bereitwillig - aus Bereichen zurückzieht, die bei Lichte besehen Kernaufgaben des Öffentlichen wären: Verkehr, Kultur, Medien, Vorsorge etc. Unter Druck gesetzt von Unternehmen, die im globalen Wettbewerb Standortvorteile erpressen, räumt die Politik das Feld; und zwar, da habe Crouch, findet Offe, völlig recht, mit desaströsen Folgen für den Staat und seine zusehends entmündigten Bürger. Inzwischen herrsche bereits eine "generalisierte Inkompetenz-Vermutung gegen Parteien, Behörden" etc. Zwar hätte, so Offe, die Diagnose gelegentlich differenzierter ausfallen können, im großen und ganzen treffe sie aufs Bedenklichste zu.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.07.2008

Lesenswert findet Christian Rabe Colin Crouchs Plädoyer gegen die Übermacht der ökonomischen Eliten "Postdemokratie", das jetzt auf Deutsch erschienen ist. Obgleich der britische Politikwissenschaftler reichlich polemisch ans Werke gehe, seien seine Ausführungen nicht unelegant, meint der Rezensent. Aber auch nicht wirklich subversiv. Interessiert haben Rabe vor allem die systemimmanenten Probleme der Demokratietheorie, die Crouch zu Tage fördert. Allerdings erhebt er mehrere Einwände gegen Crouchs Schlussfolgerungen, die den Umstand missachteten, dass moderne Demokratien mit ihren Berufspolitikern über einen elitären Kern verfügten. Demnach weise Crouchs Konzept der "Postdemokratie" einige Widersprüche auf. Crouchs Pessimismus hinsichtlich der Zukunft der Demokratie führt er auf dessen eindimensionalen Politikbegriff zurück, den er nur für bedingt zeitgemäß hält.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 26.06.2008

Aufschlussreich und ausgesprochen lesenswert findet Rezensent Claus Leggewie dieses Buch über die gegenwärtigen Legitimationsprobleme der Demokratie. In fünf "analytisch dichten" Kapiteln fand der Rezensent darin die aktuellen Schwierigkeiten dieser Staatsform dargelegt, der zwischen rechtslastigem Populismus, Manipulationsmacht und Korruption der wirtschaftlichen Eliten und dem Obsoletwerden der Sozialsysteme die Glaubwürdigkeit beim Wahlvolk abhanden zu kommen droht. Auch die Vorschläge, die der Autor macht, um dieser Lage beizukommen, beispielsweise die Dominanz der wirtschaftlichen Eliten einzugrenzen, scheinen Leggewie zu überzeugen, der das Buch besonders der maroden SPD ans Herz legen will, da er eine funktionierende Sozialdemokratie für eine Revitalisierung der Demokratie insgesamt für unverzichtbar hält.