Boualem Sansal

Rue Darwin

Roman
Cover: Rue Darwin
Merlin Verlag, Vastorf 2012
ISBN 9783875363029
Gebunden, 261 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Christiane Kayser. Nach dem Tod der Mutter folgt Yazid dem Ruf der Vergangenheit und kehrt nach Algier in die rue Darwin im Viertel Belcourt zurück. Im Zentrum dieser außergewöhnlichen Familiengeschichte steht die übermächtige Großmutter Lalla Sadia, genannt Djéda. Sie ist Patronin des dörflichen Gutes, auf dem Yazid und seine Geschwister ihre Kindheit verbracht haben, bevor sie nach Algier kamen. Djéda ist auch die Herrin des Bordells nebenan. Diesem blühenden Geschäft verdankt sie nicht zuletzt ihren Einfluss, der weit über die Grenzen des Ortes hinausreicht. In seinem wohl persönlichsten Roman erzählt Boualem Sansal zärtlich und voller Humor von Korruption, Elend und zunehmender Tristesse. Dabei zeichnet er ein farbenprächtiges Porträt des heutigen Algerien und seiner Bevölkerung.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.01.2013

Gar nicht oft genug kann Kersten Knipp es betonen: Dies ist wohl das beste Buch des Autors. Dabei möchte der Rezensent es kaum dem Genre des Romans zurechnen, zu bescheiden und kunstlos der Plot, zu viel Autobiografisches habe Boualem Sansal in den Text eingearbeitet. Dass der Text durch seine Darstellung familiärer, zugleich politischer Umstände zwischen Algerien und Frankreich die Sprünge der algerischen Geschichte und die Gewalt der algerischen Wirklichkeit und deren Folgen für den Leser sehr gut nachvollziehbar macht, ist für Knipp das entscheidende Argument für seine äußerst positive Beurteilung des Buches.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 14.11.2012

So wichtig die Stimme Boualem Sansals auch ist, Jörg Aufenanger möchte den algerischen Autor nicht auf die Rolle des schlechten Gewissens vom Dienst reduziert sehen. Aufenanger möchte Sansal auch als Schriftsteller gewürdigt wissen und empfiehlt deswegen nachdrücklich seinen neuen Roman "Rue Darwin". Der Rezensent hat ihn als autobiografisch gefärbt gelesen und in dem Jungen Yazid das Alter Ego des Autors ausgemacht. Yazi erzählt von seiner Kindheit in einem archaischen Dorf, seiner Jugend in Algier und dem Befreiungskrieg, dem immer weitere Kriege folgten. Aufenanger entgehen nicht gewisse Schwächen in diesem Roman, doch macht die Verve, mit der Sansal erzählt, sie problemlos wett.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 09.10.2012

Reiner Wandler findet Boualem Sansals neuen Roman literarisch "nicht ganz so brillant" wie dessen frühere Werke, aber der Mut des Autors, ein so ehrliches Porträt der algerischen Gesellschaft zu zeichnen, hat ihn dafür entschädigt. Der Autor geht in "Rue Darwin" genauso auf die Suche nach seinen eigenen familiären Wurzeln, wie es sein Protagonist Yazid tut, berichtet der Rezensent. Beide fragen sich, wie sich die Geschichte des Landes und die ihrer Familie auf ihr Leben ausgewirkt haben und durchsuchen ihre Vergangenheit nach Antworten auf Fragen der Gegenwart.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.10.2012

Mit "Rue Darwin", seinem bislang "wohl persönlichsten Roman", kehrt Boualem Sansal ganz buchstäblich an einen zentralen Ort seiner Kindheit, in die gleichnamige Straße in Algier zurück und stellt sich dort basale Fragen nach dem eigenen Selbst, schreibt Rezensentin Claudia Kramatschek. Als Alter Ego diene dabei ein Mann namens Yazid, der ebenfalls in der Rue Darwin aufgewachsen ist und dort nach dem Tod seiner Mutter der eigenen Vergangenheit auf den Grund geht. Mit dem dabei freigesetzten Überschuss an vielfältig vernetzten Erinnerungen hat die Rezensentin allerdings zuweilen ihre liebe Not, fällt die Orientierung darin doch teils ziemlich schwer, was - so ihre Mutmaßung - wohl auch auf den Autor zugetroffen haben mag. Doch fühlt sich Kramatschek mit dem "so bewegenden wie geschichtsträchtigem Leben", dem man hier in vielen Details nachspüren kann, bestens entschädigt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.10.2012

Nicht erst seit der Lektüre von "Rue Darwin" fordert Rezensent Gero von Randow mehr Aufmerksamkeit für Boualem Sansal. Denn seine Werke, die in Algerien verboten sind, gehören zum Besten was über das Heimatland des couragierten Schriftstellers geschrieben wurde, betont der Kritiker, der dieses Buch gar nicht mehr aus den Händen legen will. Er liest hier die eindrucksvolle und realistische Geschichte um Sansals autobiografischen Helden Yazid, der als Kind von seiner Mutter und seiner Ziehmutter aus einem algerischen Bordelldorf befreit wird, das von dem mächtigsten Klan Nordafrikas geführt wird und der im Erwachsenenalter nach seinen Wurzeln sucht. Sansal gelinge es, die Geschichte Yazids, der in einem Armenviertel in Algier aufwächst, meisterhaft und ganz ohne politische Analysen mit den großen Ereignissen der vergangenen sechzig Jahre der algerischen Geschichte zu verbinden, lobt der Rezensent.