Avi Primor

Terror als Vorwand

Die Sprache der Gewalt
Cover: Terror als Vorwand
Droste Verlag, Düsseldorf 2004
ISBN 9783770011612
Gebunden, 237 Seiten, 16,95 EUR

Klappentext

Der 11. September 2001 hat die Vereinigten Staaten von Amerika und die ganze Welt erschüttert. Terror gegen Menschen in Städten, in denen niemand mit solchen Gewaltangriffen gerechnet hätte. Auch die Israelis waren entsetzt, aber weniger überrascht, denn seit Oktober 2000 werden sie mit der Intifada konfrontiert. Der palästinensische Aufstand ist nicht auf die besetzten Gebiete begrenzt und nicht ausschließlich gegen Siedlungen oder Soldaten gerichtet. Vielmehr ist mit den Selbstmordattentaten, deren Wurzeln schon im 11. Jahrhundert zu finden sind, die Zivilbevölkerung in den Städten betroffen. Die Mischung aus einer mittelalterlichen terroristischen Tradition, dem spezifischen Problem Saudi-Arabiens des 20. Jahrhunderts und einem nationalen Problem der Palästinenser erschwert das Verständnis des westlichen Beobachters, hindert seinen Blick daran, durch den Staub der einfallenden Türme von New York zu dringen. Avi Primor versucht, die Fragen hinsichtlich des Terrors, die man sich im Nahen Osten wie auch im Westen stellt, zu klären.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.03.2004

Ludwig Watzal steht diesem Buch des ehemaligen israelischen Botschafters in Deutschland überaus kritisch gegenüber. Avi Primor habe zwar "ein intelligentes Buch" geschrieben, so der Rezensent, unproblematisch sei es jedoch nicht, denn obwohl der Autor auch Aspekte der Politik Scharons kritisch sehe, sei seine Analyse des Nahostkonflikts und des islamistischen Terrorismus' deutlich "ideologisch gefärbt". So schiebe er den Palästinensern die gesamte Schuld für das Scheitern des Friedensprozesses zu, ohne Verfehlungen der israelischen Seite entsprechend einzubeziehen. Nichtsdestotrotz biete Primor interessante Eindrücke über verschiedene Teilbereiche der Problematik, übe sich aber, wenn es spannend wird, in übermäßiger diplomatischer Höflichkeit und verschenke so sein Potential.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.02.2004

Auf ein geteiltes Echo stößt Avi Primor mit seinem neuen Buch über den Nahost-Konflikt bei Alexandra Senfft. Interessant findet sie es immer dann, wenn Primor seinen "scharfen Intellekt" einsetzt, um die Regierung Sharon zu kritisieren, um die amerikanische Regierung als Vermittlerin für überflüssig zu erklären oder um ein stärkeres Engagement der Europäer zu fordern. Gar nicht gefällt ihr dagegen seine Kritik an den Palästinensern, hier moniert Senfft pauschale Urteile oder eine polarisierende Rhetorik. Auch dass Primor nicht auf die Lebensbedingungen der Palästinenser in den besetzten Gebieten eingeht, missfällt der Rezensentin, die vor allem hierin den Ursprung des Terrors sieht.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.12.2003

Einen zwiespältigen Eindruck hat Avi Primors Buch über die Ursachen für Terror und Gewalt in Israel und Palästina bei Rezensent Ludwig Watzal hinterlassen. Einerseits lobt er das Buch des ehemaligen israelischen Botschafter in Deutschland als "intelligent". So scheint ihm Primor mit seiner These, dass der globale Terrorismus und der islamische Fundamentalismus vom Nahostkonflikt nicht zu trennen sind, "wesentlich weitsichtiger" zu sein als die Neokonservativen der Administration Bush, die die Politik Sharons weit vorbehaltloser verteidigen als Primor. Dessen Auffassung der Verteidigung gegen den islamischen Terrorismus als einer Art "Weltkrieg" hält Watzal indes für "hoch problematisch". Auch dass Primor "zionistische Klischees" wiederholt und betont, dass die Palästinenser jede Chance zum Frieden ungenutzt hätten verstreichen lassen, findet Watzal nicht überzeugend. Zwar lasse der Autor nicht unerwähnt, dass alle israelischen Regierungen seit 1993 das koloniale Projekt weiter vorangetrieben und den Palästinensern das Leben zur Qual gemacht haben, messe diesen Fakten aber keine entscheidende Bedeutung für das Scheitern des Friedensprozesses zu. Alles in allem sehe Primor die Ursache des Nahostkonfliktes nicht im palästinensischen Problem, "sondern in der Weigerung der arabischen Staaten, die Existenz eines jüdischen Staates zu akzeptieren". "Die Wirklichkeit", meint jedoch der Rezensent, "ist wie immer differenzierter."