Jon Lee Anderson

Guerillas

Töten für eine bessere Welt
Cover: Guerillas
List Verlag, Berlin 2005
ISBN 9783471770436
Gebunden, 320 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Eine Analyse zum Phänomen des Terrorismus. Seit vielen Jahren schon geht der Reporter Jon Lee Anderson der Frage nach, warum Menschen sich entschließen, in den bewaffneten Kampf zu ziehen, zu töten, zu sterben für ein Ideal. Der bewaffnete Kampf ist in der heutigen Zeit ganz besonders in unser Blickfeld gerückt. Terrorismus ist nicht mehr nur ein regionales, sondern ein globales Phänomen geworden. Trotz allem ist er uns völlig fremd. Wer kämpft heutzutage noch für ein Anliegen, das über das eigene private Leben hinausgeht? Wer gibt zudem freiwillig sein Leben - und das auch noch ohne Bedauern? Diese bedingungslose Hingabe für eine Sache fasziniert und befremdet gleichermaßen. Jon Lee Anderson hat fünf Gruppen von Untergrundkämpfern eine Zeitlang begleitet: die Mujahedin in Afghanistan, die Karen in Myanma, die Polisario in der westlichen Sahara, die FLMN in El Salvador und die militanten Palästinenser im Gaza-Streifen. Über Themen wie Familie, Religion, Gesellschaft, Gesetze und Gerechtigkeit zeigt er jenseits aller ideellen, politischen und wirtschaftlichen Motivation die Gemeinsamkeiten wie auch Unterschiede auf. Vor allem aber beleuchtet er einen "way of life", eine Lebenseinstellung, die - obwohl auf den ersten Blick fremd - doch viele Elemente hat, die universal für jede menschliche Existenz sind. Indem er die persönliche Motivation und inneren Konflikte des Einzelnen in den Vordergrund stellt, gelingt ihm eine spannende, weil sehr menschliche Sicht auf die Kämpfer im Namen der Freiheit.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.09.2006

Thomas Speckmann bewertet Jon Lee Andersons Buch über Guerillakämpfe als überaus instruktiv. Er attestiert dem erfahrenen Kriegskorrespondenten einen "tiefen Einblick" in Motive und Formen des bewaffneten Widerstands gegen Okkupationen. Die Beschreibungen von Guerillakriegen in den verschiedenen Krisengebieten der Welt wirken auf Speckmann sehr plastisch. Sie verdeutlichen für ihn, wie problematisch und oft aussichtslos Interventionen in Bürgerkriegsregionen sind. Besonders unterstreicht er Andersons Einsicht, wonach der Impuls, Eindringlinge abzuwehren, eine typisch menschliche Reaktion sei, und es kaum etwas gebe, das den Widerstand mehr beflügele als eine Militärinvasion durch eine fremde Macht.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 30.04.2005

Nach seiner "umwerfenden" Che-Guevara-Biografie, so der Rezensent Robert Misik, war zu erwarten, dass Jon Lee Anderson ein ebenso lesenswertes Buch zum Thema Partisanengruppen abliefern würde. Anderson, berichtet der Rezensent, hat als Reporter für den New Yorker verschiedene Guerillagruppen in ganz unterschiedlichen Teilen der Erde besucht, um die gefährliche Parallelwelt der Partisanen aus der Innenansicht zu erkunden. Er wolle begreifen, warum ganz normale Menschen sich dazu entscheiden, ihr Leben ständig aufs Spiel zu setzen. Sehr zu schätzen weiß der Rezensent, dass Anderson sich nicht nur Guerillagruppen mit Sympathiefaktor ausgesucht hat, und somit eine allzu rasche Identifikation vermeidet. Die einzige wirkliche Schwäche des Buches ist für Misik jedoch, dass Anderson all diese Orte in den späten Achtzigern und frühen Neunzigern bereist habe, dass sich die Konflikte seitdem stark verändert oder gar aufgelöst hätten. Prinzipielle Einsichten, lenkt der Rezensent ein, bleiben davon allerdings unberührt: die Selbstmythologisierung, die Heldengeschichten, die sich wie Lauffeuer verbreiten und die Leidensgeschichten. Interessant findet der Rezensent die Beobachtung, dass der Griff zur Waffe nicht ausschließlich ein kriegerischer Akt ist, sondern "Teil eines kämpferischen Textes und Teil einer Bildsprache" ist. Guerillas, die wie die Chiapas-Aufständischen jahrelang Texte und irrwitzige Happenings produzieren und somit zu zu einer Art "Diskursguerilla" werden, könnten, so der Rezensent, die Guerillas der Zukunft sein.