Arif Anwar

Kreise ziehen

Roman
Cover: Kreise ziehen
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783803133106
Gebunden, 336 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem kanadischen Englisch von Nina Frey. Bangladesch, 1970. Honufa sammelt ihre Habseligkeiten zusammen. Sie sucht einen verhängnisvollen Brief. Sie schickt ihren kleinen Sohn in Sicherheit. Sie bangt um ihren Mann auf See. Sie bittet den falschen Gott um Hilfe.Washington, D. C., 2004. An einem stürmischen Abend bringt Shahryar seine sechsjährige Tochter Anna in ihr Zuhause, das nie seins war. Er wird das Land bald verlassen müssen. Vermachen kann er ihr nur die Erinnerungen an seine Heimat, seine Geschichte und an die Menschen, die er immer für seine Eltern hielt.Arif Anwar verwebt die Geschichten verschiedener Personen, die sich über mehrere Generationen, Kontinente und Jahrzehnte spannen und doch alle zusammenhängen. Vermeintliche Gewissheiten werden in Frage gestellt, während sich immer neue Rätsel auflösen. Anwars Saga erzählt, wie die Vergangenheit die Gegenwart formt, wie zählebig religiöse Feindschaft sein kann und wie wirkmächtig das koloniale Erbe ist. Vor allem aber hat Anwar einen Roman über Versöhnung geschrieben, darüber, wie Menschen einander helfen und wie man seine Familie findet, unabhängig davon, ob man tatsächlich verwandt ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.12.2019

Für den Rezensenten Marco Stahlhut will Arif Anwar mit seinem Debütroman etwas zu viel. Dass sich der Autor mit seinem Text um einen jungen, als Migrant in den USA lebenden Sozialwissenschaftler aus Bangladesch in die Tradition Shakespeares einschreiben möchte, wie Stahlhut zu erkennen meint, zugleich Geschichtliches aus Bangladesch und Burma anreißt und das alles unter Verzahnung verschiedener Zeit- und Handlungsebenen in einer hoch poetischen Sprache, scheint dem Rezensenten immerhin gewagt. Der Leser aber kann sich laut Rezensent gut an den Figuren orientieren und an der Schönheit der Sprache. Weniger gelungen findet Stahlhut das manichäische Weltbild des Erzählers und die Dialoge, in denen ein Analphabet die gleiche Sprache spricht wie der gebildete Erzähler.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 12.07.2019

Arif Anwars Roman scheitert daran, ein Familienepos in 300 Seiten pressen zu wollen, meint Rezensentin Lea Schneider. In zahlreichen Handlungssträngen widmet sich der kanadische Autor der Geschichte seines Geburtslands Bangladesch und versucht dabei, so Schneider, durch einfältige Symbolik und Netflix-ähnliche Cliffhanger oder Plot-twists alles zusammenzuhalten. Der Roman lese sich so zwar "kurzweilig und unterhaltsam", und die Rezensentin hebt einzelne berührende, weniger atemlose "Momentaufnahmen" lobend hervor. Insgesamt hält sie "Kreise ziehen" aber für überladen und die unzähligen Figuren für flach. Schneider gibt aber auch zu bedenken, dass das nicht nur dem Autor anzukreiden ist, sondern ein gewisser Vollständigkeitsanspruch vielleicht auch daher rührt, dass es eben nicht genug andere Romane über Bangladesch gibt.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 14.06.2019

Rezensentin Katharina Borchardt lässt sich von Arif Anwars Debütroman "Kreise ziehen" zu einem Streifzug durch sechs Jahrzehnte asiatischer Geschichte mitnehmen und legt das Buch mit gemischten Gefühlen zur Seite. Von der Katastrophe, als der Bhola-Zyklon auf die Küste von Bangladesch traf kann ihr der  Autor ebenso "historisch lehrreich" erzählen wie er beispielsweise auch die Geschichte des japanischen Imperialismus in die Biografien seiner Helden einfließen lässt, staunt die Kritikerin. Nur stilistisch will sie Anwars Debüt leider nicht überzeugen: Rhythmisch, ja, aber irgenwie auch  inhaltlich und sprachlich konventionell, meint sie.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 12.06.2019

Rezensent Florian Felix Weyh hält nicht viel von Arif Anwars zwischen 1947 und 2004 und zwischen Indien und den USA spielendem Familienepos. Trotz seines weiten Rahmens hat ihm der Text um Herkunft, Fremdheit und Identitätsbildung weder historisch verlässliches Wissen noch einen genuinen Sound oder kantige Figuren zu bieten. Ein allzu perfekter, nahezu eigenschaftsloser "Weltroman" mit Exotikfaktor, meint Weyh sichtlich lesemüde.