Antonia Baum

Ich wuchs auf einem Schrottplatz auf, wo ich lernte, mich von Radkappen und Stoßstangen zu ernähren

Roman
Cover: Ich wuchs auf einem Schrottplatz auf, wo ich lernte, mich von Radkappen und Stoßstangen zu ernähren
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2015
ISBN 9783455403374
Gebunden, 400 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Johnny, Clint und Romy wachsen bei ihrem Vater auf, der sich weder für bürgerliche Konventionen noch Gesetze interessiert. Theodor war in keinerlei Hinsicht Vater und dennoch hat er seine Kinder auf seine Art großgezogen. Als Romy und Clint ihren 25. Geburtstag feiern und der Vater nicht auftaucht, bekommen es die drei Geschwister mit der Angst zu tun. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach ihrem Vater, den sie ebenso verehren wie verfluchen. In einer Nacht voller Erinnerungen, Drogen, Alkohol und das Warten auf ihren Vater erleben sich die drei Geschwister einmal mehr als Schicksalsgemeinschaft und setzen dabei auch ihr Leben aufs Spiel.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.04.2015

Wow, meint Dana Buchzik nur angesichts der erzählerischen Wucht, die der neue Roman von Antonia Baum über 400 Seiten durchhält. Nicht nur die Figuren in Baums Geschichte einer dysfunktionalen Familie scheinen gehörig Tempo zu entwickeln, und sei's nach unten, im Absturz. Ein Happy End braucht diese Roadnovel im Leichenwagen nicht, meint Buchzik. Und dass das Familienprekariat Raum lässt für Einser-Abi, Tanz-AG und akademischen Smalltalk stört die Rezensentin auch nicht, Baum erzählt einfach viel zu gut, meint sie.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 09.04.2015

Rezensent Moritz Baßler, Professor für Neuere Deutsche Literatur in Münster, ist hin und weg von diesem "Post-Pop-Roman". Vergleiche mit Christian Kracht, Wolfgang Herrndorf oder Quentin Tarantino drängen sich ihm auf. Denn hier erzähle eine Autorin mit Witz und Action von der Realität, die mit dem deutschen Nachkriegs- und Wiedervereinigungsrealismus nichts am Hut hat. Alles ist hier künstlich, so Baßler: Aus der Perspektive der Psychologiestudentin Romy erzählt Baum die Geschichte einer Familie, die vollständig um den Vater Theodor kreist, der als Arzt und Ganove zwar Erfolg hat, seine drei halbwaisen Kinder aber vernachlässigt. Baum verzichtet dabei nicht nur auf "die bekannten Muster finaler Entlarvung" und andere Plotttreiber, sie ist historisch irreführend, unlogisch und stattet ihre Charaktere mit völlig unvereinbaren Eigenschaften aus. Für Baßler ein Roman mit "Intellekt und Gefühl".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 28.03.2015

Mit viel Vergnügen hat Rezensentin Angela Leinen Antonia Baums zweiten Roman mit dem außergewöhnlich langen Titel gelesen. Schnell hat die Kritikerin die Ich-Erzählerin Romy, die hier zum einen als Neunjährige, zum anderen als 25jährige schreibt, ins Herz geschlossen und lässt sich von ihr in das wirre und unkonventionelle Treiben ihrer Familie entführen. Die Mutter verstorben, der Vater ein anarchistischer Krimineller, der sich als Arzt ausgibt, meist aber an Autos schraubt, wächst Romy mit ihren Geschwistern in völlig ungeordneten Verhältnissen auf, setzt sich gegen die Beleidigungen der Mitschüler zur Wehr und mit verschiedenen Mutter-Ersatzfiguren auseinander und sehnt sich nach Normalität, berichtet die Rezensentin. Sie bewundert nicht nur Baums Talent, aus kindlich-naiver Sicht zu schreiben, ohne dass es je "anbiedernd" wirkt, sondern auch das Vermögen der Autorin, anstrengungslos eine ganze Menge in diesem abenteuerlichen, ebenso schönen wie bewegenden Roman passieren zu lassen.