Andreas Maier

Die Universität

Roman
Cover: Die Universität
Suhrkamp Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783518427859
Gebunden, 147 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Frankfurt, die Universität, 1988, 1989. Damals noch ein ganz anderes Studium, Magister, eigentlich völlige Freiheit in allem. Das Betätigungsfeld erstreckt sich vom Biertrinken im "Doctor Flotte" bis hin zu Seminaren über Wahrheitstheorie, die den Studenten der Philosophie schon innerhalb eines Semesters zu Arztbesuchen treiben. Es droht ein völliger Verlust der eigenen Person, und auch die Zeiten geraten durcheinander: Auf der Suche nach einer Studentenbude stößt der Protagonist auf ein Erotikmagazin, in dem er eine alte Liebe aus dem Jahr 1983 wiederzuerkennen glaubt. Aus seiner Matratzengruft, in der er sich verzweifelt-lethargisch einrichtet, rettet ihn ausgerechnet ein Pflegefall: Gretel Adorno, die uralte Witwe des Philosophen, bei der er durch seinen Studentenjob Dienst tut. Er läßt sich von ihr zerkratzen und beschimpfen, aber eigentlich versteht er sich mit ihr besser als mit seiner ganzen Umwelt. Die Universität ist ein Roman über die Möglichkeit, überhaupt von so etwas wie "Ich" oder "Person" zu sprechen. Es ist jener Zustand Anfang zwanzig, in dem wir zwar noch im Rollenspiel der Jugend verhaftet sind, zugleich aber längst begriffen haben, daß es irgendwo anders hingehen muß.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.03.2018

Hanna Engelmeier ist Andreas Maiers Romanreihe verfallen. Maiers "unaufdringlich-schmale" Bücher liest sie mit gleichbleibender Begeisterung. Maiers Campusroman, sechster Teil der Reihe, führt sie in das Frankfurter Uni-Milieu rund um die Bockenheimer Warte. So unspektakulär das Leben des Erzählers in den Hörsälen und Studikneipen verläuft, so eindringlich und alles andere als nostalgisch weiß Maier laut Engelmeier die "Seminar-Scham" und andere Verklemmtheiten zu schildern, oder wie es war, bei Gretel Adorno als Pflegekraft zu arbeiten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.03.2018

Mit "Die Universität" ist Andreas Maier in der Mitte seines autobiografischen Mammutprojektes angelangt, erklärt Rezensent Paul Jandl. Maiers gleichnamiger Protagonist Andreas hat die ländliche hessische Heimat verlassen, jedenfalls physisch, um in Frankfurt Philosophie zu studieren, sich in Kneipen mit Kommilitonen zu besaufen, nach der Wahrheit über das Leben, das Ich und das Nichts zu suchen und natürlich oft noch an Zuhause zu denken, lesen wir. Die Beschreibung, wie Andreas  langsam seine Unwissenheit und Naivität ablegt - darin liegt für Jandl die große Kunst Maiers. Auch die pflegebedürftige Witwe Adornos trägt offenbar mit bei zur intellektuellen Ich-Werdung des jungen Mannes: Die Schilderungen der Beziehung zwischen diesen beiden Menschen, des nachdenklichen Philosophie-Studenten in der Wohnung Adornos und der etwas verrückten, einsamen alten Frau gehören zu den anrührendsten in diesem "großartigen" Buch, so der begeisterte Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.02.2018

Rezensent Christian Thomas scheint sich dem Roman-Kosmos von Andreas Maier nicht entziehen zu können. Auch wenn der Ich-Erzähler ein höhnischer ist, die Orientierungslosigkeit und der langsam Gang des Pseudo-Entwicklungsromans in diesem Teil der Heimatsaga stärker ist denn je. Der alles andere als naive Erzähler hat es ihm angetan. Wenn Maier ihn hier nun als Student über Subjekt-Objekt-Beziehungen nachdenken, mit Magenkrämpfen kämpfen und schließlich an einer Art metaphysischen Vision teilhaben lässt, ist Thomas gern dabei.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.02.2018

Wie stark der Held aus Andreas Maiers Romanzyklus "Ortsumgehung" nun autobiografisch geprägt ist, findet Rezensent Tilman Spreckelsen im Grunde nebensächlich. Im sechsten Band ist der Autor inzwischen in Frankfurt angekommen, um dort zu studieren, informiert der Kritiker, der vor allem staunt, wie geschickt Maier hier mit Identitätsgrenzen spielt. Einmal mehr erlebt er den Autor als präzisen Beobachter, der verschiedene Perspektiven brillant miteinander zu verweben weiß.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 10.02.2018

Am Rande seiner Begegnung mit Wetterau-Autor Andreas Maier in der Berliner "Paris Bar" verliert Rezensent Philipp Haibach auch einige lobende Worte über dessen neuen Band "Die Universität". Als "nacktes Porträt des Künstlers als junger Mann" würdigt er den sechsten Teil der autobiografisch geprägten Saga, die den Kritiker hier ins Frankfurt am Main der Achtziger führt, als Romanheld Andreas Philosophie, Musikwissenschaften und Germanistik studierte. Und doch liest Haibach hier keineswegs erwartbare Szenen aus dem Studentenleben: Vielmehr lässt er sich von Maier in "analytische Betrachtungen" zum eigenen Ich mitnehmen, erlebt, wie sich jener als Aushilfe im Pflegeheim um Gretel Adorno kümmern muss und staunt, wie knapp sich der Autor - in erfreulichem Gegensatz zu Karl Ove Knausgard - bei seinen Selbstbespiegelungen zu fassen vermag.