Kati Marton

Die Flucht der Genies

Neun ungarische Juden verändern die Welt
Cover: Die Flucht der Genies
Die Andere Bibliothek/Eichborn, Frankfurt am Main 2010
ISBN 9783821862194
Gebunden, 380 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Arthur Koestler, Andre Kertesz und Ropert Capa. Michael Curtiz und Alexander Korda. Leo Szilard, Eugene Wigner, John von Neumann und Edward Teller. Neun ungarische Genies, die in Budapest aufwuchsen, ihre Heimat verlassen und ins englische und amerikanische Exil fliehen mussten. Eine Spurensuche. Kein anderes Land Europas hat, gemessen an seiner Bevölkerungszahl, so viele Nobelpreisträger hervorgebracht wie Ungarn. Kati Marton schildert das Schicksal von neun hochtalentierten ungarischen Juden, die erst vor den Schrecken der Horthy-Diktatur und dann vor den Verbrechern des Nationalsozialismus fliehen mussten und die später die Welt veränderten. Ohne die Nuklearphysiker und Mathematiker Leo Szilard, Eugene Wigner, John von Neumann und Edward Teller hätte es die Atombombe nicht gegeben. Die Photographen Andre Kertesz und Ropert Capa prägten Kunst- und Kriegsphotographie des 20. Jahrhunderts.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.10.2010

Sehr anregend fand Cord Aschenbrenner Kati Martons Buch mit biografischen Porträts neun ungarischer Juden, die alle durch ihre Flucht vor den Nationalsozialisten ins Exil verbunden sind. Die Autorin, selbst mit ihren Eltern nach dem Zweiten Weltkrieg aus Ungarn nach Amerika geflohen, verbindet die Biografien der neun Hochbegabten - Physiker, Mathematiker, zwei Regisseure, ein Schriftsteller und ein Fotograf - zwanglos auch mit ihrer persönlichen Geschichte und pflegt einen vertraulichen Umgang mit den Porträtierten, der dem Rezensenten aber gar nicht zudringlich erscheint. Die Geschichten über die "erfreulich skurrilen" Männer hat Aschenbrenner gern gelesen, und er findet, dass die Autorin ihre Lebens- und Wirkungsgeschichten dennoch nicht ins rein "Anekdotische abgleiten" lässt. Denn daneben hat Marton gründlich recherchiert und viele Zeitgenossen interviewt, lobt der Rezensent, für den gerade die Leichtigkeit, mit der die Autorin ihre neun Protagonisten zusammenspannt, den "Reiz" des Buches ausmacht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.10.2010

Katharina Teutsch schmökert begeistert in diesem Buch der amerikanischen Journalistin Kati Marton. Wenn daraus auch keine historisch akkurate Dokumentation ungarischer Schicksale inmitten von Diktatur, Flucht und Deportation im alten Europa geworden ist, wie Teutsch einräumt, so erscheinen ihr die neun Geschichten, etwa über Alexander Korda, Robert Capa, Arthur Koestler oder den Atomforscher Leo Szilard, doch packend und mit Sinn fürs Paradigmatische erzählt. Im Vertrauen auf ihre Quellen, meint Teutsch, gerät das Buch der Autorin sogar zum "Jahrhundertwerk". Dass dadurch manchmal das Biografische und das Thetische der Arbeit aus dem Blick rutscht oder eher herbeigeschrieben denn entdeckt wird, will Teutsch der Autorin jedoch verzeihen.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.04.2010

Tim B. Müller hat viel auszusetzen an Kati Martons Buch über neun ungarische Juden, die im amerikanischen Exil zu Weltruhm kamen, nur um den Band in einem doch ziemlich überraschenden Umschwung der Gefühle am Ende wärmstens zu empfehlen. Hätte sich die amerikanische Journalistin auf die Wissenschaftler beschränkt, die sich als Mitarbeiter des "Manhattan-Projekts" um Robert Oppenheimer im amerikanischen Nuklearforschungsprogramm engagierten, hätte aus dem Buch ein äußerst packendes Geschichtsbuch werden können, klagt der Rezensent. Stattdessen habe die Autorin aber auch noch den Schriftsteller Arthur Koestler, die Filmregisseure und Produzenten Alexander Korda und Michael Curtiz und den Fotografen Andre Kertesz hinzunehmen müssen, die allesamt nur eint, dass sie ungarische Juden sind, so Müller wenig begeistert. Ganz charmant dagegen findet er, dass Marton auch ihre eigene Familiengeschichte in die Geschichten und Anekdoten ihrer neun Budapester Genies einflicht, auch wenn er spitz bemerkt, dass die "Diplomatengattin" hier wenig kritische Distanz zeige. Ihm ist zudem unangenehm aufgefallen, dass, wenn es beispielsweise um Arthur Koestlers Verdienste geht, taktvoll und dezent über seine Schattenseiten hinweg gegangen wird. Gänzlich überraschend kommt es deshalb für den unvorbereiteten Leser seiner Kritik, dass er uns dann den Band mit seinen "hinreißenden Geschichten" als gewinnbringend und kurzweilig empfiehlt.
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