Jurek Becker

Am Strand von Bochum ist allerhand los

Postkarten
Cover: Am Strand von Bochum ist allerhand los
Suhrkamp Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783518428160
Gebunden, 398 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Jurek Becker hat sich im Laufe seines Schriftstellerlebens vielen Genres gewidmet. Er schrieb Texte fürs Kabarett, verfasste Drehbücher, wurde mit seinem ersten Roman weltberühmt, veröffentlichte Erzählungen und Essays. In seinem Nachlass fanden sich für die meisten seiner Werke Entwürfe, die er in Schulhefte geschrieben hatte - zumindest für die Texte, die nach der Übersiedlung aus der DDR nach Westberlin entstanden waren. Selbst Briefe und Postkarten schrieb Becker im Konzept, wurden häufig korrigiert, wonach die Postkarte sich bei der Abschrift ein weiteres Mal zum Original wandelte. An der gesteigerten Zahl der Postkarten, die Jurek in erster Linie in seinen letzten Lebensjahren schrieb, lässt sich ablesen, dass es ihm nicht darum ging, dem Freund, der Freundin, dem Familienmitglied eine Freude zu bereiten. Um Mitteilungen des Autors über sich selbst ging es dabei nur nachrangig. In allererster Linie lag Jurek Becker daran, den Leser für Minuten zu unterhalten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.10.2019

Rezensentin Birthe Mühlhoff hat nur eine Sache an diesem Taschenbuch auszusetzen: Suhrkamp hätte ein Coffee Table Book daraus machen sollen, findet sie. Denn die hier von Jurek Beckers Frau Christine besorgte Auswahl von Postkarten bereiten der Kritikerin so viel Freude, dass sie gar nicht aufhören möchte, darin zu blättern. Zwischen Karten an Sohn Jonathan, die Exfrau, Suhrkamp-Verleger Siegfried Unseld und andere sind es vor allem die vielen kurzen Botschaften an Christine, die Mühlhoff ins Auge fallen: Nicht nur, dass Becker seiner Frau auch Karten schrieb, wenn sie beide am gleichen Ort weilten, besonders die zahlreichen Anreden irritieren beziehungsweise amüsieren die Rezensentin prächtig: Wenn Becker an seine Frau so etwas schreibt wie "Du alte Inflationsrate", "Mietspiegel", "Gerinnungsfaktor", aber auch "Du wunder Punkt" oder "Du milde Gabe", weiß Mühlhoff: Hier hatte jemand "keine Scheu vor Schrulligkeit". In Zeiten von Twitter, Facebook und Instagram sind diese ebenso "rührenden" wie komischen Kurzbotschaften ein Segen, schließt die Kritikerin.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.04.2018

Rezensent Andreas Platthaus freut sich bannig über Jurek Beckers Postkarten an Freunde und Verwandte, zusammengestellt und kommentiert von Beckers Frau Christine, selbst bevorzugte Empfängerin der Kärtchen. Für Platthaus ein Postkartenbuch sondergleichen, dessen Texte zwar niemals spontan entstanden, aber dafür laut Rezensent mit feinem Humor, leiser Ironie und großer Urteilsschärfe punkten. Beckers Geist im Strahlenkranz, meint Platthaus.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.03.2018

Die Sammlung von fast 400 Postkarten, die Jurek Becker von 1978 bis zu seinem Tod an seine Lieben, den Suhrkamp-Verlag und DDR-Intellektuelle schickte, hat Rezensent Christian Thomas regelrecht bezaubert. Der unter dem Titel "am strand von bochum ist allerhand los" erschienene Band aus chronologisch angeordneten Faksimiles mit Transkriptionen schlägt laut Thomas einen heiteren Ton an, der Rezensent merkt aber auch, dass der Autor selbst in der Ferne von der DRR und ihrer Literaturdoktrin eingeholt wurde. Zum Beispiel hat Becker den Rezensenten mit Spitzfindigkeiten wie "nun kann ich auch die Niagara-Fälle abhaken. Das Bild ist Sozialistischer Realismus" verzückt. Die Postkarten, bestehend aus gewitzten Texten, die der Autor in Schulheften vorformuliert habe, und ergänzt um bedeutungsvolle Motive und Briefmarken, sind ein humorvoller "Jurek en miniature", lobt der Rezensent.