Christiane Kohl

Der Himmel war strahlend blau

Vom Wüten der Wehrmacht in Italien
Cover: Der Himmel war strahlend blau
Picus Verlag, Wien 2004
ISBN 9783854524847
Gebunden, 240 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Ein Bergdorf in der Toskana im Sommer 1944: Einige Frauen heizen frühmorgens den Brotbackofen ein, andere sind schon aufs Feld gegangen, um Kartoffeln einzusammeln. Es scheint ein strahlend schöner Tag zu werden, doch dann rücken deutsche Soldaten an. Sie töten 560 Menschen, vor allem Frauen und Kinder. Sant'Anna di Stazzema heißt die kleine Ortschaft bei Lucca, die der Schauplatz dieses schrecklichen Massakers ist; es sollte nicht das einzige Kriegsverbrechen deutscher Soldaten in Italien sein. Zwischen dem Herbst 1943 und dem Frühjahr 1945 töteten Angehörige der Wehrmacht und der Waffen-SS rund zehntausend italienische Zivilisten.
Bis heute ist kaum eine dieser Bluttaten gesühnt, jahrzehntelang lag ein Mantel des Schweigens über diesem dunklen Kapitel der Kriegsgeschichte. Christiane Kohl aber hat die Schauplätze des Schreckens besucht, sie sprach mit Tätern und mit Überlebenden. Anhand von Wehrmachtsdokumenten, alten Ermittlungsberichten der Alliierten und vielen, vielen Zeitzeugenaussagen hat die die Ereignisse der letzten beiden Kriegsjahre in Italien zu rekonstruieren versucht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.12.2004

Recht verhalten äußert sich Rezensent Rudolf Lill über Christiane Kohls Band mit teils bereits in der Tagespresse erschienenen Essays über die Repressalien von Wehrmacht und SS in Italien in den Jahren 1943 bis 1945. Kohl schildere das Massaker an Tausenden italienischen Soldaten auf der ionischen Insel Kefalonia im September 1943, berichte über die Verfolgung von römischen Juden durch Gestapo und SS sowie die Repressalien zu Lasten der Zivilbevölkerung in Mittelitalien. Lill bemängelt, dass Kohl kaum Hintergründe liefert. Überhaupt erscheinen ihm Kohls Ausführungen zu undifferenziert. Er hält ihr vor, sich mit "akkusatorischer Tendenz" auf deutsche Kriegsverbrechen zu konzentrieren. Als positives Gegenbeispiel lobt er Gian Enrico Rusconi, der mit seinem Buch "Germania-Italia-Europa bewiesen habe, dass man diese Verbrechen auch historisch darstellen könne, "ohne irgend jemanden zu exkulpieren".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 07.10.2004

Bei den Recherchen, die Christiane Kohl über die Verbrechen der Waffen-SS und von Wehrmachtssoldaten in Italien vorgelegt hat, handelt es sich um ein "oft vertuschtes Kapitel deutsch-italienischer Geschichte", bemerkt Hansjakob Stehle in seiner knappen Rezension des Buches. In achtzehn "eindrucksvollen Reportagen", für die die Autorin Archive, Zeitzeugen und Schauplätze aufgesucht hat, berichtet sie von den Gräueltaten der Deutschen, so der Rezensent berührt. Dabei hat offenbar vor allem die Schilderung des schrecklichen Massakers von Sant' Anna, mit dem sich Stehle besonders intensiv auseinandersetzt und bei dem 650 Menschen umgebracht wurden, den Rezensenten erschüttert.