Ute Kätzel

Die 68erinnen

Porträt einer rebellischen Frauengeneration
Cover: Die 68erinnen
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783871344473
Gebunden, 318 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Mit 55 Abbildungen. 68 ist wieder ein Thema: Für viele Protagonisten der Berliner Republik erscheint die Studentenrevolte als eigentliche Geburtsstunde der Demokratie. Die Diskussion wird allerdings damals wie heute durch die männliche Perspektive dominiert. Dennoch kämpften viele Frauen zu jener Zeit in den vorderen Reihen. Ute Kätzel hat mit vierzehn dieser Frauen Gespräche geführt, unter ihnen Gretchen Dutschke, Helke Sander und Sarah Haffner. 1968 war auch die Geburtsstunde der Frauenbewegung. Aus den Gesprächen hat Ute Kätzel Porträts zusammengestellt, die nicht nur Erinnerungen an die damalige Zeit enthalten, sondern auch erzählen, was aus den Frauen wurde - und wie sie mit dem Erbe der Revolte leben.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.01.2003

So langweilig wie die vierzehn von Kätzel porträtierten 68erinnen in Buchform "daherkommen", können sie ihr Lebtag nicht gewesen sein, behauptet Heide Platen empört. Die Krux des Buches liegt nach Platen darin, dass Kätzel die Interviews bearbeitet hat. Sie klingen zwar nach Originalton, meint Platen, sind es aber nicht, sondern wurden für ihren Geschmack sprachlich allzu sehr geglättet. Vermutlich pflegt die ein oder andere 68erin auch noch immer eine floskelhafte Politsprache, sinniert Platen. Vielleicht liegt es ja auch an der wissenschaftlichen Frageform, rätselt die Rezensentin weiter, die immer nur das gleiche erfrage und die verschlungenen Lebenswege der Befragten erst gar nicht vorsehe. Lehrreich erscheinen Platen die Biografien dennoch. Auch wenn viele der Frauen nicht über die Theorie sondern der Liebe wegen in die Politik geraten seien, lasse sich im Nachhinein kein großer Unterschied zu den Karrieren der 68er Männer feststellen, lautet Platens Resümee. Sie seien "ebenso wenig geradlinig, aber erfolgreich" verlaufen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.07.2002

Ein ganz besonderes Geschichtsbuch hat Elke Nicolini entdeckt: Aus der hier vorgeschlagenen (seltenen) Perspektive von 68erinnen erscheinen ihr die Jahre des studentischen Aufbruchs gleich in einem ganz anderen Licht. Die Frauen dieser Zeit mal nicht als fotogene Beilage, sondern als bedeutender Teil des revolutionärem Engagements. Dass die Autorin 14 Frauen vorstellt, deren Namen (bis auf Gretchen Dutschke vielleicht) nur Eingeweihten etwas sagen, ist nicht schlimm, ihre Selbstauskünfte (etwa über ihre damalige Situation in Berlin und ihre politischen Einstellungen), erklärt Nicolini, lesen sich unterschiedlich genug und verraten dabei doch die Unzufriedenheit mit der damaligen untergeordneten Rolle. Um so überraschter ist die Rezensentin zu sehen, wie positiv diese Frauen ihre Vergangenheit dennoch sehen; "keine hat sich von ihren damaligen Positionen grundlegend abgewandt". Und das scheint doch ein eher weibliches Phänomen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 22.04.2002

Es ist höchste Zeit, meint Mascha Jacobs, dass auch die Geschichtsschreibung der 68-Bewegung, die bisher männlich dominiert war, aus Frauensicht geschildert wird. Schon deshalb begrüßt sie nachdrücklich das Buch mit 14 Porträts von "68erinnen". Die "literarisch nachbearbeiteten" Erinnerungsinterviews zeigen dann auch ein Bild der Zeit, dass die bisherige Geschichtsschreibung "teils untergrabe, teils bestätige", meint die Rezensentin angetan. Nur dass die Autorin glaubt, die einzelnen Interviews in Kategorien wie "Politik", "weibliche Identität" oder "Sexualität" zwecks Orientierung einordnen zu müssen, findet die Rezensentin eher "verwirrend" und "unnötig". Denn schließlich sei das politische Handeln von der "Rebellion gegen die traditionelle Frauenrolle" doch gar nicht zu trennen gewesen, gibt Jacobs zu bedenken.