Edmond de Goncourt, Jules de Goncourt

Journal 1851-1896

Erinnerungen aus dem literarischen Leben 1851-1896. 11 Bände
Cover: Journal 1851-1896
Gerd Haffmans bei Zweitausendundeins, Leipzig 2013
ISBN 9783861507420
Gebunden, 7000 Seiten, 250,00 EUR

Klappentext

11 Leinenbände plus Beibuch mit Personenregister, Chronik uvm. im Schmuckschuber. Von 1887 bis 1896 publizierte Edmond in 9 Folgen eine stark selektionierte & zensierte Fassung der Tagebücher. Die alten Freunde und Weggefährten waren trotzdem gekränkt. Jetzt erscheint das vollständige Tagebuch der Brüder Goncourt erstmals auf Deutsch. Keine Auswahl, keine Blitzlichter oder Highlights, wie der Franzose sagt; nicht nur die Schilderung des Preußisch-Französischen Krieges von 1870/71 und die Zeit der Pariser Commune - nein: Das komplette Journal der Brüder Edmond & Jules de Goncourt. Wir treffen bei der Prinzessin Mathilde oder im Restaurant Magny die Granden des französischen Geisteslebens: Heine, Baudelaire, Flaubert, Gautier, Victor Hugo, Renan, Taine, Sainte-Beuve, Zola, Huysmans, Daudet, Maupassant, Dumas Vater & Sohn sowie Iwan Turgenjew und Oscar Wilde als Gäste und lauschen Tischgesprächen von unerhört freier und hemmungsloser Art. Nur Denk- & Sprachverbote waren verboten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.02.2015

Für Alain Claude Sulzer sind die dank Gerd Haffmans nun auch auf Deutsch zu lesenden Tagebücher von Edmond und Jules de Goncourt neben Proust der authentischste Roman des 19. Jahrhunderts. Nachdem Sulzer uns die verwirrende Editionsgeschichte der Tagebücher auseinandergesetzt hat, kommt er zum Inhalt. Vor allem die vielen Indiskretionen über Maler, Schriftsteller, Huren, Ehefrauen und Mätressen der Pariser Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts scheinen ihm erwähnenswert, dann die Diners, Theaterbesuche, die die Brüder in fruchtbarer Koproduktion festhielten. Erschüttert haben Sulzer Edmonds Bericht über den Tod des Bruders und über die Kriegsjahre 1870/71. Die Schriftstellerporträts hält er für Glanzstücke des Bandes. Mit dem zeitgenössischen Frauenbild und dem Antisemitismus der Zeit mag sich der Rezensent allerdings nicht anfreunden.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 31.12.2013

Einen Moment des Leseglück hält Arno Widmann mit einem seligen Seufzer über die Tagebücher der Brüder Goncourt fest, die er bisher allerdings nur durchgeblättert hat auf der Suche nach aufschlussreichen Passagen über Gespräche mit Baudelaire, Dumas, Flaubert und anderen. Dabei ist er immer an unerwarteten Stellen hängengeblieben, etwa Edmonds Bericht über das Sterben seines Bruders Jules, den er einfach überwältigend findet. Die Tagebücher sind das Hauptwerk der beiden Brüder, die nicht nur große Schriftsteller waren, wie Arno Widmann versichert, sondern auch so viel Stil besaßen, als "die größten Partygänger der Weltliteratur" immer zu den richtigen Feiern gegangen zu sein.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.12.2013

Hymnisch bespricht Rezensent Lothar Müller das als "Journal" nun erstmals auf Deutsch herausgegebene Tagebuch der Gebrüder Goncourt aus den Jahren 1851-1896. Als "Staatsstreich in der Literatur" und "Beobachtungsmonster" erscheint dem Kritiker dieses Werk, das funkenschlagend alle Regeln der Diskretion außer Kraft setzt und ganz Paris und seine Gesellschaftssphären bis ins Mark durchleuchtet. Müller liest hier neben einer nuancierten Enzyklopädie der Mode, des Kunstgewerbes und der technisch-zivilisatorischen Neuerungen vor allem bissige Lästereien insbesondere über das Sexualleben der Zeitgenossen wie etwa Flaubert oder Maupassant. Neben einer ganz Heerschar von Huren, Einblicken in Interieurs, Aufzeichnungen von Gesprächen in den Salons und Einschätzungen über die zeitgenössische Kunst entdeckt der Rezensent in diesem ebenso faszinierenden wie explosiven Werk eine Vielzahl von Romanen - etwa über die Kindheit und Herkunft der Verfasser -, die in das Journal eingeflochten sind. Und so kann der Kritiker dieses herausragende Skandalwerk nur dringend empfehlen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.12.2013

Ins pralle Leben der Jahres 1863 entführt uns Andreas Platthaus, lädt uns ein, mit den Brüdern Goncourt, Théophile Gautier, Sainte-Beuve und Renan im Magny zu sitzen, zu trinken und zu plaudern. Wie das? Indem wir wie Platthaus das über 45 Jahre geführte Journal der Goncourts lesen, die 7000 Seiten am besten am Stück (!) als Zeitreise, um dem Sog dieser Chronik ganz zu verfallen. Lebendig wird die Zeit zwischen 1851 und 1896 für Platthaus in den 5000 im Register verzeichneten Namen, vor allem aber durch die Beschreibungskunst der Autoren, diesen "hemmungslosen Plaudertaschen". Der Antisemitismus der Goncourts missfällt dem Rezensenten zwar, doch insgesamt ist Platthaus ganz begeistert und genießt das Paris des 19. Jahrhunderts, Gesichter und Geschichten in Cinemascope, "was für ein schillernder, schimpfender, schlüpfriger Schatz!"
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.12.2013

Jens Jessen freut sich diebisch, endlich die gesammelten saftigen, klatschtriefenden Tagebücher der Brüder Edmond und Jules de Goncourt auf Deutsch in Händen zu halten. Die Brüder waren als Literaten und Lebemänner im Frankreich der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts überall gern gesehene Gäste, weiß der Rezensent, und akribisch haben sie ihre Beobachtungen festgehalten, aufgeschrieben, was Flaubert und Zola, Baudelaire, Maupassant und andere in unbedarften oder weinseligen Momenten ausgesprochen haben. Unwiderruflich wurden die Bekenntnisse notiert, manchmal boshaft plastisch das Aussehen der Anwesenden beschrieben - eigentlich haben die Goncourts die heutige Funktion Facebooks antizipiert, meint Jessen: sie haben uns eine "Timeline des Lebens und Denkens" hinterlassen.