Steffen Mau

Das metrische Wir

Über die Quantifizierung des Sozialen
Cover: Das metrische Wir
Suhrkamp Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783518072929
Taschenbuch, 308 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Ob Bildung, Gesundheit oder Konsum: Über so ziemlich jeden Aspekt unserer Person und unseres Verhaltens werden inzwischen Daten gesammelt. Schritt für Schritt entsteht so eine Gesellschaft der Sternchen, Scores, Likes und Listen, in der alles und jeder ständig vermessen und bewertet wird. Das beginnt beim alljährlichen Hochschulranking, reicht über die Quantified-Self-Bewegung fitnessbegeisterter Großstädter, die über das Internet ihre Bestzeiten miteinander vergleichen, bis hin zur Beurteilung der Effizienz politischer Maßnahmen. Steffen Mau untersucht die Techniken dieser neuen Soziometrie und zeigt ihre Folgen auf. Die Bewertungssysteme der quantifizierten Gesellschaft, so sein zentraler Gedanke, bilden nicht einfach die Ungleichheiten in der Welt ab, sondern sind letztlich mitentscheidend bei der Verteilung von Lebenschancen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.07.2017

Rezensent Oliver Nachtwey liest Steffen Maus Studie als Warnung vor einer totalen Wettbewerbsgesellschaft. Der Kritiker erfährt hier nicht nur, dass inzwischen fast alle gesellschaftlichen Bereiche von öffentlichen Institutionen über Produktion und Handel bis hin zu Emotionen von dem allgegenwärtigen sozialen Bewertungswahn erfasst sind, sondern liest auch, dass hinter der vorgeblichen Neutralität meist ökonomische Interessen stehen. Die Gefahren der Quantifizierung kann ihm der Autor mit "soziologischer Präzision" überzeugend vermitteln, wenngleich sich Nachtwey gerade im Hinblick auf die historische Entwicklung ein wenig mehr Ausführlichkeit gewünscht hätte. So vermisst der Kritiker etwa einen Hinweis auf den Taylorismus. Und auch wenn ihm Maus gesellschaftstheoretischen Schlussfolgerungen zu vage bleiben und er dem Autor nicht glauben mag, dass der Klassenkonflikt inzwischen "obsolet" geworden sei, kann er das Buch sowohl Fachkollegen als auch interessierten Laien empfehlen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.07.2017

Manuela Lenzen graut vor der Entwicklung, die der Makrosoziologe Steffen Mau in seinem Buch nachzeichnet. Die Folgen des vom Autor in seinen verschiedenen Ausprägungen behandelten Quantifizierungs- und Bewertungswahns, die Zementierung sozialer Ungleichheit, das "metrische Wir", spürt Lenzen bereits allenthalben. Die wenigen guten Seiten, Vertrauen durch Bewertungen im Online-Handel etwa, fallen dagegen für sie kaum ins Gewicht. Eine Idee, wie sich der geschilderten Dynamik entkommen lässt, kann ihr der Autor leider nicht anbieten, seine Darstellung nimmt Lenzen jedoch als wichtigen ersten Schritt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 20.07.2017

Rezensent Volker Bernhard lernt in Steffen Maus Studie die Gefahren der "grassierenden Datensucht" kennen. Einleuchtend und detailreich erklärt ihm der Soziologe, dass das Datensammeln zur Vereinheitlichung von Personen und Systemen beitrage - und dabei keineswegs "wertneutral" sei: Mit Blick auf digitale Codes, Ratings von Finanzprodukten und Staaten oder Bewertungen von Ärzten, Produkten und Professoren verdeutliche Mau, wie bestehende Ungleichheiten verschärft und Solidarität und Kooperativität in der Gesellschaft durch Berechnung verdrängt werden, so der Kritiker. Mit Unbehagen liest Bernhard hier zudem, dass der "Quantifizierung des Sozialen" nur noch durch die eigenen datenbasierten Methoden begegnet werden könne.