Dieter Thomä

Warum Demokratien Helden brauchen.

Plädoyer für einen zeitgemäßen Heroismus
Cover: Warum Demokratien Helden brauchen.
Ullstein Verlag, Berlin 2019
ISBN 9783550200335
Gebunden, 272 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Die Demokratie steckt in der schwersten Krise ihrer Geschichte.  Menschen sehnen sich seit jeher nach Lichtgestalten. Passt das heute noch in unser aufgeklärtes Weltbild? Ja, sagt Dieter Thomä. Er wendet sich gegen diejenigen, die sich in einer postheroischen Gesellschaft einrichten, und zeigt, wie leblos eine Demokratie ist, in der alle gleich sind.  Thomä erklärt, warum heute Menschen gefragt sind, die über sich hinauswachsen und andere motivieren, es ihnen gleich zu tun. Die Demokratie tut gut daran, das Heldentum nicht denen zu überlassen, die autoritär oder fundamentalistisch denken. Denn sie wird nicht nur von Institutionen zusammengehalten, sondern auch von Individuen, die sich für eine Sache einsetzen, die größer ist als sie selbst. Sie machen aus der Kampfeslust eine Tugend und wagen neue Wege. In der Suche nach den richtigen Helden - und im Streit um sie - schärft eine demokratische Gesellschaft ihr Profil. Gerade in Zeiten, in denen sie unter Druck steht, ist dies unverzichtbar.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.11.2019

Stephan Wackwitz erkennt im Heldenbuch des Philosophen Dieter Thomä den heroischen Aspekt. Risikoreich zu intervenieren, um eine gefährdete Ordnung zu festigen, wie es der Autor für Wackwitz hier vormacht, indem er die Figur des Helden im Hinblick auf "demokratische Tugendvirtuosität" prüft, scheint dem Rezensenten allemal heldenhaft. Denn Thomä muss allerhand Wissen und Beredsamkeit aufbieten gegen mögliche Einwände von links, erklärt Wackwitz. Wie der Autor das Martialische ausklammert und Risikofreude, Weitsicht, Uneigennutz etc. als nötige Helden-Eigenschaften herauspräpariert, scheint dem Rezensenten genauso überzeugend wie Thomäs Behandlung der Odysseus-Figur.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 12.11.2019

Änne Seidel schenkt Dieter Thomä Vertrauen, wenn der Philosoph sich aufmacht, die neuen Helden zu finden, die in der Lage sind, die Demokratie zu retten. Die Argumente der Postheroiker entkräftet der Autor spielend, findet Seidel. Nicht um das maskuline Muskelpaket als Inbegriff der Ungleichheit geht es, versichert Seidel, sondern um Heldinnen und Helden wie Malala Yousafzai, Henriette Reker oder auch Odysseus. Dessen Widersprüchlichkeit macht ihn für Thomä zum Inbegriff des demokratischen Helden, staunt die Rezensentin. Dass der Band mit seinen vielen Referenzen aus Literatur und Kultur nicht allzu wissenschaftlich gerät, sondern unterhaltsam und lebendig bleibt, gefällt Seidel gut.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 28.10.2019

Sieglinde Geisel begreift das Buch des Philosophen Dieter Thomä als Einladung zum Mitdenken über Helden, die die Demokratie befördern. Schon der ganz unwissenschaftliche Plauderton scheint ihr in diese Richtung zu wirken. Der Autor tritt nicht als Gelehrter auf, meint sie, sondern als politisch engagierter Zeitgenosse, der die Zeit für Kriegshelden für beendet erklärt und dagegen gendergeprüft demokratische "Gelegenheitshelden" wie Snowden, Thunberg und Co. in den Ring schickt. Vielleicht auch, um dem Leser ein paar mutige Vorbilder zur Nachahmung zu empfehlen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.10.2019

Beeindruckt von der Argumentation ist Rezensent Jens Hacke schon, aber zufrieden ist er nicht. Er geht mit Dieter Thomä mit in der Kritik an alten Heldenidealen und findet auch, dass wir weder Krieger noch Halbgötter brauchen. Vielmehr sollen wir unseren Blick richten auf jene, die aufstehen gegen Unrecht und sich für Menschenrechte einsetzen, stimmt er zu. Für Thomä jene die neuen Helden, deren "Opferbereitschaft, Verletzlichkeit und moralische Integrität" uns zeigen, dass auch wir das tun könnten. Aber für Jens Hacke ist "ziviler Ungehorsam" noch nicht gleichbedeutend mit modernem Heldentum. Das nämlich brauche weiterhin eine "Story", in der uns besondere Individuen als Projektionsfläche für unsere Wünsche dienten, so der nicht ganz überzeugte Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2019

Rezensentin Birte Förster wird nicht froh oder schlauer mit Dieter Thomäs Versuch, zu erklären, warum Demokratien Helden brauchen. Brauchen sie gar nicht, widerspricht die Rezensentin. Abgesehen davon, dass der Held, den der Autor sich vorstellt, weder weiblich noch irgendwie greifbar ist, sieht Förster im Buch auch keine überzeugende Werbung für den Helden der Demokratie. In deren Geschichte sind es laut Förster auch überwiegend fleißige Kollektive, die sich für Menschenrechte, Freiheit und Gleichheit einsetzten, die Frauenbewegung, die Bürgerrechtsbewegung und heute die Klimabewegung. Greta möchte alles sein, nur keine Heldin, meint Förster.
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