Ferdinand Peroutka

Wolke und Walzer

Roman
Cover: Wolke und Walzer
Elfenbein Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783941184329
Gebunden, 376 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Tschechischen von Mira Sonnenschein. Mit Auszügen aus Ferdinand Peroutkas Tagebuch vom April/Mai 1945. "Wolke und Walzer" ist eine der ersten unmittelbaren Auseinandersetzungen mit dem nationalsozialistischen Terror in literarischer Form. In einem breit angelegten Panorama, in dem Täter, Opfer, Mitläufer und Gegner an zahlreichen europäischen Schauplätzen auftreten, erzählt der Roman vom Einbruch des Totalitarismus. Ferdinand Peroutkas persönliche Erlebnisse im Konzentrationslager Buchenwald nehmen dabei eine zentrale Stellung ein. Zum 70. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus erscheint der Roman erstmals in deutscher Übersetzung.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.06.2016

"Herausragend" nennt Rezensent Christoph Haacker Ferdinand Peroutkas Roman über die NS-Zeit, den Krieg und seine Auswirkungen in der Tschechoslowakei. Als besonders eindrucksvoll empfindet er die Schilderungen des Autors wenn dieser seine persönlichen Erfahrungen in Buchenwald verarbeitet. Dort sei auch das erste Konzept zu "Wolke und Walzer" entstanden. Die "politische Sprengkraft", bemerkt der beeindruckte Rezensent, zeige sich besonders im letzten Teil des Buches, in dem auch Petroukas Kritik am "bürgerlich tschechischen Untergrund" und dem Kommunismus deutlich wird, der dem Autor als "bourgoiser" Intellektueller 1948 zur neuen Bedrohung wird. In der Realität haben sowohl der kommunistische Präsident Zapotocky wie auch der derzeitige, Milos Zeman, Peroutka als "Schädling" und Hitler-Sympathisant denunziert, erzählt Haacker. Als besonders lobenswert hebt der Rezensent Peroutkas scheinbare Objektivität hervor, mit der er verschiedene Positionen und Blickwinkel einzunehmen versteht und somit einen bedeutenden Beitrag zum Diskurs über die "Deutungshoheit über Ereignisse" leistet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.02.2016

Als europäischen Jahrhundertroman bezeichnet Hans-Peter Kunisch Ferdinand Peroutkas bereits 1976 in Toronto erschienenen Roman. Beeindruckt hat Kunisch vor allem der Auftakt, da der Autor den Leser schön auflaufen lässt. Bis Peroutka ihn "brüsk" weckt, hat der Rezensent sich nämlich eingefühlt in den abgerissenen Kunstmaler X. Dahinter aber verbirgt sich, das merkt der Rezensent mit Schrecken, niemand anderes als Adolf Hitler. So raffiniert der Auftakt, meint Kunisch, so ganz anders der weitere Verlauf des Romans, da der Autor Montagetechnik, Zeit-, Orts- und Perspektivwechsel und jede Menge Ironie anwendet, um die Handlung und seinen Figurenreigen aus verfolgten Juden, Kommunisten und Nazis in Bewegung zu halten.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.12.2015

Hans-Peter Riese kann Vaclav Havel nur beipflichten: Der erstmals 1976 in den USA erschienene und jetzt endlich auch auf Deutsch vorliegene Roman von Ferdinand Peroutka ist für ihn ein Ereignis, einer der besten tschechischen Romane überhaupt. Dass der Autor inzwischen beinahe vergessen ist, kann Riese nicht fassen. Umso emsiger stürzt er sich in diesen "ersten" großen Roman über die deutsche Okkupation. Die "gnadenlose", jede Individualität auflösende Schilderung von Schicksalen, die mit einer Szene in Wien 1910 beginnt, wie Riese erklärt, da ein abgerissener Kunstmaler ins Nachtasyl eincheckt, lässt den Rezensenten meinen, er habe es eigentlich mit einem Tatsachenbericht über die Prager Bevölkerung während der Besetzung zu tun. Die Sprache, welcher sich Peroutka bedient, empathielos meist, so Riese, verschlägt dem Rezensenten den Atem und lässt ihm das Buch geradezu monumental erscheinen.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de