Andrea Scrima

Kreisläufe

Roman
Cover: Kreisläufe
Droschl Verlag, Graz 2021
ISBN 9783990590911
Gebunden, 320 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Christian von der Goltz und Andrea Scrima. In den frühen 1980er Jahren zieht Felice vom New Yorker East Village nach West-Berlin. Dort lernt sie den Journalisten Micha kennen, von den psychischen Folgen seiner Internierung in einem DDR-Jugendwerkhof erfährt sie nur stückweise. Dem Verdrängen von Traumata begegnet Felice auch Jahre später, als sie nach Amerika zurückkehrt, um ihre Kunstwerke auszustellen. An der schwierigen Beziehung zu ihrer Mutter hat sich wenig geändert, und die Tagebücher ihres verstorbenen Vaters, die sie findet, öffnen alte, zum Teil vergessene "Büchsen" der Erinnerung. Während sie den vertrauten Kurven der väterlichen Handschrift nachspürt, sucht Felice in dieser knappen Chronik nach Schlüsseln zu einer Vergangenheit, die Geheimnisse und blinde Flecken in sich birgt - und vor der sie in ständiger Flucht lebt. Andrea Scrima breitet eine Familiengeschichte aus, die von starken emotionalen Bindungen, aber auch von Schicksalsschlägen erzählt. Erlebtes und Geträumtes, Realität und Täuschung werden gegenübergestellt, um dem Verborgenen der eigenen Geschichte auf die Spur zu kommen.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.04.2022

Rezensentin Elisabeth Wagner bewundert die Anziehungskraft von Andrea Scrimas autofiktionalem Roman, seiner Zeitebenen und Handlungslinien. Die verschlungene, von einer Künstlerin erzählte Geschichte eines retrospektiven Verstehens, über Familie und Depression verfügt laut Wagner über eine enorme formale Finesse im Spiel mit Vergangenheit und Gegenwart und eine große Präzision im Sichten der Schichten von Erfahrung. Ein schönes, kluges Buch, findet Wagner.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.04.2022

Rezensentin Maria Frisé bewundert Andrea Scrima für ihr Thema. Das Scheitern im Leben und die Unveränderbarkeit der Verhältnisse behandelt der neue Roman der in Berlin lebenden Autorin, erläutert Frisé. Die Geschichte um eine besuchsweise in ihre amerikanische Heimat zurückkehrende Künstlerin, die dabei mit Kindheitstraumata und ihrer gewalttätigen Mutter konfrontiert wird, nimmt die Rezensentin sichtlich mit. Die souveräne, "kraftvolle" Erzählweise, die zwischen New York und Berlin wechselnden spannungsvollen Szenen im Buch und die Erkenntnis, dass man sich trotz allem gegen das Scheitern auflehnen kann, bauen Frisé schließlich wieder auf.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 10.01.2022

Rezensent Paul Jandl schaut sich im "Spiegelkabinett der Depressionen" um, das Andrea Scrima umsichtig konstruiert, wie er findet. Figuren wie von Duane Hanson treten auf, hyperrealistisch, adipös, jähzornig, und schauen auf Jandl zurück. Wie eine junge Künstlerin versucht, dem Familienkäfig in Staten Island nach Berlin zu entkommen, wie das Elend durch die Generationen nach ihr greift und stärker ist, beschreibt die Autorin laut Jandl so überzeugend und psychologisch genau, dass es ihm Angst macht.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 07.10.2021

Rezensentin Anne Kohlick findet die Lektüre dieses Romans äußerst lohnenswert. Die Schriftstellerin und Künstlerin Andrea Scrima beschreibt darin ohne Chronologie, bruchstückhaft und aus der Perspektive der Ich-Erzählerin Felice sowohl ästhetische Alltagsbeobachtungen als auch Traumata, Gewalt und daraus folgende psychische Erkrankungen, erklärt Kohlick. Felices Vergangenheit wirkt der Rezensentin zufolge durch die Erzählweise der Autorin wie ein unvollständiges Puzzle, das sich nach und nach zusammenzufügen scheint. Und obwohl im Buch die Handlung nicht konventionell auserzählt wird, findet die Rezensentin "Kreisläufe" doch klug geschrieben.