Ayad Akhtar

Homeland Elegien

Roman
Cover: Homeland Elegien
Claassen Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783546100144
Gebunden, 464 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Dirk van Gunsteren. Ayad Akhtars "Homeland Elegien" ist ein Roman über den zerrütteten Zustand des heutigen Amerikas. Über ein Amerika, in dem die Ideale der amerikanischen Demokratie den Göttern der Finanzindustrie geopfert wurden und eine TV-Persönlichkeit Präsident werden konnte.  Es ist ein persönliches Memoir über die Erfahrungen von im Westen lebenden Muslimen, insbesondere nach 9/11, und eine Reflexion über die Möglichkeit einer westlichen muslimischen Identität.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.01.2021

Ein wenig unentschieden ist Rezensentin Valérie Eiseler, ob sie dieses Buch loben soll, oder ob es unter den vielen Fragen, was daran "wahr" ist, eher so zusammenschrumpft, dass sie es keinen Roman mehr nennen will. Der Ayad Akhtar genannte Romanheld, seine Romanfamilie und Romanbekanntschaften folgen zu einem großen Teil dem Leben des Schriftstellers, das durch die Zäsur des 11.September 2001 geprägt wurde. Dieses Buch ist, wie die Kritikerin findet, eine lange "Antwort" auf die Frage, ob auch Akhtar, wie die Dramenfigur, mit der er berühmt wurde, einen "Hauch von Stolz" an jenem Tag empfunden habe.  Der Autor lädt uns in seine Romanfamilie ein, um den Verwerfungen sehr unterschiedlicher Arten von Heimatliebe nachzugehen, schreibt sie. Und ob er die frustrierte Romanmutter, die sich nach Pakistan zurücksehnt, den stoischen Romanvater oder die jüngere Freundesgeneration der Romankinder vorführt, jeder leistet einen Teil der Antwort, so scheint es. Immerhin werden in dieser literarischen "Reality-Show" doch ein paar grundlegende "Wahrheiten" am Ende deutlich, urteilt die Kritikerin, die sich dem hier auch ausgedrückten Schmerz von Heimatverlust immerhin nicht entziehen will.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.11.2020

Rezensentin Angela Schader hält es für gerissen, wie Ayad Akhtar in seinem Buch Fakten und Fiktion vermischt. Ist es ein Roman, ist es keiner? Für Schader gar nicht so wichtig, gelingt dem Autor doch mit fiktiven und autobiografischen Handlungselementen und Figuren ein recht gutes Abbild der amerikanischen Gesellschaft nach dem 11. September und mit dem Verständnis von Heimat aus Sicht eines Amerikaners mit Migrationshintergrund, wie Schader findet. Dass der Ich-Erzähler dabei nie moralisch überlegen oder larmoyant auftritt, höchstens mal mit seinen Abschweifungen nervt, gefällt Schader.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.11.2020

Rezensent Felix Stephan liest diesen Roman als umfangreiche Antwort auf die Frage, ob der Autor der berühmten Figur aus seinem Theaterstück "Disgraced" zustimme, dass die USA den Anschlag vom 11. September verdient hätten - und diese Antwort könnte hochexplosives Material sein, schließlich verweigert der Erzähler Ayad Akthar die "Bescheidenheitsgesten", die in solchen Zusammenhängen üblicherweise von Muslimen erwartet werden, so Stephan. Stattdessen führt sein Eingeständnis des durchaus kritischen Blicks auf die amerikanische Kultur dem Rezensenten zufolge aber dazu, das Schubladendenken zu enthüllen, in dem alle politischen Lager gefangen sind: Jeder Mensch hat situations- und gefühlsabhängig sehr unterschiedliche Gedanken, wird ihm hier vor Augen geführt. Das wiederum zu betonen, entzieht jedem Dogma die Legitimation, sinniert Stephan.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 04.11.2020

Rezensent Ulrich Noller hält Ayad Akhtar für einen begabten Erzähler. Akhtars Geschichten aus seinem Leben als nur bedingt gläubiger Muslim in den USA geben Noller einen Eindruck von der Verfasstheit der amerikanischen Gesellschaft, vom Trauma des Generalverdachts gegen Muslime nach 9/11, vom Leben in der Ära Trump. Der "hybride" Text aus Essay, Entwicklungsroman, Familiengeschichte und Analyse überzeugt Noller durch Verstand, Witz und Stil.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 01.11.2020

Rezensent Hernan D. Caro lernt Amerika in all seiner Zerrissenheit kennen mit Ayad Akhtars Buch, das für ihn Selbstbeobachtung, Nachvollzug von Trumps Erfolgsgeschichte und eine Auseinandersetzung mit dem Amerikanischen Traum und seiner falschen Versprechen in einem ist. Sehr gut vermittelt der Text laut Caro auch, wie sich ein US-Bürger mit pakistanischen Wurzeln fühlt. Der Humor und die Unentscheidbarkeit, was autobiografisch, was ausgedacht ist in diesem Roman, machen das Buch für Caro zu einem Exemplar der "Great American Novel".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 13.10.2020

Rezensentin Eva Behrendt findet nicht nur unterhaltsam, sondern auch äußerst spannend und aufschlussreich, wie Ayad Akhtar sein Amerika erzählt. So gespalten wie dieses Land, so widersprüchlich ist auch Akhtars Haltung und seine Prägung durch die kulturell im Islam verhaftete Mutter und den bestens integrierten, materialistisch ausgerichteten Vater. Diese grundsätzliche Zwiespältigkeit, so Behrendt, wird in "Homeland Elegien" zum literarischen Prinzip: Teils Memoir, teils Fiktion, teils kritischer Essay wirft dieses Buch einen sehr genauen Blick auf die amerikanische Gesellschaft, vom Standpunkt eines gebürtigen Amerikaners mit pakistanischen Eltern aus. Akthar erzählt vom Verhältnis zu seinem Vater und dessen Verhältnis zu Donald Trump, über seinen schwierigen Start als Autor, die ersten Erfolge, seinen Börsengang, den 11. September und über den Rassismus, den er danach immer öfter erfahren wird. "Virtuos" und "gallenbitter" nennt die angetane Rezensentin das Buch.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 08.10.2020

Irgendwann im Laufe seiner hymnischen Besprechung greift Rezensent Peter Kümmel zum Hörer, um den amerikanisch-pakistanischen Autor Ayad Akhtar in New York anzurufen und nachzufragen, was denn nun wahr sei und was Fiktion in diesem "großen Heimatroman". Eine Antwort bekommt er nicht und so bleibt dem Kritiker nur, darauf zu vertrauen, dass Akhtars Vater tatsächlich der Kardiologe von Donald Trump war - und sich zugleich in Pakistan in der Nähe Osama bin Ladens aufhielt. Aber es geht um mehr in dieser mit allerhand literarischen Freiheiten erzählten Lebensgeschichte, versichert der Rezensent: Akhtar schildert ihm, wie er in Amerika zum Intellektuellen aufstieg, durch Börsengeschäfte zu Reichtum kam und sich vor allem nach dem elften September nie dazugehörig fühlte. Mehr noch: Kümmel liest hier auch den "Roman einer kollektiven Niederlage", in dem ihm Akhtar ein Amerika ausmalt, das aus "selbstempfundener Rückständigkeit" längst so "aggressiv und larmoyant" wie Pakistan geworden sei. Die Distanz und Schonungslosigkeit, mit der Akhtar sein Leben, die Gesellschaft und das Land analysiert, ohne alle Hoffnung aufzugeben, haben den Rezensenten tief beeindruckt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.10.2020

Rezensent Paul Ingendaay liest mit "Homeland Elegien" eine ihm bislang unbekannte Mischung aus "Einwanderungssaga, Bildungsroman, Sozialdrama und Selbstentblößungs-Comedy", und er zeigt sich absolut überzeugt davon. Denn Ayad Akhtar bringt in einem erzählerischen Kraftakt alles zusammen, was zusammen gehört, meint Ingendaay: Das Politische mit dem Privaten, das Komische mit dem Schockierenden, die Gegenwart mit der Vergangenheit. Aus einzelnen beispielhaften Szenen fertigt er ein tiefenscharfes Bild des heutigen Amerika unter Donald Trump, in dem er die ganze Misere begreifbar macht: Religiöse Konflikte, ideologische Konflikte, Rassismus, Liberalismus, Kapitalismus, Armut und Ressentiment. Dabei wird vor allem eines deutlich: Der Riss, der nicht nur Akhtars Identität beziehungsweise die seines Erzählers durchläuft, sondern die gesamte Nation.
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