Joachim Castan

Der Rote Baron

Die ganze Geschichte des Manfred von Richthofen
Cover: Der Rote Baron
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2007
ISBN 9783608944617
Gebunden, 360 Seiten, 24,50 EUR

Klappentext

Der Autor zeigt, was sich hinter der Legende des als "Roter Baron" bekannten Jagdfliegers Manfred von Richthofen verbirgt und wie der Mythos bis heute nachwirkt. Aufgrund bisher unbekannter Quellen aus dem Familienbesitz entsteht ein Panorama, das neben dem Helden auch den Menschen zeigt. Eingebettet ist Richthofens Lebensgeschichte in den Horizont der Strategien des Ersten Weltkriegs. Was hielten der deutsche Kaiser Wilhelm II. und der Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg von ihrem deutschen "Vorzeigehelden"? Welche Wirkung hatte der gut aussehende Jungheld auf die Frauen seiner Zeit? Zudem erfährt man aufschlussreiche Details zur damaligen Flugzeug- und Waffentechnik. Was bedeutete der "Kult" um Richthofen im "Dritten Reich"? Um Richthofens Abschuss am 21. April 1918 ranken sich zudem bis heute zahlreiche Legenden. Wie kam er wirklich ums Leben?

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.04.2008

Ein wenig ratlos steht der Rezensent Nico Bleutge vor der beachtlichen Masse angesammelter Details, die Joachim Castan in seiner Biografie des Fliegers Manfred von Richthofen leider nicht verknüpft. Eher unangenehm waren dem Rezensenten die "glattgescheitelte Sprache" des Autors, seine Vereinfachungen und "grellen Effekte". Während der Autor den Anspruch habe, die Mythen der vorangegangenen Richthofen-Literatur zu untergraben, wärme er ebenso viele "Klischees und Wunschvorstellungen" wieder auf. Laut Rezensent Bleutge zeigt Castan den "Roten Baron" zu Recht als Jäger nach Orden und erpicht auf eine Erhöhung der Abschussquote, allerdings stolpere er bei der Charakteranalyse Richthofens. Die Erkärung, dass Richthofen mit seinem "Jagdtrieb" verschmähten Liebesgefühlen aus der Kindheit hinterherfliege, komme über "Schmalspurpsychologie" nicht hinaus.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.11.2007

Daniel Jüttes Urteil über Joachim Castans Biografie der Jagdfliegerlegende Manfred von Richthofen  fällt zwiespältig aus. Beeindruckend findet er, dass der Historiker trotz der intensiven Erforschung von Richthofens Leben und Wirken noch allerlei unbekanntes Bildmaterial und neue Dokumente zutage gefördert hat. Die ersten Seiten allerdings geben dem Rezensenten Grund zur Besorgnis, denn hier bietet der Autor nicht nur eine romanhafte Schilderung eines Luftkampfes, sondern schwadroniert über die Frage, warum in Deutschland Heldenverehrung und Nationalstolz so problematisch seien. Dafür findet Jütte es schon ansprechender, dass Castan sich vorgenommen hat, den Fliegermythos Richthofen gründlich zu hinterfragen und beispielsweise die Legende vom Edelmut des Kampffliegers gegenüber seinen Feinden überzeugend widerlegt. Dass er bei der minutiösen Rekapitulation der Feindabschüsse ausgerechnet die Namen der Opfer nicht recherchiert hat, irritiert den Rezensenten allerdings enorm. Auch die psychologischen Auslassungen zu Richthofens kaltblütigen Einsätzen scheinen Jütte nicht immer treffend. Und es macht den Rezensenten nach Lektüre des Buches dann schon stutzig, wie ungebrochen sich Bundeswehr und Nato noch heute auf Richthofen berufen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.10.2007

Rainer Blasius hat sich von der Biografie Manfred von Richthofens durch den Historiker und Filmemacher Joachim Castan fesseln lassen, auch wenn er bei der psychologischen Deutung des Autors skeptisch wirkt. Der Autor interpretiert die Lebensgeschichte des im Ersten Weltkrieg erfolgreichsten deutschen Jagdfliegers als Ergebnis eines von klein auf verinnerlichten Jagdtriebs und zitiert ausführlich aus Richthofens Autobiografie von 1917, wobei Castan allerdings selbst die Frage aufwirft, inwieweit in das Manuskript des Fliegers eingegriffen worden ist, teilt der Rezensent mit. Für die psychische Deformation Richthofens, der der Autor im weiteren Gang seines Buches nachgeht, finden sich hier allerdings keine Belege, so Blasius, der im Folgenden genüsslich Castans Deutungen zitiert, ohne ihnen direkt zu widersprechen, aber, solcherart exponiert, doch zumindest dem Zweifel aussetzt. Richthofens zunehmender Sadismus gegenüber den feindlichen Soldaten, hier tritt der Autor dem Mythos des edelmütigen Helden entschieden entgegen, kommentiert Blasius dann genauso wenig wie die Jagd nach elterlicher Liebe, die laut Castan den Jagdflieger zu seinen herausragenden Taten getrieben haben soll.
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