Adolf Muschg

Was ist europäisch?

Reden für einen gastlichen Erdteil
Cover: Was ist europäisch?
C.H. Beck Verlag, München 2005
ISBN 9783406534447
Gebunden, 126 Seiten, 14,90 EUR

Klappentext

Adolf Muschg geht im Rahmen der Krupp-Vorlesungen zu Politik und Geschichte der schwierigen Frage nach, was eigentlich "europäisch" an Europa und den Europäern ist. Wofür und wogegen sich Europa bildet, ist keine nur pragmatische Angelegenheit, sondern eine der gemeinschaftsbildenden Glaubwürdigkeit. Europa, so Muschg, wird seine Differenz zu einem ökonomisch dominierten Verständnis von "Globalisierung" entwickeln und behaupten müssen, wenn es seiner eigenen Geschichte und ihren Lektionen treu bleiben will. Wie eine solche europäische Identität im Spannungsfeld zwischen föderalistischem Pragmatismus und kosmopolitischer Utopie aussehen könnte, das erkundet Muschg in diesem höchst anregenden Buch.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.01.2006

Eine kleine Hymne singt Jochen Hörisch auf diese Überlegungen Adolf Muschgs zu Europa. Sogar die etwas skurril anmutende These, dass den Inbegriff Europas gerade die EU-ferne Schweiz darstellt, findet er durchaus überzeugend. Die föderalen Strukturen erlauben die perfekte Verkörperungen der europäischen Zentraltugend, nämlich des "politischen und kulturellen Polytheismus". Darüber hinaus arbeite Muschg in seinem "Feuerwerk anregender Gedanken und Reflexionen" vor allem eine Reihe unvermeidbarer Paradoxien des europäischen Projekts heraus: von der Unerlässlichkeit einer "Aufklärung über Aufklärung" bis zur Notwendigkeit und Unmöglichkeit einer Grenzziehung. Hörisch schließt mit der Überzeugung, dass einem bei der Qualität eines solchen Plädoyers um die Zukunft Europas nicht bange sein muss.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 19.10.2005

Es ist "immer wieder faszinierend", bekennt Angela Gutzeit, Adolf Muschg beim Denken zuzusehen. In den jetzt als Buch herausgegebenen Vorlesungen, die der Schweizer Schriftsteller und Europa-Verfechter Muschg 2004 und 2005 in Essen hielt, geht er "philosophisch verdichtet", dialektisch und "alle Gewissheiten spaltend" an das große Thema Europa heran. Bei europäischen Verdiensten zeigt er die Schattenseiten auf, bei scheinbaren Katastrophen benennt er die Möglichkeiten, die aus dem Scheitern gewachsen sind. Muschg stelle sich in diesen Vorlesungen als "produktiver Zweifler" vor, der die Unsicherheit und die Undefiniertheit Europas zur Stärke wendet. Die bestimmende Charaktereigenschaft Europas sei in den Augen des Schriftstellers die "Spaltung". eine Spaltung, die großartige Errungenschaften und schreckliche Ereignisse zeitigte. Weshalb, und hier scheint die Rezensentin mit Muschg durchaus einer Meinung zu sein, Europa nur mit einem "politischen wie kulturellen Polytheismus" gelingen könne.