Kathrin Röggla

die alarmbereiten

Roman
Cover: die alarmbereiten
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009
ISBN 9783100660619
Gebunden, 192 Seiten, 18,95 EUR

Klappentext

Brennende Wälder, fliehende Tiere, Panikeinkäufe. Experten, Schaulustige und Beteiligte stieren auf die Katastrophe. Und fragen sich: "hat man jetzt überlebt?". Entwarnung wird nicht gegeben. Eine Welt im Ausnahmezustand: Finanzkrise, Klimakatastrophe, Entführungsfälle- das Leben wird zum Worst-Case-Szenario. Und dadurch dramatisch. Eine gespenstische Hetzjagd. Oder sind diese Panikszenen eine große Fiktion? Kennen wir diese bedrohlichen Sicherheitslücken, spektakulären Rettungsaktionen und exklusiven Berichterstattungen nicht aus den Filmen des Hollywood-Kinos? Sind wir die Helden in einem Katastrophenfilm? Kathrin Röggla spielt diese Katastrophen-Szenen durch und entlarvt ihre Dramaturgie.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.07.2010

Sehr eingenommen ist Rezensent Jörg Plath von Kathrin Rögglas sieben Erzählungen über das allgegenwärtige Katastrophengerede, insbesondere in den Medien, sind sie in seinen Augen nicht nur Protokoll dieses Geredes, nicht nur Sprachspiel, sondern auch intelligente "politische Kritik". Er hebt vor allem die vom Fall Natascha Kampusch inspirierte Erzählung hervor. Anfangs liest sich das Buch - da ein "einziger Konjunktivexzess" - seines Erachtens etwas mühsam, doch komme man bald gut hinein. Die "verhaltene Identifikation", die Rögglas Prosa schafft, erzeugt in Plaths Augen "Grauen über die Zumutungen der Sprecher". Für ihn eines der "interessantesten" und auch "politischsten" Bücher der letzten Jahre.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.03.2010

Dem "Habitus permanenten Alarms" gelten alle sieben Erzählungen in Kathrin Rögglas neuem Prosaband "die alarmbereiten", lässt Meike Fessmann wissen, die Alarmbereitschaft angesichts Krisen, die das Subjekt nur peripher berühren, mit der Autorin als typisch für unsere Zeit erkennt. Insbesondere die vier miteinander verbundenen Erzählungen um eine sich in ständiger Alarmbereitschaft befindende Ich-Erzählerin beeindruckt sie durch ihre strukturelle Raffinesse. Die Ich-Erzählerin, die mal von der besten Freundin, mal von der Lehrerin ihrer Tochter beschuldigt wird, mit ihrer Panik ihre Umgebung zu verunsichern, spricht nämlich durchgehend im Konjunktiv, indem sie Äußerungen von anderen über sich rekapituliert, erklärt die Rezensentin. In ihren Erzählungen bewege sich die Autorin auf der "Höhe ihres Themas" und gehe über "wohlfeile Medien- oder Gesellschaftskritik" hinaus, lobt Fessmann. Die erste und letzte Erzählung, die in kritischer Absicht eine Persiflage des "O-Ton-Gebrabbels im Rundfunk" darstellen, dagegen laufen in den Augen der Rezensentin Gefahr, durch ihre Worthülsen als Texte selbst Schaden zu nehmen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.2010

So wütend reflektierende, sich lustvoll auf die gegenwärtige Sprache einlassende Monologe hat Nicole Henneberg seit Thomas Bernhard nicht mehr gelesen. Das mediale Gerede zerlegende, eine neue, künstliche Sprache hervorbringende Talent von Kathrin Röggla steht für Henneberg außer Frage. Wie sich Rögglas Sätze in ihren Gegenstand hineinbohren und durch Steigerung, Entstellung und Akzentverschiebung eine fehlerhafte Wirklichkeit kenntlich machen, erstaunt die Rezensentin beim Lesen der hier versammelten Geschichten ein ums andere mal. Bühnentauglich seien die Szenen dieser "hochmoralischen, politischen" Schriftstellerin. Poetisch und absurd zugleich erscheint Henneberg die Verlorenheit der Figuren im Getöse der rhetorischen Gesten und des Krisen- und Katastrophengeredes der Medien nach dem 11. September 2001.
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