Minna Bernays, Sigmund Freud

Sigmund Freud / Minna Bernays: Briefwechsel 1882-1938

Cover: Sigmund Freud / Minna Bernays: Briefwechsel 1882-1938
edition diskord, Tübingen 2005
ISBN 9783892957577
Gebunden, 399 Seiten, 32,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Albrecht Hirschmüller. Mehr als 50 Jahre lang, von 1882 bis 1938, haben Freud und seine Schwägerin Briefe gewechselt. In den ersten Jahren stehen die Beziehungen der beiden Paare Martha Bernays und Sigmund Freud, Minna Bernays und Ignaz Schönberg, und das Verhältnis zur Mutter im Vordergrund. Später werden Freuds Arbeit und seine Patienten wichtigeren Raum einnehmen. Nach 1896, als Minna in den Freudschen Haushalt übersiedelt war, schrieb man sich Briefe nur noch aus den Ferienzeiten. Ein letztes Konvolut aus dem Jahre 1938 wirft ein Licht auf die letzten Wochen vor der Emigration der Familie in Wien.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.07.2006

Die frühen Briefe an seine Schwägerin habe Sigmund Freud noch mit "Dein Bruder" gezeichnet, die späten dann mit einem halb ironischen, halb aufrichtigen "Papa". Rezensent Burkhard Müller erkennt an diesen kleinen Zeichen, noch mehr aber am Umfang des Briefwechsels, dass Freud mit Martha zugleich deren Schwester Minna geheiratet habe. Über die Psychoanalyse erfahre man zwar wenig Neues aus den Briefen, so der Rezensent, umso mehr aber über das großbürgerlich-jüdische Milieu und den latenten Antisemitismus im Wien vor der Jahrhundertwende. Gewissermaßen mit allen Mitteln, mit Kokain und Hypnose, kämpfe der junge Sigmund Freud um wissenschaftliche und soziale Anerkennung. In den späteren Jahren würden die Briefe zwischen "Papa" und Minna weniger, aber nur, weil die Schwägerin mit ins Haus gezogen sei. "Reifes Glück" nennt der Rezensent die Ehe zu dritt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.05.2006

Eigentlich hat Bernd Nitzschke über den Briefwechsel zwischen Sigmund Freud und Minna Bernays nicht viel zu vermelden. Der Herausgeber hat, trotz einiger absurder Überlegungen, "insgesamt sehr gründlich" gearbeitet, notiert Nitzschke, und mit diesem nüchternen Urteil ist offenbar auch das Edierte charakterisiert: Weder gibt es pikante Einblicke in das von C. G. Jung kolportierte Verhältnis zwischen Freud und seiner Schwägerin, noch liefern die Schriftstücke Belege für die Behauptung des Klappentextes, Minna sei zeitweilig Freuds engste Vertraute gewesen bei der Ausarbeitung der Psychoanalyse. Viel Grund zur Aufregung gibt es daher nicht, und um sich die Zeit zu vertreiben, erzählt der Rezensent, wie das damals war, als Freud sich mit seiner Martha ehelich verband, wie gering die finanziellen Mittel in den Anfängen waren und wie voraussetzungsreich die "Fußnotenpolitik" des Herausgebers ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.01.2006

Als "verdienstvolle Edition" würdigt Franz Maciejewski diesen Band mit dem Briefwechsel zwischen Sigmund Freud und Minna Bernays, den der Medizinhistoriker Albrecht Hirschmüller herausgegeben hat. Neben nahezu 200 Briefen von 1882 bis 1938 bietet der Band einen umfangreichen Apparat, der unter anderem mit der Familiengeschichte, dem Stammbaum der Bernays sowie dem kompletten Verzeichnis aller bekannten Briefe von und an Minna Bernays glänzt. Maciejewski findet in den Briefen selbst wissenschaftshistorisch gesehen durchaus Bemerkenswertes, etwa über eine der wichtigsten frühen Patientinnen Freuds, Anna von Lieben. Im Blick auf die "Gretchen-Frage der Freud-Biografik", die Frage, ob Freud mit seiner Schwägerin ein intimes Verhältnis hatte, bleibt der Band allerdings eine Antwort schuldig. Anders als der Freud-Experte Peter Gay, der die Briefe bereits 1989 studieren konnte und fehlende Briefe nur für "zurückgehalten" und ihr Auftauchen für prinzipiell möglich hielt, enthalte für Hirschmüller der vorliegende fragmentarische Bestand alles Verfügbare.