Joan Didion

Süden und Westen

Notizen
Cover: Süden und Westen
Ullstein Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783550050220
Gebunden, 160 Seiten, 18,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Antje Rávic Strubel. Ein Porträt uramerikanischer Landschaften, in dem sich bereits die Bruchlinien andeuten, an denen entlang sich das heutige Amerika spaltet: Im Sommer 1970 unternahm Joan Didion gemeinsam mit ihrem Mann John Gregory Dunne eine Reise in die amerikanischen Südstaaten, mit der vagen Idee, darüber zu schreiben. Das Stück ist nie erschienen, aber ihre Notizen blieben erhalten und werden nun erstmals veröffentlicht. Wie in ihren hochgelobten Essays und Reportagen zeigt sich auch in diesem ursprünglichen Material die Beobachtungsgabe, der Scharfsinn und das Gespür für beiläufige und doch vielsagende Szenen sowie Didions präzise Sprache. Ergänzt werden Didions Reisenotizen um bisher ebenfalls unveröffentlichte Aufzeichnungen, die 1976 entstanden, als sie in San Francisco im Auftrag des Rolling Stone den Prozess beobachtete, der der Millionenerbin Patty Hearst wegen Bankraubs gemacht wurde.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.09.2018

Jan Wilm nennt Joan Didion eine Seismografin ihrer Generation. Die von Antje Ravic Strubel übertragenen Reiseaufzeichnungen aus dem Süden der USA findet er lesbarer als die meisten vergleichbaren Essays, aufrichtig, frei von Spott, Begeisterung ausdrückend, impressionistisch, improvisatorisch, radikal subjektiv. Dass die Autorin den Westen in diesen Texten nicht gegen den Süden ausspielt, gefällt ihm. Wenn Didion im zweiten Teil des Buches auf sich selbst schaut, auf Kindheit und Karriere, erstaunt Wilm ihre Ehrlichkeit. Der in den Texten des Bandes umkreiste Verfall der amerikanischen Gesellschaft gemahnt den Rezensenten nicht zuletzt an heutige Verhältnisse.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.04.2018

Großartiges Stück Journalismus, findet Frauke Meyer-Gosau angesichts von Joan Didions von Antje Ravic Strubel "kongenial" übersetzten Reise-Notizen aus dem Süden der USA Sommer 1970. Auch wenn Didions ihren Plan zu einer großen Reportage nicht verwirklichen konnte, die hier versammelten Eindrücke aus Motels, Restaurant, Waschsalons und von Ladys Brunchs, radikal subjektiv und von trockenem Humor wie sie sind, machen der Rezensentin Spaß. Was der Süden damals bedeutete, kann sie nach der Lektüre ermessen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.03.2018

Rezensentin Susanne Mayer staunt über die Präsenz in den Texten von Joan Didion. Auch fast 50 Jahre nach ihrem Entstehen bieten ihr diese Reportagen das Widersprüchliche, Erschreckende der USA in Nahaufnahme. Wie die Autorin in Fragmenten Landschaften und Abgehängte porträtiert, erinnert Mayer daran, dass das Abbröckeln demokratischer Strukturen kein plötzliches oder vorübergehendes Phänomen ist, auch wenn die Gegenden, durch die Didion führt, immer wieder auch paradiesisch naturhaft wirken und die Autorin poetische Passagen einflicht, die laut Mayer in der Übersetzung von Antje Ravic Strubel gut zur Geltung kommen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.03.2018

Rezensent Jürgen Kaube rät zur Lektüre von Joan Didions Essays, um zu erkennen, was die Autorin aus Notizen wie den hier versammelten machen kann. Was sie auf ihrer Reise in den amerikanischen Süden im Jahr 1970 erlebt und worüber sie laut Kaube immer auch zu fantasieren weiß, ist der Alltag in Country Clubs, auf Plantagen, in Kosmetiksalons, den Didion in einen "reflektierten Impressionismus" fasst, wie Kaube schreibt, indem sie der Subjektivität und dem Anekdotischen mit Schärfe und Misstrauen entgegentritt. Was für Didion, die aus dem Westen kam, damals fremd war, ist für Kaube heute umso fremder: Eine Welt, in der sich viel ums Essen und um den Rassenunterschied dreht. Nur der Trotz des Südens kommt Kaube bekannt vor.
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