Samuel D. Kassow

Ringelblums Vermächtnis

Das geheime Archiv des Warschauer Ghettos
Cover: Ringelblums Vermächtnis
Rowohlt Verlag, Reinbek 2010
ISBN 9783498035471
Gebunden, 750 Seiten, 39,95 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Karl H. Siber. Mit Dokumenten und Faksimile auf Tafeln. 1941 begann im Warschauer Ghetto eine unglaubliche Geschichte: Der junge jüdische Historiker Emanuel Ringelblum organisierte ein Netz von Mitarbeitern, die im Untergrundarchiv "Oyneg Shabes" das Leben unter deutscher Zwangsherrschaft minutiös für die Nachwelt dokumentierten, also sehr häufig die Umstände ihres eigenen Todes. Auch der junge Marcel Reich-Ranicki gehörte zu diesem Kreis. Als dann die sogenannte Große Aussiedlung in das Vernichtungslager Treblinka begann, sicherten Mitarbeiter des Archivs ihre wertvollen Bestände in Metallkästen und großen Milchkannen und vergruben sie unter Gebäuden des Ghettos. Samuel D. Kassow schildert die Entstehung des Ghettoarchivs, beschreibt die Lebensgeschichte Ringelblums und die verschiedenen jüdischen politischen Gruppierungen. Die Darstellung der Arbeit im Archiv ist mit der Ghettogeschichte untrennbar verbunden und ermöglicht einen Einblick in das Schicksal der Verfolgten in ganz Polen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.02.2011

Dankbar nimmt Andreas Kossert dieses Buch des amerikanischen Historikers Samuel Kassow auf, der darin den Archivaren des Warschauer Ghettos ein Denkmal setzt. Was das Archiv Oyneg Shabbes (Die Freude des Sabbat) um Emanuel Ringelblum von 1940 bis 1943 an Briefen und Dokumenten aus dem schrecklichen Ghetto-Alltag gesammelt hat, war Fachleuten schon immer zugänglich, nicht aber der Öffentlichkeit, erklärt der Rezensent, der Kassows Verdienst in dieser Hinsicht gar nicht genug würdigen kann. Sehr bewegt berichtet er von "Niedergeschlagenheit, Wut, Scham und Angst", die ihm aus den bedrückenden Zeugnissen entgegenschlagen, von verzweifelten Hilferufen, entsetzlichem Hunger und Tod. Einen "wertvollen Schatz" habe Kassow hier geborgen, meint der Rezensent, der auch darauf hinweist, wie "glänzend" das Buch geschrieben sei.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 29.09.2010

Cord Aschenbrenner preist Samuel D. Kassows Band über das sogenannte Ringelblum-Archiv aus dem Warschauer Ghetto als "späte Genugtuung" für den 1944 von den Nazis ermordeten Archivgründer Emanuel Ringelblum und seine Mitarbeiter. Der amerikanische Historiker erzählt  die bislang ungeschriebene Geschichte dieses unter äußerst schwierigen Bedingungen entstandenen Archivs, das sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Spuren der polnischen Juden und Zeugnisse von den Gräueltaten der Nazis gleichermaßen zu überliefern, so der Rezensent. Er lobt den Autor für seine "fundierte" und häufig bewegende Darstellung, die nicht nur auf Zeugnisse des Ringelblum-Archivs zurückgreift, sondern auch auf englischsprachige, polnische und nicht zuletzt jiddische Sekundärliteratur. Und er stellt mit Freude fest, dass die Arbeit so auch ein würdiges "Denkmal" für Ringelblum und seine Mitarbeiter geworden ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 11.08.2010

Sehr beeindruckt und immer wieder auch erschüttert berichtet Rezensent Hans-Martin Lohmann von seiner Lektüre. In "Ringelblums Vermächtnis" rekonstruiert der amerikanische Historiker Samuel D. Kassow die Geschichte des polnisch-jüdischen Historikers Emanuel Ringelbum, der, selbst eingesperrt ins Warschauer Ghetto, ein großes Archiv anlegte, in dem der aus marxistischer Warte den Alltag unter unmenschlichen Bedingungen dokumentierte und dabei offenbar auch große soziale Unterschiede in den Anfangszeiten des Ghettos offenbart. Oyneg Shabes, die "Freuden des Sabbats", hieß das Archiv nach der Gruppe um Ruingelblum, die es betrieb und sich immer samstags traf. Über die Bedeutung und Nachwirkung des Archivs sagt Rezensent Lohmann leider nichts, aber ganz klar zählt er Ringelblum von nun an zu den großen jüdischen Historikern wie Simon Dubnow.