David Markisch

Babels Wandlung

Ein antibiografischer Roman
Cover: Babels Wandlung
Berlin Verlag, Berlin 2004
ISBN 9783827004765
Gebunden, 288 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Alfred Frank. Russland/Polen 1920/21: Unter einem Pseudonym, das seine jüdische Herkunft verschleiert, ist Juda Grossman alias Babel als Korrespondent bei der legendären Roten Reiterarmee tätig. Sein Blick wirft Schlaglichter auf die brutalen Kehrseiten des Krieges. Dabei kreist er zugleich um die Widersprüchlichkeiten seiner doppelten Identität: Als Russe ist er Mitglied der Reiterarmee um General Budjonny, als Jude vermag er letztendlich der erträumten Rolle des furchtlosen Rotarmisten nicht gerecht zu werden. Ein allgegenwärtiger Antisemitismus versetzt ihn in Einsamkeit und politische Ohnmacht. "Juden werden mit dem Koffer im Herzen geboren", sinniert der junge Schriftsteller, der seine eigene Identität und die Geschichte seines Volkes unablässig neu erfinden muss: Einzig das Papier als Ort der Schrift gewährt ihm Aufenthalt. Ein geheimnisvoller schwarzer Engel weist ihm schließlich den Weg in eine entschiedene Wandlung ...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.02.2005

Bei Franziska Sperr hat David Markischs Roman eine Menge Fragen aufgeworfen. Der Untertitel lautet "Ein antibiografischer Roman". Das klinge wie eine Warnung, das Buch nicht als Biografie zu lesen, obwohl es um das Leben des jüdischen Schriftstellers und Kommunisten Isaak Babel geht. Noch lässt der Autor ihn als Frontberichterstatter mit dem Namen Juda Grossman auftreten. Ein ziemliches Durcheinander an Fakten und Fiktion. Aber gut geschrieben, besonderst an Stellen, an denen der historische Kontext keine Rolle spielt. Die Sprache in diesen Passagen ist "packend und bildhaft", die Szenerie "voller Elend, Gewalt und Lebensgier", lobt Sperr. "Seltsam matt" dagegen wirkte der Text auf sie dort, wo der Autor sich auf historische Begebenheiten bezieht und Ereignisse dazuerfindet.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.12.2004

Franz Haas feiert Markischs Roman über das aufregende Leben und elende Sterben des sowjetischen Schriftstellers Isaak Babel als brillanten Beitrag zu einem Stück sowjetischer Gruselgeschichte, die im übrigen auch das Leben des Autors gezeichnet habe, wie Haas anmerkt: Nicht nur Babel, sondern auch Markischs Vater wurde Opfer der Stalinschen Säuberungskampagnen, beide starben. Von dieser dunklen Geschichte berichtet Markisch in einem Ton "von schreckensstarrer Leichtigkeit", schreibt Haas fasziniert und spricht dem Übersetzer Alfred Frank ein großes Lob aus, der den gruselig-lakonischen Witz des Textes bewahrt habe. Ansonsten nehme sich Markisch viele Freiheiten heraus, mit erfundenen Details das Leben Babels auszudichten, gesteht Haas, wobei der erste große Teil von "Babels Wandlung" sein besonderes Gefallen gefunden hat, weil sich Markisch da an den literarischen Vorlagen Babels orientiert, dabei aber einen eigenen Ton bewahrt hat. Der zweite und dritte Teil des Romans seien eindeutig weniger gelungen, aber immer noch "glänzend genug erzählt", beharrt Haas auf seinem Lob für einen wahrhaft "meisterhaften Beitrag " zur monströsen Vergangenheit Russlands.
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