Magazinrundschau

Fliegende Autos, Roboter-Mädchen, Hologramm-Lehrer

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
13.12.2022. Der Guardian glaubt nicht an den Erfolg der iranischen Protestbewegung - solange sie nicht weiß, was nach den Mullahs kommen soll. Der New Yorker macht uns mit der Quantenverschränkung bekannt. In Le Monde diplomatique besingt die Schauspielerin Fatym Layachi die Nächte in Casablanca. Die LRB wirft in Saudi-Arabien einen Blick auf die Welt, wie Consultingfirmen sie erträumen. Atlantic bewundert den Schnitt in T.S. Eliots "The Waste Land".

Guardian (UK), 12.12.2022

Die iranische Protestbewegung gibt einfach nicht auf, trotz der mittlerweile 450 Toten und fast zwanzigtausend Verhafteten. Christopher de Bellaigue, früher Iran-Korrespondent des Economist, bewundert Mut und Ausdauer der vor allem jungen Menschen, aber an ihren Erfolg kann er nicht ganz glauben: "Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen denen, die im Iran leben, und denen außerhalb: Für die ungeduldigen Exilanten würden das Atomabkommen und die Aufhebung der Sanktionen einem Rettungsanker für die Islamische Republik gleichkommen - es wäre für sie inakzeptabel. Für die Iraner, die in der Islamischen Republik leben, würde es die Verbesserung der Lebensbedingungen bedeuten, die in den letzten Jahren unerträglich geworden sind. Die Aufrufe zu einem landesweiten Streik, der auch die Basare, die Lehrer und - ganz wichtig - die Ölarbeiter einschließen sollte, sind weitgehend unbeachtet geblieben. Dies kann nicht allein mit der Einschüchterung durch die Regierung erklärt werden. Es liegt auch an der Erhöhung von Gehältern und Zulagen, die die Regierung in den vergangenen Monaten den Angestellten des öffentlichen Dienstes und den armen Familien gewährt hat. Und es liegt daran, dass bei allem Heldentum der Demonstranten für den unwahrscheinlichen Fall, dass das Regime plötzlich zusammenbricht, niemand auch nur die geringste Ahnung hat, was dann kommen wird. Einem internen Bericht des Regimes zufolge, der am 25. November von Hackern, die sich Black Reward nennen, veröffentlicht wurde, wollen 51 Prozent der Iraner, dass der Hidschab eine Frage der persönlichen Entscheidung ist, und 56 Prozent erwarten, dass die Proteste weitergehen. Aber mit welchem Ziel? Eine Opposition ohne klare Führung hat den Vorteil, dass sie nicht enthauptet werden kann. Doch so vielfältig wie diese Opposition ist, würde jede Diskussion über eine Post-Islamische Republik Iran die mühsam aufgebaute Einheit gefährden. Unter den heutigen Revolutionären wird jeder, der die Frage aufwirft, wie es weiter gehen soll, wahrscheinlich mit Phrasen wie 'Jetzt ist nicht die Zeit für solche Diskussionen' und 'Alles ist besser als diese Bande' abgewimmelt oder der Komplizenschaft mit der Islamischen Republik beschuldigt und mit deren Taktik, Angst zu verbreiten, dass auf den Sturz des Regimes das Chaos folgen wird."
Archiv: Guardian

New Yorker (USA), 19.12.2022

Wer bringt den ersten Quantencomputer zum laufen? Die USA, Russland oder China? Und wozu brauchen wir den überhaupt? Stephen Witt gibt sich in seiner Reportage alle Mühe, das auch einem Laien zu erklären. Ein Quantencomputer kann unglaublich schnell rechnen und so "die militärischen Fähigkeiten des Verlierers nahezu irrelevant machen und seine Wirtschaft zum Erliegen bringen". Das heißt, da steckt ein Haufen Geld drin. Interessanter ist die Forschung selbst: Die Grundlage der Quantencomputerforschung ist ein wissenschaftliches Konzept, das als "Quantenverschränkung" bekannt ist. Sie ist gewissermaßen das, was die Kernspaltung für Bombenmaterial war, so Witt. "Die wissenschaftliche Gemeinschaft hat fast ein Jahrhundert gebraucht, um ihre Auswirkungen zu verstehen. Wie so viele Konzepte in der Physik wurde auch die Verschränkung erstmals in einem von Einsteins Gedankenexperimenten beschrieben. Die Quantenmechanik besagt, dass die Eigenschaften von Teilchen erst dann feste Werte annehmen, wenn sie gemessen werden. Davor existiert ein Teilchen in einer 'Superposition' von vielen Zuständen gleichzeitig, die durch Wahrscheinlichkeiten beschrieben werden." Einstein war die Sache so ungeheuer, dass er sie zu widerlegen suchte. Doch John Clauser, gerade mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, fand Ende der Sechziger in einem Experiment heraus, "dass verschränkte Teilchen mehr als nur ein Gedankenexperiment waren. Sie waren real, und sie waren noch seltsamer, als Einstein gedacht hatte. Ihre Seltsamkeit erregte die Aufmerksamkeit des Physikers Nick Herbert, einem Doktoranden und LSD-Enthusiasten aus Stanford, zu dessen Forschungsinteressen mentale Telepathie und die Kommunikation mit dem Jenseits gehörten. Clauser zeigte Herbert sein Experiment, und Herbert schlug eine Maschine vor, die mit Hilfe der Verschränkung schneller als mit Lichtgeschwindigkeit kommunizieren und dem Benutzer ermöglichen würde, Nachrichten rückwärts durch die Zeit zu senden. Herberts Entwurf für eine Zeitmaschine wurde letztendlich als undurchführbar erachtet, aber er zwang die Physiker, die Verschränkung ernst zu nehmen."

Weitere Artikel: Die Schauspielerin Molly Ringwald erzählt, wie sie als Teenager mit Jean-Luc Godard "King Lear" filmte. Sheelah Kolhatkar porträtiert Weihwasser verspritzend den Biotech-Gründer Vivek Ramaswamy, der affirmative action für Rassismus hält. James Wood liest Cormac McCarthys jüngsten Roman.
Archiv: New Yorker

Osteuropa (Deutschland), 12.12.2022

Nikolay Mitrokhin schickt einen militärischen Lagebericht zum Ukrainekrieg, der sich auf Quellen beider Seiten stützt. Mitrokhin zufolge mussten die ukrainischen Streitkräfte im Donbass einige Rückschläge verzeichnen, während die russischen Truppen vor allem Odessa terrorisieren, um die Bevölkerung zu demotivieren und gegen die Regierung in Kiew aufzustacheln. Interessant auch Mitokhins Einschätzung zu den Verhandlungen um das AKW Saporischja: "Die ukrainischen Streitkräfte haben mittels Beschuss vom rechten Dnjepr-Ufer aus verhindert, dass die Anlage für die Stromversorgung der besetzten Teile der Gebiete Saporischja und Cherson genutzt werden können. Die wichtigsten Leitungen und Umspannwerke sind zerstört. Außerdem können die russländischen Truppen das Gelände des Werks und der nahegelegenen Stadt Enerhodar offenbar nicht mehr dazu nutzen, um dort ihre Waffen zu verstecken. Die Zahl der ukrainischen Patrioten unter den Mitarbeitern des AKW und den Einwohnern der Stadt Enerhodar ist groß. Immer wieder werden versteckte Geschütze oder Fahrzeuge entdeckt und zerstört. Zudem ist es schwierig, eine solch riesige Anlage zu unterhalten, die eine ständige externe Zufuhr von Energie benötigt. Dies gilt umso mehr, wenn man Besatzer ist. Vieles deutet darauf hin, dass die dort stationierten Truppen, die von der nördlichen Dnipro-Seite aus westlicher und östlicher Richtung unter Beschuss genommen werden, sich gerne aus der Stadt am Ufer des Flusses zurückziehen würden. Doch das würde die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass es ukrainischen Truppen gelingt, über den Fluss zu setzen und am anderen Ufer Fuß zu fassen."
Archiv: Osteuropa

Le Monde diplomatique (Deutschland / Frankreich), 08.12.2022

Die marokkanische Schauspielerin Fatym Layachi schreibt einen Brief aus Casablanca, der eine einzige Liebeserklärung ist an diese unmögliche, chaotische und spaltende Stadt. "Bei den Wahlen 2021 haben die Islamisten endlich eine historische Schlappe kassiert. Zuvor waren sie stärkste Fraktion, jetzt liegen sie auf Platz acht. Eine Frau wurde Bürgermeisterin von Casa. Nabila Rmili ist Notärztin. Die Symbolik könnte kaum treffender sein. Casablanca, das ist auch die Nacht. Oder vielmehr die Nächte. Vielgestaltig auch sie. Quirlig, rauschhaft, beschwingt, prassend, bodenlos, rau, klangvoll. Neonlichter. Taxis. Sirenengeheul. Musik. Lärm. Übersättigung. Leute, die aus den Clubs kommen, kreuzen den Weg von solchen, die in die Moschee gehen. Taumelnden Schritts die einen, den Gebetsteppich über der Schulter die anderen. Traurige Huren, müde Nachtschwärmer, geschäftige Gemüsehändler, erschöpfte Arbeiter. Nachts befreit sich eine ganze Nation, zeigt ihr wahres Gesicht. Ich bin mir nicht sicher, ob die Nächte schöner sind als die Tage; aber sie sind ehrlicher. Was am Tage als unsittlich gilt, zeigt sich in der Nacht. Alkohol, Prostitution, Homosexualität. Alles, was die mittelalterlichen Gesetze unter Strafe stellen, alles, was der Anstand nicht sehen will, alles, wovon die gesellschaftliche Heuchelei schweigt. Alles, was im Sonnenlicht nicht sein darf, kommt im Licht der Stroboskope oder auf der Rückbank im Auto hervor."

London Review of Books (UK), 15.12.2022

Die Politikwissenschaftlerin Laleh Khalili, die selbst nach dem Studium bei Andersen Cosulting gearbeitet hat, kann den heuchlerisch hochtrabenden Duktus von Unternehmensberatungen nicht mehr hören. Es geht ihnen immer nur darum, im Interesse der Kapitalgeber die Arbeiter, Gewerkschaften und Regulierungen auszuschalten, meint sie. Besonders gern bereicherten sie sich an Aufträgen für Grenzbehörden, Bananenrepubliken und Streitkräfte, am schamlosesten in Saudi-Arabien: "McKinsey, Boston Consulting und Booz Allen Hamilton haben sich mit Mohammed bin Salman verbündet, der die Macht in Saudi-Arabien an sich riss, als sein Vater 2015 König wurde. Die Arbeit von Booz Allen im Königreich geht allerdings seinem Aufstieg voraus. Im Jahr 2012 entsandte die amerikanische Regierung das Unternehmen dorthin, um die saudische Marine aufzubauen und auszubilden. Das Unternehmen hat auch einen Vertrag über die Ausbildung der saudi-arabischen Cyber-Mitarbeiter, insbesondere im Bereich 'Informationsoperationen'. McKinsey und Boston Consulting haben den Kronprinzen mit dem Jargon der kapitalistischen Effizienz vertraut gemacht. McKinsey war auch für einen Bericht über das geringe öffentliche Ansehen von bin Salmans Politik verantwortlich, in dem detaillierte Profile von Kritikern zusammen mit deren Fotos veröffentlicht wurden." Viele von ihnen wurden verhaftet oder - wie Dschamal Kashoggi - umgebracht. ... Die Krönung von bin Salmans Vision ist Neom, eine futuristische Stadt, die nahe der jordanischen Grenze im Nordwesten Saudi-Arabiens gebaut wird. In der nicht-fantastischen Welt ist Neom eine unerschöpfliche Ressource für ausländische Berater. In der Fantasiewelt beinhalten die von McKinsey, Boston Consulting und Oliver Wyman entworfenen Neom-Pläne fliegende Autos, Roboter-Mädchen, Hologramm-Lehrer, einen riesigen künstlichen Mond, leuchtenden Strandsand und eine medizinische Einrichtung, deren Ziel es ist, 'das menschliche Genom zu verändern, um die Menschen stärker zu machen'. Ganz zu schweigen von der Line, einem 105 Meilen langen Gebäudekomplex, der neun Millionen Menschen beherbergen soll. Das Marketingmaterial spricht von einer 'Revolution der Zivilisation'. Bei vielen der versprochenen Funktionen geht es darum, den normalen Menschen aus der sozialen Gleichung herauszunehmen. Robotische Dienstmädchen und selbstfliegende Taxis werden keine Gewerkschaft gründen, und Hologramm-Lehrer werden Kindern keine revolutionären Ideen vermitteln."

Hakai (Kanada), 06.12.2022

Wie man aus Scheiße Gold macht, das hat man in Mumbai zwar auch noch nicht herausgekriegt. Aber wie man dort mit Fäkalien unwillentlich ein Paradies für Flamingos schafft, das kann man dort lernen. Weit über 100.000 dieser schönen Vögel kann man dort beobachten, berichtet Vaishnavi Chandrashekhar - ein überwältigender Anblick. "Die Flamingos kommen überhaupt erst seit den Neunzigern in signifikanter Anzahl zu Besuch. Wie die Stadt in den Siebzigern und Achtzigern wuchs, so wuchs auch die Menge an ungeklärtem Kanalwasser, das in die Thane-Creek-Bucht abfloss. Dort nährte es die Algen, von denen sich die Flamingos hauptsächlich ernähren, So entstand ein Ort, an dem die Vögel sich gut fortpflanzen können." Auch die Forschung interessiert sich für die jährlichen Besucher: "Im Juni 2021 wurde ein in Mumbai mit einer Markierung versehener Sichelstrandläufer, der in Sibirien brütet, 4500 Kilometer weiter entfernt im chinesischen Tianjin gesehen. Im April traf man einen 2018 von einem Forscherteam markierten Rotschenkel in Russland an. Die Region um Mumbai scheint ein wichtiger Zwischenstopp auf der zentralen, asiatischen Flugstrecke zu sein, eine Wander-Luftroute zwischen der Arktis und dem indischen Ozean, erklärt der Biologe Mrugank Prabhu. ... Aber auch wenn die Umweltverschmutzung gut für die Flamingos ist, war sie doch tödlich für die Fische. Die Fisch-Diversität in der Bucht hat seit den Achtzigern dramatisch abgenommen: Von 22 Spezies, die man dort in den frühen Neunzigern noch nachweisen konnte, zu den gerade mal zwölf, die man dort in einer Untersuchung im Jahr 2000 noch fand. Dieser Niedergang wird einerseits mit der industriellen Verschmutzung aus früheren Jahrzehnten erklärt, aber aber auch mit dem Anstieg von Abwassern und Müll in den letzten Jahren. Solche Änderungen in der Quantität und Zusammensetzung des Schlamms könnte auch die Organismen auf dem Watt verändern." Diese Reportage der Times of India vermittelt einen kleinen Eindruck:

Archiv: Hakai

HVG (Ungarn), 08.12.2022

Die Urbanistin Borbála Koniorczyk startete im Jahre 2019 unter dem Titel "Wonder Woman Budapest" eine Initiative, die insbesondere Denkmäler und Skulpturen von bedeutenden Frauen in der ungarischen Hauptstadt aufgestellt sehen möchte. Einige Bezirke und Selbstverwaltungen zeigen sich offen für eine öffentliche Ausschreibung, die mit Diskussionsrunden, historisch-wissenschaftlicher Aufarbeitung sowie Publikationsreihen Hand in Hand begleitet sein soll. Im Interview mit Sára Szilágyi erklärt Koniorczyk, warum sie begehbare Mahn- und Denkmäler wichtig findet: "Denkmäler in Ungarn sind archaisch, voller Pathos. Viele hängen daran, obwohl wir vor allem im Ausland zunehmend Beispiele sehen, die bürgerfreundlicher sind. Im Jahre 2022 bräuchten wir Mahnmäler, an die herangetreten, die angefasst werden können, in die man gar hineinklettern kann. Die fahnenhaltenden Reiterskulpturen können den Stadtbewohner nicht mit einzubeziehen, obgleich für die Aufarbeitung der Vergangenheit genau das geschehen müsste. Insbesondere in Ungarn, wo wir mit den Erinnerungen an das konfliktreiche 20. Jahrhunderts bis heute nicht wirklich etwas anfangen können. Darum ist es wichtig, dass Mahn- und Denkmäler entstehen, mit denen sich die Menschen verbunden fühlen. Wenn es keinen ehrlichen Dialog über die Vergangenheit gibt, dann können wir auch nur unsicher in die Zukunft gehen."
Archiv: HVG

The Atlantic (USA), 01.02.2023

"Warum ist der April der grausamste Monat? Warum hat das Huhn die Straße überquert? Warum sehen sich Menschen Golf im Fernsehen an?" Die erste Frage kann James Parker in seinem sehr schönen Text über T.S. Eliots berühmtestes Gedicht "The Waste Land" beantworten: "Der April ist der grausamste Monat, weil wir feststecken. Wir sind stehen geblieben und verrotten. Wir leben im Reich des verkrüppelten Königs, des Fischerkönigs, wo alles krank ist und nichts zusammenpasst, wo die Vorstellungskraft in Fetzen liegt, wo dunkle Phantasien uns fesseln, wo Männer und Frauen sich entfremdet haben und wo der zyklische Juckreiz des Frühlings - der Krampf in der Erde, die zischende Knospe, selbst der sanfte, keimende Regen - uns nur daran erinnert, wie weit wir von einer Wiedergeburt entfernt sind. Wir werden nicht davon erlöst werden, zumindest nicht in nächster Zeit. Deshalb ist der April grausam. Deshalb ist der April ironisch. Deshalb bringt uns der alte, schlammige, sprießende April, der in seinen Hecken herumwuselt, zu Fall. Man stelle sich ein Gedicht vor, das den Tod von Königin Elisabeth II., die Sprengung der Kertsch-Brücke, Grindr, Ketamin, The Purge, Lana Del Rey, die nächsten drei COVID-Varianten und das Gefühl, das man bekommt, wenn man sich nicht mehr an sein Hulu-Passwort erinnern kann, in sich vereint. Stellen Sie sich vor, dass dieses Gedicht - das auf mysteriöse Weise auch die gesamte aufgezeichnete Literatur enthält - in einer Form geschrieben ist, die so zersplittert, so sprunghaft, aber so unheimlich ganzheitlich ist, dass es entweder einem neuen Zweig der Teilchenphysik oder einer neuen Religion ähnelt: auf jeden Fall einer neuen Darstellung der Beziehungen, die der Realität zugrunde liegen." Dass es so ist, daran hatte noch ein anderer Mann Anteil, der "flammenhaarige amerikanische Wahnsinnige Ezra Pound. Großartige Redakteure wissen ebenso wie großartige Plattenproduzenten, wo sie den Schnitt machen müssen. Es ist ein sekundärer schöpferischer Akt, der den primären verdoppelt: das formlose Wasser anhauchen, das Kháos, das sich ausbreitende Manuskript, mit dem Logos durchdringen. Teo Macero - New York City, 1969 - nachdem er Stunden über Stunden, Spulen über Spulen, von Miles Davis aufgenommen hat, wie er schwefelig und zauberhaft mit einer Gruppe besessener Sidemen jammt, zückt er sein Rasiermesser und macht 'Bitches Brew'. Ezra Pound - Paris, 1922 - leckt die Feder seines Bleistifts an und schneidet ganze Sequenzen, ganze Sätze aus Eliots neuem Gedicht heraus. Pound war ein Schöpfer und ein Zerstörer... Als er fertig war, war 'The Waste Land' um die Hälfte gekürzt."
Archiv: The Atlantic