Hazel Rosenstrauch

Karl Huß, der empfindsame Henker

Eine böhmische Miniatur
Cover: Karl Huß, der empfindsame Henker
Matthes und Seitz, Berlin 2012
ISBN 9783882219821
Gebunden, 175 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Mit zahlreichen Abbildungen. Henker gehörten seit Alters her zu den Unreinen, sie waren noch weniger geachtet als Juden und Zigeuner. Karl Huß (1761-1838), der Henker der böhmischen Stadt Eger, wehrte sich zeitlebens gegen diese Ausgrenzung und bemühte sich um den unmöglichen sozialen Aufstieg. Neben seinem blutigen Handwerk widmete er sich mit großem Erfolg der Heilkunst und legte eine bemerkenswerte Sammlung an, die auch Goethe beeindruckte, verfasste eine mehrbändige Chronik sowie eine wirkmächtige Schrift gegen den Aberglauben und stirbt schließlich als Kustos von Metternich. Hazel Rosenstrauch zeichnet in ihrer biografischen Annäherung das Leben dieses ungewöhnlichen Menschen nach, der zwischen den Zeiten und Welten lebte und in unruhigen Zeiten seinen eigenen Werten gehorchte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.11.2012

Katharina Teutsch ist ziemlich beeindruckt von Hazel Rosenstrauchs Essay über den letzten Scharfrichter von Eger, Karl Huß. Die Autorin stilisiert den Henker zur "historischen Scharnierfigur", an der die gesellschaftlichen Umbrüche ihrer Zeit zu Tage treten, berichtet die Rezensentin. Zwischen der französischen Revolution und dem Wiener Kongress haben sich maßgeblich die Ansichten über Strafe und Tod verändert, weiß Teutsch: Der Scharfrichter wird arbeitslos. Huß, der nicht nur das Töten, sondern auch ein wenig von der Heilkunst versteht, muss einen neuen Weg einschlagen. Er wird Sammler, Heiler und Teilzeitpoet, berichtet die Rezensentin. Um nicht als Quacksalber zu gelten, verschreibt er sich den Idealen der Aufklärung. Seine ungewöhnliche Biografie erregte auch damals Aufmerksamkeit: Goethe hatte der Mann so fasziniert, dass er ihm einen Besuch abstattete; der Fürst von Metternich holte Huß an seinen Hof und ließ ihn die fürstlichen Sammlungen betreuen. Huß selbst ging es vor allem um eines: er wollte "nicht als grausamer, sondern als empfindsamer Henker in die Geschichte" eingehen, erfährt Teutsch.
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