Franziska Davies, Katja Makhotina

Offene Wunden Osteuropas

Reisen zu Erinnerungsorten des Zweiten Weltkriegs
Cover: Offene Wunden Osteuropas
WBG Theiss, Darmstadt 2022
ISBN 9783806244328
Gebunden, 288 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Deutschland gilt zwar als "Weltmeister der Aufarbeitung", doch was wissen wir wirklich über den Zweiten Weltkrieg in Osteuropa? Welche Kenntnisse gibt es über die Massenerschießungen in der Sowjetunion und in Polen, das Aushungern der Zivilbevölkerung durch die Leningrader Blockade, die Auslöschung unzähliger Dörfer in Russland, Belarus oder in der Ukraine?In zehn Essays, geschrieben im lebendigen Reportage-Stil, versammeln die Historikerinnen Franziska Davies und Katja Makhotina Berichte osteuropäischer Zeitzeugen vor dem Hintergrund der deutschen Erinnerungslücken.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 20.05.2022

Rezensent Peter Carstens lernt mit dem Buch der beiden Osteuropa-Historikerinnen Franziska Davies und Katja Makhotina vergessene osteuropäische Erinnerungsorte kennen. Was die Autorinnen auf Besuchen in Minsk, Warschau und Vilnius von Zeitzeugen erfahren, stimmt Carstens nachdenklich. Viele Verbrechen der Wehrmacht und der SS existieren in der deutschen Erinnerung schlicht nicht, stellt er fest. Abhilfe schaffen die Autorinnen mit ihrem vielfältigen Bild des Erinnerns hier wie dort, meint er. Und aktueller als heute, da Babyn Jar von russischen Raketen getroffen wird, kann das Buch kaum sein, findet Carstens.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.05.2022

Rezensent Robert Probst bemerkt mit Unbehagen, was für eine Schieflage in der deutschen Erinnerungskultur herrscht, in der vor allem die Vernichtungslager in Auschwitz, Treblinka und Majdanek zum Synonym des Holocausts wurden, während die Mordtaten in der Ukraine und in Belarus kaum bekannt seien (was auch schon der amerikanische Historiker Timothy Snyder mit seinem Buch "Bloodlands" korrigieren wollte). Die beiden Historikerinnen Franziska Davies und Katja Makhotina stellen nun weitere "Offenen Wunden Osteuropas" vor, und Probst lernt Orte wie das ostukrainische Dorf Korjukiwka kennen, in dem ein SS-Sonderkommando als Vergeltungsaktion 6.700 Menschen ermordete, oder die Mordstätte Blagowschtschina bei Minsk, wo 150.000 Juden und Belarussen ermordet wurden. Dass Davies und Makhotina diese Orte in unser Gedächtnis zurückholen und zudem erklären, wie sie aus der Erinnerung verschwinden konnten, weiß der Rezensent sehr zu schätzen.
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