Peter Stobbe

Nach Delft gehen

Erzählung vom Malen
Cover: Nach Delft gehen
Libelle Verlag, Lengwil 2001
ISBN 9783909081912
Gebunden, 212 Seiten, 14,80 EUR

Klappentext

"Seit Tagen zögert er, das Bild zu malen." Das Zögern des Malers Hieronymus gilt einem Selbstporträt. In seinem armseligen Alltag, belauert von seiner Magd, versucht er sich lange vergeblich daran. Bis es ihm endlich gelingen will, erlebt er alle Unwägbarkeiten des Schöpferischen: das Tasten nach den ersten Linien, eine Suche in Farben und wie sich das Motiv selbstständig macht. Es ist wie bei anderen Bildern, auf denen Hieronymus sonst Dämonen, Landschaften oder das himmlische Jerusalem erfunden hat. Dann aber geschieht das Unerhörte: Er malt sich als Heimatlosen, als Herumtreiber, als Landlooper. Einer der fort will, aber nicht vom Fleck kommt. Noch ist das widerständige Bild nicht fertig, da flüchtet die gemalte Figur bei Nacht aus ihrem Rahmen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.11.2001

Peter Stobbe hat mit "Nach Delft gehen" seine Doppelbegabung als Maler und Schriftsteller ernstgenommen und eine Erzählung über das Malen verfasst, die Angelika Overath erstaunt und berührt hat. Mit seiner Erzählung ist ihm ein großer Wurf gelungen, meint Overrath. Sie sei ein "leiser, sich ständig verzögernder Text über die artistische Radikalität des Wahrnehmens", der Besessenheit des Beobachtens und der unbescheidenen Seelenraserei. Die inneren Vorgänge des Malers schildert der Autor als alter Hieronymus Bosch, der endlich beginnt, ein lang gedachtes Bild zu malen und dessen künstlerischer Drang ihn letztlich nach Delft führt, um dort auf Vermeer, Andy Warhol, El Greco und Gerhard Richter zu treffen, erzählt die Rezensentin, die sich, fasziniert von Stobbes handwerklich-poetischen Beschreibungen, in unerhörte Sphären entführen ließ.