Heiße Kriege im Kalten Krieg

Cover: Heiße Kriege im Kalten Krieg
Hamburger Edition, Hamburg 2006
ISBN 9783936096613
Gebunden, 514 Seiten, 35,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Bernd Greiner, Christian Th. Müller und Dierk Walter. Für den größten Teil der nördlichen Hemisphäre war die Ära des Kalten Krieges eine Phase des Friedens - wenn auch eines unbequemen Friedens, erzwungen durch die Garantie der gegenseitigen nuklearen Vernichtung und gekennzeichnet von ideologischer und materieller Hochrüstung und permanenter Kriegsbereitschaft. Die heißen Kriege des Kalten Krieges aber fanden jenseits des Kernbereichs der beiden feindlichen Blöcke statt. Mehr als 150 größere bewaffnete Konflikte sind zwischen 1945 und 1989 in der Dritten Welt ausgetragen worden. In der Wahrnehmung der Zeitgenossen galten sie mehrheitlich als "Stellvertreterkriege", in denen die Blockkonfrontation meist ohne direkte Involvierung der Streitkräfte der nördlichen Hemisphäre und ohne das Risiko eines Atomkrieges ausgetragen wurde.
Dem Erfolg oder Misserfolg im lokalen Konflikt wurden direkte Konsequenzen für die globale Machtbalance zugeschrieben. Aber wird diese Perspektive der Realität der heißen Kriege gerecht? Die Beiträge dieses Bandes fragen nach dem relativen Gewicht der ideologischen und politischen Konfrontation des Kalten Krieges für die regionalen Auseinandersetzungen - verglichen mit anderen Konfliktlogiken wie dem Erbe kolonialer Herrschaftsbeziehungen, globalstrategischer Faktoren und vor allem regionaler und lokaler Bedingungen. Untersucht werden dabei insbesondere die Handlungsspielräume von Akteuren vor Ort, der Charakter der kriegerischen Auseinandersetzung sowie die Kosten und Konsequenzen für die betroffenen Gesellschaften.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.01.2007

Rezensent Alexander Gallus begrüßt diesen "lesenswerten" Sammelband des Hamburger Instituts für Sozialforschung, weil er mit der Mär vom langen Frieden nach dem Zweiten Weltkrieg aufräume. Nein, der Autor Marc Frey habe hier völlig recht, eine "traurige" Epoche anzuzeigen. Beispielsweise seien im Vietnamkrieg Bernd Greiner zwischen 46 und 66 Prozent aller Toten Zivilisten gewesen, was "deutlich" einen "totalen Krieg" indiziere. Aber auch die Sowjetunion, referiert der Rezensent weiter, hätte ihre Kriege aus einer ähnlichen Angst vor "Gesichtsverlust" geführt und keineswegs immer aus klaren strategischen Gründen. Unterstreichen kann der Rezensent auch die Grundüberlegung vieler Beiträge, dass die Supermächte nicht für alle Kriege allein verantwortlich gewesen seien und man durchaus die lokalen Verhältnisse mitberücksichtigen müsse. Als kleinen Kritikpunkt moniert Alexander Gallus schließlich eine mangelhafte Systematik des Bandes, dessen "vielfältige Fallstudien" vom griechischen Bürgerkrieg bis zum irakisch-iranischen Krieg reichten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 30.09.2006

Erhellend findet Rezensentin Simone Buchmann diesen Band über regionale Konflikte während des Kalten Kriegs. Sie attestiert den Beiträgen einen überaus differenzierten Blick auf diese keineswegs von einer totalen Blockkonfrontation geprägte Epoche. Anhand zentraler Konflikte dieser Ära, wie zum Beispiel des Vietnamkriegs, des Konflikts zwischen Iran und dem Irak oder des griechischen Bürgerkriegs, verdeutlichen die Autoren für Buchmann überzeugend das komplexe Ursachengeflecht der "heißen Kriege". Der Hauptthese des Bandes, die Rolle der beiden Supermächte USA und Sowjetunion sei in der Weltöffentlichkeit vereinfacht wahrgenommen worden, kann Buchmann nur zustimmen. Zugleich aber unterstreicht sie die Bedeutung der Ideologie, die viele regionale Konflikte habe eskalieren lassen.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.09.2006

Aufschlussreich erscheint Rezensent Andreas Eckert dieser Band über die zahlreichen mit Waffengewalt ausgetragenen Konflikte während der Ära des Kalten Krieges. Diese "heißen Kriege", von denen zwischen 1945 und 1989 über 150 vor allem in der Dritten Welt geführt wurden, galten bisher vor allem als "Stellvertreterkriege" zwischen USA und Sowjetunion. Die Beiträge des Bandes korrigieren diese Sichtweise nach Ansicht Eckerts überzeugend. Sie verdeutlichen für ihn, dass viele Konflikte, die in Wirklichkeit lokale Ursachen hatten, durch die globale Blockkonfrontation ideologisch bemäntelt wurden. Dabei unterstreicht er, dass der Band besonders die lokalen Handlungsspielräume der Akteure ins Blickfeld rückt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.07.2006

Höchst instruktiv erscheint Christoph Cornelissen dieser von Bernd Greiner und anderen herausgegebener Sammelband über die zahlreichen Kriege in der Dritten Welt, die vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zum Ende des Kalten Krieges rund zwanzig Millionen Tote forderten. Eine Stärke des Bandes sieht er in der differenzierten Darstellung ausgewählter Kriege vor allem in Afrika und Asien. Dabei lobt Cornelissen den Ansatz der Autoren, die betrachteten Kriege nicht, wie meist üblich, nur als Stellvertreterkriege der beiden Großmächte zu werten, sondern detailliert auf die jeweiligen regionalen und lokalen Bedingungen einzugehen. Neben Bernd Greiners Beitrag über den Vietnam-Krieg hebt er Marc Freys Aufsatz über die Beziehungen der Vereinigten Staaten zur Dritten Welt im Kalten Krieg lobend hervor. Die einzigen Wermutstropfen für Cornelissen sind die Vernachlässigung der Opferperspektive sowie das Fehlen einer eingehenden Beschäftigung mit der Rüstungsindustrie und dem Rüstungshandel im Kalten Krieg. Dafür hält er dem Band zu Gute, das globale Ausmaß des "Kriegsgeschehens in der Moderne" vor Augen zu führen.
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