Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
24.03.2007. Die NZZ untersucht die Auswirkungen der digitalen Revolution in der Kunst. In der Welt hofft der Physiker und Schriftsteller Ulrich Woelk auf die Entdeckung des Higgs-Boson im Cern. Alle gratulieren Martin Walser - mal mehr, mal weniger herzlich - zum Achtzigsten. Die FR empört sich über ein Interview mit den Waisen einer Selbstmordattentäterin auf Al Aksa TV. In der taz suchen europäische Autoren nach der Zukunft Europas. In der FAZ verkleiden sich Christian Kracht und David Woodward als Nerds.

NZZ, 24.03.2007

Das ist doch mal ein Thema! Aus allen erdenklichen Perspektiven wird in der Beilage Literatur und Kunst die digitale Revolution in der Kunst untersucht. "Alles drängt zum Apparat", wie Andreas Breitenstein in seiner Einführung feststellt.

Der polnische Schriftsteller Adam Zagajewski, Jahrgang 1945, gibt Entwarnung. Trotz iBook seien er und seine Kollegen immer noch die alten. Nur das Klappern fehlt ihm. "Das Klappern der Schreibmaschine verkündete der ganzen Umgebung, dass hier etwas Wichtiges geschieht: Dass sich hier die Energie unseres Innenlebens befreit und auf einem weißen Blatt materialisiert. Die Kanonaden der auf das Papier niederprasselnden Buchstaben waren triumphierende Salven, die Geburt eines neuen Satzes (denn ich schrieb oft gleich auf der Maschine, selbst Gedichte - nur die ersten, vorläufigen Fassungen notierte ich von Hand) wurde von Böllerschüssen, fast einem Feuerwerk begleitet. Auch jetzt, wo ich am Computer schreibe, mache ich es immer noch so: Die ersten Entwürfe eines Gedichts entstehen im Notizbuch oder auf einem Blatt Papier, später erst übertrage ich sie auf den Bildschirm. Und der Computer, mit der ihm eigenen Diskretion, schweigt. Schweigt beinahe. Wir hören das zarte Klopfen der Tastatur, für gewöhnlich allerdings nur bei anderen."

Walter Grasskamp überlegt, ob die "Allverfügbarkeit" der Kunst eher demokratisch oder komerziell zu verstehen ist. Es hängt alles vom Betrachter ab, meint er: "Welche Bedeutung das Internet als Mega- Archiv hat, das hängt nicht nur vom Medium und von seiner kommerziellen Nutzung ab, sondern maßgeblich von seinen Benutzern. Labyrinthische Entropie herrscht im Internet nur für die melancholische Gesamtschau; mit einer konkreten Frage gerüstet, wird daraus unversehens ein unendliches Schatzhaus der Information, das man gezielt durcheilen kann, wenn man gelernt hat, die riesigen Müllberge rein kommerzieller Querverweise zu umgehen. Lichtenberg wusste bekanntlich schon vom Buch, dass kein Apostel herausgucken kann, wenn ein Affe hineinblickt."

Weiteres: "Ist das Internet das Medium des Einswerdens?" Uwe Justus Wenzel hofft es nicht.. In der Fotografie notiert Kerstin Stremmel Digitaljunkies und Asketen. Patrick Straumann schildert, was mit dem Film passiert, wenn er keine realen Motive mehr vor der Kamera benötigt. Hubertus Adam verhandelt die Veränderungen in der Architektur. Die neuen Vertriebswege übers Internet bescheren der Popmusik mehr Live-Konzerte und Touren, beobachtet Ueli Bernays. Alfred Zimmerlin überlegt, ob Komponieren am Laptop etwas Befreiendes ist. Roman Bucheli testet eine CD mit Friedrich Dürrenmatts "Die Physiker" und ist durchaus angetan von den Bonusmöglichkeiten der Silberscheibe.

Im Feuilleton informiert Aldo Keel über die Debatte, die der norwegische Choreograf Jo Stromgren mit seiner Bemerkung zum Waren- und Markencharakter der Kunst ausgelöst hat. Georg-Friedrich Kühn resümiert zufrieden das außerordentlich "nachhaltige" Festival MaerzMusik in Berlin. Auf der Kunstmarktseite erinnert Georges Waser an die jüngsten Fälle von Versteigerungen ehemaliger Raubkunst. Birgit Sonna bemerkt einen Trend zu sonnigen Zweitquartieren der Messen. Christian Schaernack kommt auf die Auktionen der Asian Art Week in New York zu sprechen. Und Eva Calusen registriert eine Zunahme der Verkaufsmessen in Italien.

Besprochen werden Alvis Hermanis' Ödipus-Projekt "Väter" am Zürcher Schauspielhaus, eine Ausstellung zu Edvard Munch in der Riehener Fondation Beyeler, die Aufführung von Richard Ayres' Kurzoper "The Cricket Recovers" im Bregenzer Festspielhaus und Bücher, darunter Martin Walsers Balladenband "Das geschundene Tier" (mehr in unserer Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Welt, 24.03.2007

In der Literarischen Welt erklärt uns der Physiker und Schriftsteller Ulrich Woelk, was die Physiker sich vom Large Hadron Collider - dem neuen, unwahrscheinlich teuren Teilchenbeschleuniger im Cern - erwarten. Er soll das "größte Rätsel der theoretischen Physik" lösen: Warum haben Teilchen ein Gewicht? Noch ist allerdings ungewiss, ob die Natur "so freundlich ist, die enormen experimentellen Anstrengungen im Felssockel der Alpen mit neuem Wissen zu belohnen. Die meisten Rechnungen sagen ein Teilchen voraus, das den Dingen Masse verleihen würde: das Higgs-Boson. Es müsste dem LHC ins Netz gehen - aber für den Fall, dass dem nicht so sein sollte (soviel Realismus muss bei allem Idealismus erlaubt sein), gibt es eine Art theoretischen Plan B, der die Existenz des so wichtigen kleinen Partikels in noch höhere Energiedimensionen verlegt. Dort wären sie allerdings niemals aufzuspüren. Jedenfalls nicht, solange sich die Menscheit nicht entschließt, in einer supranationalen Anstrengung einen noch größeren Teilchenbeschleuniger zu bauen - was zurzeit mehr als unwahrscheinlich erscheint."

Weiteres: Thomas Schmid gratuliert Martin Walser zum Achtzigsten. Tilman Krause betrachtet die Gemütslage, die sich in den neuen Büchern von Grass und von Walser, den berühmtesten, gefeiertsten und meist diskutierten Autoren Deutschlands, manifestiert und stellt fest: "sie sind beide vor allem eines: verkannt, verfolgt; Opfer." Besprochen werden unter anderem Robert Gernhardts letztes Buch "Denken wir uns", ein von Ulrike Ackermann herausgegebener Band über die Freiheit und der neue Krimi von Kate Atkinson, "Liebesdienste".

Im Feuilleton berichtet Tilman Krause von den Preisverleihungen bei der Leipziger Buchmesse. Johanna Schmeller war dabei, als der bisherige Leiter des Berliner Wissenschaftskollegs Dieter Grimm verabschiedet wurde und sein Nachfolger Luca Giuliani seine Antrittsrede hielt. Michael Pilz findet, Starbucks und CDs - letztere werden jetzt bei ersterem verkauft - passen ganz gut zusammen.

Besprochen werden eine Ausstellung mit bemalten Tellern von Suscha Kortes in der Bonner Galerie Moeller, die Ausstellung " Das schwarze Quadrat. Hommage an Malewitsch" mit dem schwarzen Kubus von Gregor Schneider in der Hamburger Kunsthalle und Gregor Schneiders Installation "Weiße Folter" im K1 in Düsseldorf.

FR, 24.03.2007

Im sehr ausführlichen Interview aus Anlass seines 80. Geburtstags preist Martin Walser Hape Kerkeling und die Schönheit, spricht über das Geschlechtliche, darüber, dass er Philip Roth und John Updike nie gelesen hat - und über vieles mehr. Tabus zum Beispiel: "Wissen Sie, es gibt ja nicht einen Hauch von Meinungsfreiheit. Jede Epoche, jedes Jahrzehnt hat seine Tabus. Es gibt eine Sprachregelung, und wenn du von der abweichst, bist du ein Nationalist, ein Kommunist oder was weiß ich. Das führt unweigerlich zur Exkommunikation."

Daland Segler berichtet empört über den Hamas-Sender Al Aksa-TV, der zwei kleine Kinder einer Selbstmordattentäterin zum Interview bat (Video hier): "Das Mädchen, in lindgrüner Wolljacke mit Schleifchen, ringt die Hände, verschränkt die Arme und ist sichtlich bedrückt von der ungewohnten Situation. Ihr Bruder hingegen zeigt genau die kindliche Unruhe und Motorik, die typisch für dieses Alter ist. Und dann fragt der Mann die beiden wie ein guter Onkel nach dem Verbleib der Mama. Das wissen sie immerhin: Die ist im Paradies. Aber schon die Frage, wie viele Juden sie getötet hat, überfordert den Buben. Es waren nicht fünf, sondern vier. Denn das fünfte Opfer ist die eigene Mutter gewesen."

Weiteres: Ina Hartwig kommentiert die Vergabe der Preise der Leipziger Buchmesse. Gemeldet wird, dass Roger M. Buergel die Leitfragen der diesjährigen Documenta bekanntgegeben hat. Sie lauten: "Ist die Moderne unsere Antike?", "Was ist das bloße Leben?" und "Was tun?". Besprochen wird Alvis Hermanis' von ihm selbst inszeniertes Stück "Väter" im Zürcher Schiffbau.

Berliner Zeitung, 24.03.2007

Im Magazin stellt Anita Wünschmann "das Enfant terrible einer neuen Kunstsammler-Generation" in Berlin vor, Ivo Wessel, Verfasser von Softwarebüchern. "Ivo Wessel ist ein attraktiver Mann mit dunkler Designer-Hornbrille. Sammeln, so sagt er, sei 'eine Art Egoismus'. Es habe damit zu tun, dass man eine Arbeit möglicherweise keinem anderen gönnt. Er erzählt, erzählt nicht, stellt Thesen auf und verwirft diese, nennt Namen quer durch die Kunstsammlerszene Deutschlands, die Großen, die Stillen, die Eitlen, die mit der 'großen Kohle' - allesamt. Verbalattacken gegen den Sittenverfall des Kunstmarktes mit seiner Hektik, seinen Ritualen, die Äußerlichkeiten häufig mehr gewichten als die Lust an Diskursen, umhüllt er sogleich sorgfältig mit schöner Sprache. Und irgendwie kapriziös klingt es, wenn er von 'den echten Trouvaillen' spricht, die er eben suchen muss. Man benötigt Zeit. Sein Ideal der Langsamkeit formuliert Ivo Wessel so: 'Ich fände es dem Kunstwerk von voriger Woche gegenüber uncharmant, wenn ich so schnell ein neues brauchte.'"

Im Feuilleton schreibt Martin Ebel zum Achtzigsten von Martin Walser.

TAZ, 24.03.2007

Alexander Cammann nimmt den 80. Geburtstag von Martin Walser zum Anlass, über die "Rückkehr des Krieges in den späten Büchern der deutschen Autoren seiner Generation" nachzudenken. Direkt schmeichelhaft fällt die Bestandsaufnahme nicht aus: "Bedeutungsverlust und lauter Nachhall einstiger Wirkmächtigkeit gehen Hand in Hand. Längst geben literarisch jüngere Autorengenerationen den Ton an; ihre preisgekrönten Bücher und schönen Gesichter kennt das Publikum mittlerweile bestens. 'Grass' und 'Walser' hingegen sind bloße Reizvokabeln im Literaturbetrieb: Die Rezeptionshaltung schwankt zwischen Augenrollen, Kopfschütteln und Aufstöhnen."

Weitere Artikel: Im dritten und letzten Teil seiner Berichte von der Leipziger Buchmesse hat Dirk Knipphals so unterschiedliche Kaliber wie Tom Kummer, Hubert Winkels und Michael Naumann erlebt. Brigitte Werneburg gratuliert dem in letzter Zeit in Rückgabestreitigkeiten verwickelten Brücke-Museum zum vierzigjährigen Bestehen. Besprochen wird die Ausstellung "Neue Baukunst. Berlin um 1800" in der Alten Nationalgalerie Berlin.

In einem Dossier zum 50. Jahrestag der Römischen Verträge plädiert Timothy Garton Ash - im Nachdruck eines Artikels, der schon in der Zeitschrift Prospect, dann beim Perlentaucher veröffentlicht wurde - für ein vielfältiges Europa. Außerdem spricht sich der belgische Schriftsteller Geert van Istendael für eine ökologische und soziale Wende aus, der Pariser Autor Gerard Mordillat fordert einen "Aufstand der Ideen".

In der zweiten taz berichtet Astrid Geisler aus der Stadt Pößneck, die für ihren juristischen Coup gegen den NPD-Politiker Jürgen Rieger viel Beifall bekommen hat. Murat Kurnaz ist, wie Lukas Wallraff konsterniert feststellt, wohl deshalb ins Visier der Behörden geraten, weil seine Mutter ihn gutgläubig vermisst gemeldet hat. In einem Gymnasium in Sachsen ist, informiert uns Michael Bartsch, Harry Potter wegen magischer Umtriebe aus dem Unterricht verbannt worden.

Im Dossier des taz mag ärgert sich Susanne Lang über die neueste Familiendebatte: "Die Annahme, dass Familie - wie auch immer man sie definieren mag - etwas zu Rettendes sei, als verhandle man über den Schutz einer vom Aussterben bedrohten Pflanzenart, hat sich in allen ideologischen Lagern etabliert." Jan Feddersen hat noch einmal Heinrich Bölls "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" gelesen. Jan Zier berichtet vom Männerkulturtag.

Rezensionen gibt es zu Marisha Pessls Roman "Die alltägliche Physik des Unglücks", zum Roman "Easter Parade" des wiederentdeckten Autors Richard Yates und zu neuen Jugendbüchern von Ally Kennen und D.M. Cornish. Außerdem werden Anne Siemens' Buch über die Opfer der RAF, ein Band, in dem Ex-Terroristen über ihre Therapie berichten und ein Bildband zum Werk der Choreografin Sasha Waltz (mehr dazu in der Bücherschau ab 14 Uhr).

Und Tom.

FAZ, 24.03.2007

In Bilder und Zeiten erforschen Christian Kracht (mehr) und David Woodard das Refugium des britischen Okkultisten und Schriftstellers Aleister Crowley im sizilianischen Cefalu. Es geht vielversprechend los. "Der italienische Nerd existiert nicht (der Nerd im Stil von Gary Numan und Kraftwerk, der Feelies und Devo). Dem italienischen Mann - mit Benito Mussolini als namhafter Ausnahme - ist die Bedeutung des Nerdtums unbekannt, oder er erkennt sie nicht an. Das merkt man besonders in der Cafeteria am Mailänder Flughafen, wo sich ein elegant in Schwarz gekleideter Gentleman genüsslich ein Croissant in den Mund schiebt, vor sich einen starken Espresso. Den Nerds, oder was von ihnen übrig ist, wird amerikanischer Kaffee angeboten. Die Nerds sind Christian Kracht und David Woodard."

Desweiteren sind es offenbar noch 119 Tage bis zum Erscheinen des siebten und letzten Bandes von J.K. Rowlings Harry-Potter-Reihe. Die FAZ reagiert umgehend und lässt Peter Rawert in Bilder und Zeiten eine kleine Kulturgeschichte der Zauberei erzählen. Dietmar Dath testet alte Rituale. Und Felicitas von Lovenberg unterhält sich mit dem Boxer und Hobbymagier Wladimir Klitschko.

Im Feuilleton berichtet Nina Rehfeld, dass der Skywalk über dem Grand Canyon für Streit bei den Hualapai-Indianern sorgt. Felicitas von Lovenberg überbringt Martin Walser Glückwünsche zum Achtzigsten und preist "Wildheit und Schwere" seines Werks. Dazu gibt es bewegte Bilder vom Interview. Der Popmusiker Elton John ist zwanzig Jahre jünger, Edo Reents gratuliert auch ihm zum Geburtstag. Sven Crefeld gibt Anekdoten aus Egon Erwin Kischs fußballbegeisterter Jugend zum Besten. Jürgen Kaube lobt die "kurze, noble" Rede, mit der Dieter Grimm den Rektorenposten des Berliner Wissenschaftskollegs an Luca Giuliani übergab. Dieter Bartetzko warnt verzweifelt noch einmal davor, die Waldschlösschenbrücke in Dresden zu bauen. Im Medienteil antwortet Christian Ulmen sehr ernst auf Jan Freitags Fragen zu seiner Rolle als Polizeipsychologe in der ProSieben-Comedy-Krimiserie "Dr. Psycho".

Die Schallplatten- und Phonoseite präsentiert das Album "Drums and Guns" der Mormonenband Low, Beethovens Klavierkonzerte 1 und 3 von Mikhail Pletnev und seinem Russischen National Orchester, Johann Sebastian Bachs Orgelmesse in zwei Aufnahmen sowie Darbietungen des Streicherduos aus Frank Peter Zimmermann und Heinrich Schiff.

Besprochen werden die Uraufführung von Alvis Hermansis' Ödipus-Projekt "Väter" im Zürcher Schiffbau, ein Auftritt von William Christie und seiner barocken Chorauslese "Jardin des Voix 2007" in Frankfurt, und Bücher, darunter Julio Cortazars "Der Verfolger" in der Hörbuchversion von Gert Heidenreich, der Wenderoman "Verfall" des bulgarischen Autors Vladimir Zarev sowie Sabine Grubers Roman "Über Nacht" (mehr in unserer Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

SZ, 24.03.2007

Die ganze erste Seite ist Martin Walser gewidmet, der heute seinen 80. Geburtstag feiert. Ijoma Mangold hat sich mit ihm unterhalten: "Ihr rechthaberisches Moment, fragen wir weiter, läge also vielleicht darin, immer darauf zu beharren, das, was ihre Empfindung ist, zum Ausdruck zu bringen. Walser: 'Ja, das sowieso. Dabei ist mir das Recht-haben-Müssen zu einer peinlichen Bedingung einer intellektuellen Existenz geworden.'"

Joachim Kaiser
schwärmt für den Freund: "Dass vermeintlich so Unvereinbares wie berauschende Rhetorik und Liebenswürdigkeit, wie beschwingte Tiraden-Lust und zarter Zauber durchaus zusammenzutreffen vermögen in einem schwäbisch-alemannischen Feuerkopf: Martin Walser demonstriert es."

Weitere Artikel: Ein Vorschlag zur Neuregelung von Urheberrechtsabgaben für Musik bringt, wie Bernd Graff berichtet, vor allem die unabhängigen Internet-Radios der USA in Bedrängnis. Johan Schloeman war bei der Rektoratsübergabe des Berliner Wissenschaftskollegs an den Archäologen Luca Giuliani zugegen. Joseph Hanimann berichtet von Vorwürfen gegen den für Bildung zuständigen Unesco-Vizegeneraldirektor Peter Smith. Über Rückgabeforderungen des Hauses Wettin an das Land Sachsen informiert Stefan Koldehoff. Christiane Kohl weiß von neuen Dresdner Diskussionen um die Welterbe-Frage. Conrad Wiedemann gratuliert dem Schriftsteller Elazar Benyoetz zum 70. Geburtstag. Falk Jaeger sah beim jüngsten Berliner Museumswettbewerb die Architekten noch immer durch die Kuben-Doktrin des inzwischen pensionierten Senatsbaudirektors Hans Stimmann gelähmt.

Auf der Literaturseite freut sich Helmut Böttiger über den Preis der Leipziger Buchmesse für die Übersetzerin Swetlana Geier. Die Suhrkamp-Veranstaltung zur Vorstellung des neuen "Verlags der Weltreligionen" hat Christoph Schröder besucht.

Besprochen werden Britta Schreibers Münchner Inszenierung von Marius von Mayenburgs Schönheitswahn-Groteske "Der Hässliche", eine Edvard-Munch-Ausstellung in Basel, Andrea Stakas Film "Das Fräulein" und Susanne Kippenbergers Buch über ihren Bruder, den Künstler Martin Kippenberger (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Der Aufmacher der SZ am Wochenende ist eine Liebeserklärung des Lyrikers und Dramatikers Albert Ostermaier ans Theater - nur die von zu vielen schlechten Inszenierungen genervten Kritiker, die sollten "nicht mehr über Theater schreiben und andere quälen mit Übersprungsverrissen oder sich verspinnen in eine Ornamentik, die nichts mehr erzählt, von dem, was auf der Bühne passiert, sondern nur mehr von der Selbstverliebtheit in die eigenen Formulierungen und Wortkreationen zu zeugen weiß." Auf der Historien-Seite geht es um die Geschichte der Zeitumstellung. Abgedruckt wird die Erzählung "Der Tod des Kolumnisten" des Schriftstellers Michael Krüger. Im Interview spricht die Schauspielerin Diane Kruger über das "Lernen" - und das Modeln: "Sie posen, tausend Leute fassen Sie an. Um es kurz zu machen: ja, Modeln ist langweilig."