Beate Rössler

Autonomie

Ein Versuch über das gelungene Leben
Cover: Autonomie
Suhrkamp Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783518586983
Gebunden, 443 Seiten, 29,95 EUR

Klappentext

Ganz selbstverständlich gehen wir davon aus, autonom zu sein. Und wir denken, dass ein Leben, in dem wir wichtige Dinge gegen unseren Willen tun müssten, kein gelungenes sein kann. Wahr ist aber auch: Zahlreiche Aspekte unseres Leben sind gar nicht frei gewählt. Das gilt für viele soziale Beziehungen ebenso wie für so manche Situation, in die wir einfach hineingeraten sind. Die Alltagserfahrung lehrt uns, dass Selbstbestimmung zwar durchaus gelingen kann, aber eben auch häufig scheitert. Beate Rössler erkundet die Spannung zwischen unserem normativen Selbstverständnis und den Erfahrungen, die wir machen, wenn wir versuchen, ein autonomes Leben zu führen. Aus verschiedenen Perspektiven und im Rückgriff auf literarische Texte, zum Beispiel von Siri Hustvedt und Jane Austen, und Tagebücher, unter anderem von Franz Kafka und Max Frisch, beleuchtet sie die dabei auftretenden Widerstände und Ambivalenzen, untersucht die Rolle von Selbsterkenntnis und Selbsttäuschung und arbeitet die sozialen und politischen Bedingungen für Autonomie heraus. Deren Zusammenhang mit dem gelungenen Leben ist der eigentliche Fluchtpunkt dieser Verteidigung der Autonomie gegen überzogene Erwartungen, aber vor allem gegen überbordende Skepsis.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.11.2017

Klug, anregend, aber auch fordernd findet Otto A. Böhmer den Versuch der Philosophin Beate Rössler, die Bedeutung und die Bedrohungen der Autonomie des Ich zu erkunden. Klug und anregend nicht zuletzt, da die Autorin Verteidiger der Autonomie vor allem in der Literatur sucht, findet und zitiert, und sie auch vor den Gefährdungen der Autonomie durch die Digitalsierung nicht zurückschreckt. Fordernd findet Böhmer die schiere Materialfülle im Buch, die Rössler allerdings mit Bedacht sichtet und bewertet, wie er beruhigt feststellt. Schopenhauer und Otfried Höffe, zwei starke Pole der Debatte, vermisst der Rezensent im Band allerdings.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 16.06.2017

Manuela Lenzen fühlt sich aufgefordert zu fragen, wie sie leben will, von dem Buch der Moralphilosophin Beate Rössler. Autonomie als Paradox und Bedingung eines gelungenen Lebens, als Aufgabe und gefährdetes Gut, lernt Lenze bei Rössler kennen. Nicht nur für Fachleute, aber für Leser, die Anknüpfungen an Literatur nicht scheuen, scheint Lenzen das Buch geeignet. Begriffserklärung, Philosophiegeschichtliches und Alltagsbeispiele bietet die Autorin, meint sie.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 18.05.2017

Mit großem Interesse hat die hier rezensierende Göttinger Philosophin Eva Weber-Guskar das Buch ihrer Kollegin Beate Rössler über die Verwirklichung von Autonomie gelesen. Die Göttinger Philosophin kann der Kritikerin ihre Konzeption einer "nicht-idealen" Autonomie, in der nach verschiedenen Graden verwirklichter Autonomie unterschieden werden müsse, plausibel darlegen. Rösslers Beispiele, etwas jenes der ganzkörperverschleierten praktizierenden Salafistin Faiza X, die einerseits ihrem Mann gehorcht, andererseits ihre Religion selbstbestimmt verfolgt, findet die Kritikerin klug gewählt, die wissenschaftliche Diskussion der letzten Jahrzehnte fasst Rössler zudem gelungen zusammen, lobt sie. Nicht jeder These kann die Rezensentin: Rösslers Konstruktion von Teilautonomien, die wiederum von Anerkennung abhängig sind, scheint ihr einem Mann wie dem Hitler-Attentäter Georg Elser nicht gerecht zu werden. Auch hätte sich die Rezensentin gelegentlich weitere Erläuterungen zu aktuellen philosophischen Debatten gewünscht. Doch dafür kann sie dieses dank zahlreicher literarischer Beispiele äußerst "anschauliche" Buch auch Lesern ohne philosophische Fachkenntnis empfehlen.