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La Revue Nouvelle

1 Presseschau-Absatz

Magazinrundschau vom 15.06.2021 - La Revue Nouvelle

Seit den Terrorattacken von Islamisten in Frankreich, hat es unter Muslimen in französischsprachigen Ländern Diskussionen gegeben, die dazu führten, dass sich eine immer liberalere Richtung artikulierte, die den konservativen Muslimen vorwarf, keine Antwort auf die Jihadisten zu finden, erzählt Michaël Privot in einem Artikel, den Eurozine ins Englische übersetzt hat. Vor allem die sozialen Medien erlauben es, Dissens mit konservativen Muslimen zu formulieren, so Pivot: "Für die Online-Dissidenten geht es beim Aufbrechen des hegemonialen islamischen Diskurses darum, die Kontrolle über ihr Leben und ihr Schicksal zurückzugewinnen und sich wieder mit dem breiteren sozialen Gefüge oder sogar der Gesellschaft selbst zu verbinden. Sie können dann zu aktiven Akteuren werden, die sich für das Gemeinwohl einsetzen. Indem sie aus der 'islamischen Blase' heraustreten, können sie dazu beitragen, ein fast permanentes Gefühl der Dissonanz mit dem sozialen Umfeld zu beseitigen. Die Art und Weise, in der diese Stimmen verschiedene Diskurse mobilisieren, verdient es, gesondert analysiert zu werden. Dazu gehören die Ironie, die Religionswissenschaft, die Islamwissenschaft, die Erotik, die traditionelle islamische Gelehrsamkeit, die Spiritualität, die Soziologie, die Geschichte der sozialen Imaginarien und so weiter. Jede Stimme hat ihre eigene Methode, den totalisierenden, wenn nicht gar totalitären islamischen Diskurs herauszufordern und die Einheitlichkeit der Muslime zu untergraben.  In Ermangelung von Zwangsmechanismen sind dies die Formen des Widerstands, auf die sich der Dissens stützt. In der Zwischenzeit sind die einzigen Kräfte, die die Zustimmung zu konservativen islamischen Normen sicherstellen, die Angst vor der Hölle oder Gruppenzwang und die individuelle, fragmentierte Natur jeder Herausforderung der Autorität."