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Johannesburg Review of Books

1 Presseschau-Absatz

Magazinrundschau vom 14.04.2020 - Johannesburg Review of Books

In einem lebhaften, sehr persönlichen Interview mit Lebohang Mojapelo erklärt der somalische Autor Nuruddin Farah, warum er schon aus mehreren afrikanischen Ländern rausgeschmissen wurde, warum seine Bücher im südlichen Afrika kaum gelesen werden, warum sein multikultureller und multilingualer Hintergrund in Afrika stets etwas misstrauisch beäugt wird und warum Frauenrechte für ihn immer selbstverständlich waren. "Ich habe meine Bücher nie als feministisch bezeichnet. Ich kann nur sagen, dass ich genug Erfahrung damit hatte, wie die Gesellschaft mit meiner Mutter oder meinen Schwestern umging. Dass uns Männern Privilegien eingeräumt wurden, die Mädchen nie beanspruchen konnten. Wie die Schwester, die nach mir kam, in der Küche gehalten wurde, während der Junge, der nach ihr kam, sofort zur Schule geschickt wurde. Mein Vater und ich hatten einen großen Streit darüber, ob ich viel Geld für die Ausbildung meiner Schwester ausgeben würde oder nicht, mein Vater sagte: 'Gib mir das Geld, statt es für ein Mädchen auszugeben.' Nun, ich tat es nicht, nicht, weil ich Feminist war, sondern weil fair fair ist. Ist man jetzt Feminist, weil man glaubt, dass fair fair ist? Da müssten Sie jemand anders fragen." Frauen machen es in der somalischen Gesellschaft allerdings oft auch nicht besser, meint Farah: "Die Abwesenheit des Patriarchen schafft sofort Raum für eine Matriarchin, die dann dieses traditionelle Unterdrückungssystem vertritt. Ich sage Ihnen, das gesamte somalische Familiensystem ist autoritär. Die Somalier und ihre Familien sind in der Regel autoritär sind. Sie würden isoliert, rausgeschmissen, von der Religion, von der Familie exkommuniziert werden, hielten Sie sich nicht an die Linie des Clans, der Familie und des Glaubens. ... Ich komme von einem Ort, von dem aus ich die Tradition in Frage stelle. Ich komme von einem Ort, an dem ich sage, dass die Ältesten alles vermasselt haben. Ich bin eine Anomalie."
Stichwörter: Frauenrechte, Privilegien