Magazinrundschau - Archiv

Heti Valasz

2 Presseschau-Absätze

Magazinrundschau vom 15.08.2006 - Heti Valasz

Zum 50. Jahrestag des ungarischen Volksaufstandes von 1956 sind unveröffentlichte Archivmaterialien erschienen. Andreas Oplatka, Historiker und ehemaliger Redakteur der Neuen Zürcher Zeitung, analysiert die Tagebücher des inhaftierten Anführers Imre Nagy. Er sei auch nach dem Aufstand ein Kommunist geblieben, aber "seltsamerweise waren seine Ansichten auch mit Standpunkten vereinbar wie: Die bedingungslose Treue zur Sowjetunion ist kein Prüfstein der Politik eines sozialistischen Landes. Der echte Internationalismus des Proletariats bedeutet Gleichrangigkeit, nicht demütige Dienerschaft gegenüber Moskau. Mehrparteiensystem und Sozialismus sind kompatibel. Nagy betonte, dass das Volk die Neutralität Ungarns fordere - auch das war mit seinen kommunistischen Ansichten vereinbar. Der Warschauer Pakt, aus dem Ungarn am 1. November 1956 austrat, war für ihn grundsätzlich negativ, ein Instrument der Blockpolitik. Die Revolution sei der Unabhängigkeitskampf eines gekränkten Volkes gewesen, das vom chauvinistischen russischen Imperialismus niedergeschlagen worden sei. Noch einmal: War er wirklich ein Kommunist?"

Magazinrundschau vom 20.06.2006 - Heti Valasz

Die Erde rast in eine Umweltkatastrophe, ausgelöst durch Profitorientiertheit und technische Entwicklung, meint der Romancier György Spiro im Gespräch. Pessismus sei daher die einzige realistische Weltsicht: "Meine eigene Biografie demonstriert es auch: ich war nie pessimistisch genug, um von der kommenden schlimmen Wendung der Dinge nicht überrascht zu sein. Ich war immer optimistischer als ich hätte sein sollen. Es ist ein Irrtum, Pessimismus mit der Denkweise des Dramatikers zu verwechseln. Letztere bedeutet, dass man die Welt mit ihren Konflikten betrachtet, aber keine Lösung entdeckt. Wenn ein Konflikt einen anderen in den Hintergrund drängt, ist das noch längst keine Lösung." Die Hauptfigur seines in der Zeit Jesus von Nazareth spielenden Romans "Gefangenschaft" "ist zum Beispiel auch nicht skeptisch. Sogar im letzten Augenblick seines Lebens gibt es für ihn unangenehme Überraschungen."
Stichwörter: Pessimismus