Yusuf Atilgan

Der Müßiggänger

Roman
Cover: Der Müßiggänger
Unionsverlag, Zürich 2007
ISBN 9783293100084
Gebunden, 256 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Türkischen von Antje Bauer. Mit einem Nachwort von Yüksel Pazarkaya. Wie "eine schwankende Brücke ohne Geländer" ist das Leben für den jungen Flaneur. Ziellos treibt er durch die Straßen Istanbuls. Er geht in Kinos, trifft sich mit Künstlern und macht sich einen Spaß daraus, die Heuchelei der anderen zu entlarven. Mal provoziert er Passanten, mal Kellner in den Cafes, immer ist er unglücklich und auf der verzweifelten Suche nach der Frau seiner Träume. Eines Tages erblickt er ein Mädchen im blauen Regenmantel; er spürt, dass sie die Gesuchte ist. Sie steigt in einen Bus und fährt davon. Verzweifelt stürzt er ihr nach und kommt dabei fast unter die Räder. Er weiß, er hat sein Glück im gleichen Augenblick gefunden und wieder verloren. Yusuf Atilgan erregte Ende der fünziger Jahre mit seinen Schilderungen von Haltlosigkeit und Entfremdung Aufsehen, weil er damit die Werte der jungen Türkischen Republik in Frage stellte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.07.2008

Zeitlos, immer noch lesenswert und vor allem sehr speziell findet Rezensent Martin Zähringer diesen bereits 1959 im Original erschienenen Roman des türkischen Schriftstellers Yusuf Atilgan. Es geht um einen überspannten und antriebsschwachen reichen Erben, der auch noch unter einem heftigen Ödipuskomplex leidet, lesen wir. Dieser, in Istanbul angesiedelte Spätableger des Genres Großstadtromans besticht den Rezensenten einerseits durch seinen höchst eigenen Helden, der ihn an Knut Hamsum, Edgar Allan Poe und Charles Baudelaire auf einmal erinnert. Auch fasziniert den Rezensenten der Entwurf der Stadt Istanbul im Roman als utopischer Ort einer literarischen Moderne. Angeschrägt werde diese Opulenz durch die Tatsache, dass Atiglans Held an einer handfesten Neurose leide. Auch wenn er in gewisser Weise trotzdem eine erotische Erfüllung finde, ist unser Rezensent dennoch von der Heillosigkeit des Zustands dieses Protagonisten überzeugt und von dieser Ambivalenz komplett hingerissen.
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