Wolfram Wette (Hg.)

"Hier war doch nichts!"

Waldkirch im Nationalsozialismus
Cover: "Hier war doch nichts!"
Donat Verlag, Bremen 2019
ISBN 9783943425864
Gebunden, 528 Seiten, 29,80 EUR

Klappentext

Unter Mitarbeit von Roman Götzmann, Armin Bannwarth, Hagen Battran und Marion Bentin. Mit zahlreichen Abbildungen. In vielen Ortschaften, Gemeinden und Kleinstädten hört man über die NS-Zeit sagen: "Bei uns ist alles nicht so schlimm gewesen!" Oder: "Hier war doch nichts!" Aber trifft das wirklich zu? Drückt sich darin vielleicht nur eine lokale Variante der Verdrängungshaltung aus, die sich nach 1948/49 in ganz Deutschland ausbreitete? Für Waldkirch richten 27 Autorinnen/Autoren - stellvertretend für viele andere - den Blick auf das wirkliche Leben. Sie fragen: Was war denn anderswo schlimmer als hier? Wo war anderswo? Gab es im nationalsozialistischen Deutschland so etwas wie eine Insel, die von den braunen Stürmen der Zeit verschont blieb? Wie ist es zu erklären, dass es zu der Überzeugung von geringer Belastung und weitgehender Schuldlosigkeit gekommen ist? Wie vollzog sich die Etablierung der Nazi-Diktatur? Gab es Widerstand? Wie wurde der Weltkrieg 1939 bis 1945 erlebt und verarbeitet? Wie ging man im "Städtle" nach 1945 mit den Verbrechen und mit den Tätern um? Und was tut man heute, um aus der Vergangenheit Lehren zu ziehen? Auf diese und viele andere Fragen geben die quellengesättigten Beiträge des Sammelbandes Auskunft. Ergänzt werden sie durch mehr als 300 Bilder und historische Texte, die zum Weiterdenken anregen. Ein außergewöhnliches und exemplarisches Buch, das die gesamte Breite des politischen und gesellschaftlichen Lebens im Nationalsozialismus in einer deutschen Kleinstadt erkundet und gründlich beleuchtet - achtzig Jahre nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 20.06.2020

Dieses Buch ist der vorläufige Endpunkt des Bemühens vieler Waldkircher, die NS-Vergangenheit ihres Orts aufzuarbeiten, erklärt Rezensent Oliver Stenzel. Erschüttert von der Erkenntnis, dass die grausamen Taten des Waldkircher NS-Verbrechers Karl Jäger viel zu lange verschleiert wurden, haben die ehrenamtlichen Autoren erforscht, dass und wieso die NS-Ideologie in Waldkirch besonders erfolgreich war, so Stenzel. Gründlich recherchiert und ansprechend gestaltet, konnte das Buch dem Rezensenten zeigen, dass es durchaus Spielraum für Widerstand gegeben hätte.